… In der Schweiz: Deutschland braucht bessere Infrastruktur für die Arbeit in home offices
Die Initiatoren Microsoft, SBB, Swisscom und Witzig The Office Company haben am 15. Mai mit Partnern aus Politik, Wirtschaft und Umwelt bereits zum fünften Mal zum nationalen Home Office Day aufgerufen und mit zahlreichen Anlässen, wie zum Beispiel dem ersten Freiluftbüro auf dem Waisenhausplatz in Bern, auf die Vorteile von Arbeitsflexibilität aufmerksam gemacht. Dank den über 25 teilnehmenden Coworking Locations, die ihre Arbeitsplätze gratis zur Verfügung gestellt haben, gab es in allen Regionen der Schweiz Mitmach- und Experimentiermöglichkeiten.
Nationalrätin & Geschäftsführerin von Pro Familia Lucrezia Meier-Schatz im Interview mit @barbarajosef #HOD14 pic.twitter.com/wDR6Mm4cOy
— Home Office Day (@HomeOfficeDay) 15. Mai 2014
Eine repräsentative Erhebung bei berufstätigen Personen in der Deutsch- und der Westschweiz zeigt erstmals, wie viele Personen mobil arbeiten und wie viele Tage sie im Home Office verbringen. Nach der Umfrage können von den 4,5 Millionen Beschäftigten in der Schweiz mehr als die Hälfte (54 Prozent) grundsätzlich aufgrund ihrer Arbeitsaufgabe schon heute mobil arbeiten. Ein Viertel der Beschäftigten, also etwas mehr als 1 Million Menschen, tut dies bereits mehrmals im Monat oder sogar mehrmals in der Woche. 11 Prozent arbeiten eher selten mobil – also einmal im Monat oder weniger. Weitere 13 Prozent könnten mobil arbeiten, tun es aber nicht, weil es ihnen entweder nicht erlaubt ist oder weil ihnen die nötige Technologie fehlt. Nur ein geringer Teil der Beschäftigten (7 Prozent) möchte explizit nicht mobil arbeiten.
Die Onlineumfrage wurde im Auftrag der Home Office Day-Initiative durch die intervista AG durchgeführt und stand unter der Leitung der Hochschule für Angewandte Psychologie, Fachhochschule Nordwestschweiz. Im Gegensatz zu anderen Studien wird mobile Arbeit konkretisiert als Arbeit, die an verschiedenen Orten mit Notebook, Smartphone oder Tablets und Internetanschluss geleistet wird.
#HOD14 Erste Impressionen aus Bern. Für Strom, Wlan, Kafi&Gipfeli ist gesorgt. Wir freuen uns auf ihren Besuch:) pic.twitter.com/FmWv6u89XV
— Home Office Day (@HomeOfficeDay) 15. Mai 2014
Freies WLAN in Restaurants
Um dem zunehmenden Mobilitätsbedürfnis gerecht zu werden, hat die Brancheninitiative ein neues Arbeitsplatzangebot lanciert und das Label “Workfriendly Space” eingeführt. Es signalisiert Wissensarbeitern, dass sie beispielsweise in Restaurants zum Arbeiten verweilen können und dass Sitzplätze sowie Stromanschluss und Gratis-WLAN zur Verfügung stehen.
Bereits dabei sind die Coop Restaurants, Migros Restaurants und Migros Take Aways sowie die Ketten “Coffee & Friends” und “cha chã – positive eating”. Aber auch lokale Betriebe wie die Turnhalle Bern oder das Rock Garden Restaurant haben sich der Initiative angeschlossen.
Der Home Office Day bietet nach Ansicht von Value5-Geschäftsführer Thomas Dehler auch für Deutschland eine gute Gelegenheit, um über die Notwendigkeit dezentraler Arbeit oder Telearbeit nachzudenken und neben organisatorischen sowie rechtlichen Fragen einen fokussierten Blick auf die technischen Voraussetzungen und somit Machbarkeiten für die Arbeit in den eigenen vier Wänden zu legen.
Abschied vom Anwesenheitswahn – Taten müssen folgen
Für den Betrieb von Telearbeitsplätzen gelten Auflagen und Rahmenbedingungen, die es von Datenschutz bis hin zu IT-Sicherheitsrichtlinien und weiteren Verwaltungs- und Unfallverhütungs-Vorschriften auch am Heimarbeitsplatz zu erfüllen gilt. Doch wie schaut es mit der technischen Basis aus, also der Breitband-Anbindung, genauer deren Verfügbarkeit und Stabilität aus?
„Besonders in strukturschwachen Regionen sollten mehr Anstrengungen unternommen werden, die digitale Infrastruktur zu verbessern und den Menschen neue Perspektiven für den Arbeitsmarkt zu bieten”, so Dehler, Dienstleister und Betreiber einer Cloudbelegschaft.
Der demographische Wandel ist geprägt von Regionen, die durch ihre urbane Struktur überhaupt kein Problem bei qualifizierten Arbeitskräften haben. Aber es gibt immer mehr Regionen, die zurückbleiben. Bislang hat man diese Entwicklung nur in Ostdeutschland vermutet, mittlerweile gibt es diese Entwicklung auch in Westdeutschland. Es ist also ein generelles Problem, dass manche Regionen regelrecht ausbluten, da die Überalterung zusätzlich damit verbunden ist, dass die jungen und mobilen Leute diese Regionen verlassen.
„Wenn Arbeitsministerin Andrea Nahles den Abschied vom Anwesenheitswahn in Unternehmen fordert, sollte Infrastruktur-Minister Alexander Dobrindt schleunigst mit Taten folgen. Wir sollten es für eine Industrienation technisch uneingeschränkt können und müssen die Arbeit dort hinbringen, wo die Menschen leben. Gerade für dezentrales Arbeiten als Cloudbelegschaft, in räumlich verteilten Teams, brauchen wir eine Breitbandigkeit, die diesen Namen auch verdient. Strukturschwache Regionen muss man mit einer besseren digitalen Infrastruktur aufwerten“, fordert Dehler.
Teufelskreis in strukturschwachen Gebieten durchbrechen
Wenn Bund und Länder diese Impulse nicht endlich setzen, werde nichts passieren.
„Da stecken wir in einem Teufelskreis. Jene Regionen, in denen Firmen abwandern oder Nachwuchskräfte das Dorf oder den ländlichen Raum verlassen, büßen entsprechend Steuer- und Gebühreneinnahmen ein. Es fehlen Finanzmittel, um Infrastruktur zu finanzieren. Eine Kommune kann diese Beträge dann nicht mehr selber stellen“, erläutert Dehler.
Die Absichtserklärungen der Großen Koalition zur digitalen Agenda seien bislang nur Lippenbekenntnisse. Es gebe bislang keine Haushaltsmittel, die für eine Modernisierung des Internets bereitgestellt werden.
„Für den Arbeitsmarkt ist das keine gute Botschaft“, resümiert der Value5-Geschäftsführer.
In Deutschland findet der Home Office Day am 13. November statt – mal schauen, ob es da ähnliche Impulse gibt wie in der Schweiz.
Dieser Beitrag ist zuerst erschienen auf: www.ne-na.de – Nachrichten im Netz-Dschungel