Wie man eine Platform Company wird.
Gestern bei den Apple Keynotes gab es wenig Überraschendes. Wer große Innovationen erwartete, wurde enttäuscht. Und es wird die Frage gestellt, ob Apple die Innovationsführerschaft verloren hat, während Nokia sich prächtig über die Imitation ihres Lumia-Farbkonzepts amüsiert. Derweil verliert die Marke für eingefleischt Apple-Fanboys an Anziehungskraft.
Dabei ist für viele Branchenbeobachter sicherlich die größte Überraschung, dass Apple mit dem iPhone 5C kein wirklich günstiges Smartphone an den Markt bringt, um der Konkurrenz insbesondere in den Wachstumsmärkten Paroli zu bieten. In Deutschland wird das Gerät mit 16 GByte 599 Euro und mit 32 Gbyte 699 Euro (jeweils ohne Vertrag) kosten. Das sind nur je rund 100 Euro weniger als beim iPhone 5s. Von Kampfpreisen kann also keine Rede sein.
Damit bleibt Apple seiner Linie treu und verteidigt seine Position als Profitleader in dem hartumkämpften Smartphone-Markt, in dem kaum ein Unternehmen außer Samsung attraktive Gewinnmargen erzielt.
Mancher Analyst behauptet dennoch, dass Apple seine besten Zeiten hinter sich hat und im Wettstreit um Marktanteile sukzessive von Samsung, LG & Co. marginalisiert wird.
Apple ist nicht Nokia, denn Apple hat iTunes!
Was vielfach ausgeblendet wird: Apple agiert schon lange nicht mehr als ein Hersteller klassischer Prägung. Apple hat sich ein Eco-System aufgebaut, in dessen Zentrum iTunes als Plattform regiert.
Mit jeden Verkauf eines i-Gerätes wird das App- und Content-Geschäft weiter angefacht. Dabei profitiert Apple bislang von einer sehr hohen Wiederkaufsrate von 90 Prozent. Die Wechselrate berechnet auf die Gesamtheit alle Kunden liegt bei derzeit nur 5 Prozent. Ein Wert von dem Kabel- und Telefongesellschaften nur träumen können.
Dabei spielen die Lock-in-Effekt eine große Rolle, die die Plattform erzeugt. So dürften die Wechselkosten von vielen Kunden als prohibitiv hoch angesehen werden. Analysten von Goldman Sachs schätzen diese Kosten auf 122 bis 301 US Dollar je Gerät, um Apps Musik etc. zu ersetzen. Dabei bleibt der Aufwand an Zeit und Ärger unberücksichtigt, der mit jedem Wechsel verbunden ist.
Apple ist eine Platform Company – iTunes die Money-Machine
Apple hat damit in den letzten sieben Jahren den Wandel vom Hardware-Hersteller zum Plattform-Anbieter gemeistert. Die iTunes-Umsätze wachsen schneller als jedes andere Apple Business (das iPad ausgenommen), berichtete vor kurzem der Finanzanalyst Philip Elmer-Dewitt von Fortune:
What struck me, looking at Apple’s most recent SEC Form 10-Q, is that revenue from the iTunes Store grew faster sequentially (30%) and year over year (26%) than every other line of Apple’s business except the iPad (40% and 29%, respectively).
Apple ist kein abverkaufsorientierter Hard- und Softwarehersteller mit von Quartal zu Quart schwankenden Einkünften mehr, sondern eine Platform Company mit stabilen, wiederkehrenden Einnahmen ähnlich Telefongesellschaften.
Apple größter Wert: Seine Kundenbasis
Marktexperten schätzen, dass bis heute rund 865 Millionen Apple Endgeräte verkauft wurden, die sich mit iTunes verbinden. Im Juni teilte Apple mit, dass rund 575 Millionen iTunes-Konten aktiv sind. Im letzten Quartal hat Apple 4 Mrd US$ über Käufe auf iTunes umgesetzt. Wenn man die Zahlen auf’s Jahr hochrechnet, dann sind diese Einkünfte aus dem iTunes-Geschäft größer als der Gesamtumsatz von Yahoo, Facebook und Netflix zusammen!
Apple ist damit das gelungen, wovon viele Telekom-Unternehmen nur träumen oder beim Versuch wie Vodafone mit der Content-Plattform 360 oder Nokia mit OVI kläglich gescheitert sind und etliche Millionen versenkt haben. Man könnte auch sagen, die 575 Millionen aktiven iTunes-Konten stellen die Kundenbasis des Softwareunternehmens aus Cupertino dar. Vor drei Jahren lagen die Umsätze je Kunde noch bei 400US$ pro Jahr, mit der Versechsfachung der Nutzerzahlen ist dieser Wert zwar auf 300US$ gesunken. Wer jedoch die Wachstumslinie fortschreibt, wird verstehen, dass selbst bei sinkendem Prokopf-Umsatz iTunes für Apple noch viele Jahre eine Goldgrube bleiben wird.
4 Kommentare
[…] Bernhard Steimel hat das richtig analysiert: Apple ist nicht Nokia, denn Apple hat iTunes! […]
[…] Während die Tech-Medien und Tech-Blogger jedes heiße Hardware-Gerücht aus dem Hause Apple hoch und runter kommentieren, bleibt der E-Commerce-Faktor relativ unbeleuchtet: “Apple Is Already Building Its Next Massive Business And No One Seems To Have Noticed”, titelt Business Insider und liegt damit nicht ganz richtig – zumindest für den deutschen Markt. Ehre, wem Ehre gebührt. Mind Business-Geschäftsführer Bernhard Steimel zählt zu den ersten Analysten, die den E-Commerce-Faktor in aller Ausführlichkeit untersucht haben. Und das war im September 2013! […]
[…] Während die Tech-Medien und Tech-Blogger jedes heiße Hardware-Gerücht aus dem Hause Apple hoch und runter kommentieren, bleibt der E-Commerce-Faktor relativ unbeleuchtet: “Apple Is Already Building Its Next Massive Business And No One Seems To Have Noticed”, titelt Business Insider und liegt damit nicht ganz richtig – zumindest für den deutschen Markt. Ehre, wem Ehre gebührt. Mind Business-Geschäftsführer Bernhard Steimel zählt zu den ersten Analysten, die den E-Commerce-Faktor in aller Ausführlichkeit untersucht haben. Und das war im September 2013! […]
[…] Während die Tech-Medien und Tech-Blogger jedes heiße Hardware-Gerücht aus dem Hause Apple hoch und runter kommentieren, bleibt der E-Commerce-Faktor relativ unbeleuchtet: “Apple Is Already Building Its Next Massive Business And No One Seems To Have Noticed“, titelt “Business Insider” und liegt damit nicht ganz richtig – zumindest für den deutschen Markt. Ehre, wem Ehre gebührt. Mind-Business-Geschäftsführer Bernhard Steimel zählt zu den ersten Analysten, die den E-Commerce-Faktor in aller Ausführlichkeit untersucht haben. Und das war im September 2013! […]