Ein Gastbeitrag von Dietmar Dahmen, Speaker, Innovationsexperte und Creative Consultant.
Jedes Unternehmen will sich absichern. Das Blöde: die Zeiten, in denen das ging, sind vorbei! Nichts ist gefährlicher als sich in Sicherheit zu wiegen. Denn: Sicherheit ist gefährlich. Sicherheit macht träge. Sicherheit macht unbeweglich.
Ein gesundes Maß an Panik, ist immer gut. Panik hält wach. Positive Panik macht beweglich. Negative Panik friert ein – wir alle kennen die drei möglichen Antworten auf Gefahr: FREEZE, FLIGHT, FIGHT.
FREEZE ist immer schlecht. Wer nichts tut im Boxring des Business, kriegt 100% in die Fresse. Und dann fällt man irgendwann um.
FLIGHT kann gut sein (schnell die Aktien von „Yahoo“ verkaufen).
FIGHT ist fast immer das Beste! Und zwar besser spät als nie. Ja, der frühe Vogel kriegt zwar den Wurm, aber die zweite Maus kriegt oft den Käse (zumindest den, den die erste Maus nicht hat)!
Wenn Sie also JETZT angreifen, wenn Sie JETZT das Neue wagen, wenn Sie JETZT aus ihrem Loch kommen, können Sie noch die zweite Maus werden. Die dritte Maus ist zu spät. Die dritte Maus geht fast immer leer aus! Handeln Sie also JETZT! Wer beim Angriff einfriert und stillsteht wird meist gefressen.
Business ist schlimmer als Fightclub
Im Fightclub gab es Regeln, zumindest die, dass der Kampf IM RING stattfindet. Heute kommt der Angriff von überall. Ihr direkter Konkurrent – im Ring – ist meist relativ harmlos. Die Disruption kommt von außerhalb Ihres Marktes. Oft ist der Angreifer also NICHT in Ihrem Ring! Google war nicht im Ring der Autohersteller. Amazon war nicht im Ring der Cloud-Anbieter. Facebook war nicht im Ring der Nachrichten-Publizisten.
Da hilft wieder das gesunde Maß an Panik! Denn wer Panik hat, schaut sich dauernd um – überall hin – und das ist gut.
Schauen Sie also NEBEN Ihren Ring! Was passiert woanders. Wer könnte von außen etwas in Ihren Ring werfen und WAS ist das?
Wenn Sie wissen, was ein unbekannter Angreifer machen könnte, um Ihr Business zu vernichten, wenn Sie wissen, was sie hoffen, dass es niemals passiert: Super! Schreiben Sie es auf und tun Sie es selbst. Und wenn Sie es nicht können, überlegen Sie sich, wen oder was sie brauchen, um es zu können!
Meister – Himmel – Fallen … Sie kennen das Sprichwort!
Heroes Journey
Wenn Sie also Fighter im Business sein wollen, fangen Sie jetzt mit dem Training an! Aber Achtung: der Weg des Helden führt nicht linear nach oben. Echte Helden haben Tiefpunkte und es ist oft der Tiefpunkt, der den Erfolg in sich birgt!
Nehmen wir Rocky. Den kennen Sie sicher aus den gleichnamigen Filmen. Rocky will Weltmeister werden, also trainiert er: Kompenent, also mit den Besten. Konsequent, also jeden Tag und nicht nur einmal. Beides ist super, aber das macht nicht die Story. Die Story kommt, weil er den ersten Kampf verliert! Er blutet. Er leidet. Er ist am TIEFPUNKT!
Jeder Held hat einen Tiefpunkt! Der Tiefpunkt macht den Helden.
Q: Was macht der Held nach dem Tiefpunkt?
A: Etwas Anderes als vorher!
Das Ziel bleibt meist bestehen – im Fall von Rocky: Weltmeister werden. Die innere Einstellung bleibt bestehen: ICH SCHAFFE DAS! (Helden zweifeln nicht an ihrem ZIEL.) Aber die Handlung ändert sich: neues Training etc.
Q: Was können Sie davon lernen?
A: Bleiben Sie sich und Ihrem Ziel treu, aber ändern Sie die Handlungen.
Im Business-Deutsch:
- Finden Sie eine langfristige Vision. Je turbolenter die Zeiten, desto langfristiger sollte sie sein.
- Haben Sie Mut zu einer großen Vision. Je turbolenter die Zeiten, desto größer sollte sie sein.
- Leiten Sie ihre Mission ab!
- Bleiben Sie Mission und Vision treu.
Wenn der Verbrennungsmotor nicht mehr zieht, setzen Sie auf E-Mobilität. Die Mission „Mobilität“ bleibt erfüllt! Wenn der Verkauf im Laden hinkt, werden Sie Plattform. Die Mission „Kunden versorgen“ bleibt erfüllt! Wenn die Kunden wegbleiben, machen Sie nicht weiter wie bisher!
Probleme sind Freunde
Der Tiefpunkt ist also Ansporn für neues Handeln bei gleicher Vision/Mission.
Je tiefer der Tiefpunkt, desto drastischer das neue Handeln.
Bei 1% Einbruch des Geschäfts handeln sie weniger radikal als bei 95% Einbruch. Warum eigentlich? Was würden Sie tun, wenn das Geschäft um 95% sinkt? Warum tun Sie es nicht JETZT? Nicht Ihr Problem? Hmm, nichts ist besser als Probleme zu haben. Wetten?
Aufgabe A: Entwerfen Sie einen neuen Schuh. Welche Ideen haben Sie?
Jetzt fügen wir ein Problem dazu:
Aufgabe B: Entwerfen Sie einen neuen Schuh für Blinde!
Wahrscheinlich bringt Sie das zusätzliche Problem auf neue Ideen. Und neue Ideen machen den Markt. Addieren Sie Probleme und alles wird gut.
TV plus das Problem: Nutzer hat nie Zeit = Netflix
Kaffee plus das Problem: Nutzer ist ungeschickt = Nespresso
Tauchen plus das Problem: Nutzer kann nicht schwimmen = Virtual Reality
Probleme bleiben, Lösungen ändern sich. Oder wie man im Business sagt: „You don’t own a solution, you own a problem“.
Nehmen wir das Problem „Langeweile“! Da hilft die Lösung „Spielen“! Und die ändert sich ständig: Erst kam das Brettspiel, dann Würfel, dann Kasinos, später Rubiks Cube, Disney World, Nintendo, Xbox, Online-Spiele, Escape Rooms – alles Lösungen für das gleiche „Problem“.
Addieren Sie Probleme, radikalisieren Sie die Probleme, nehmen Sie Sicherheiten weg und schauen Sie, auf welche Lösungen Sie jetzt kommen!
Wie kann man da navigieren?
Mit dem „SMARTER SERVICE“-Kompass. Der geht ganz einfach.
Egal was Sie tun, machen Sie es:
- EINFACH-ER (die gleiche Lösung nur komplizierter: ggf ein Nieschenmarkt)
- SCHNELL-ER (die gleiche Lösung nur langsamer, hmmmm?)
- INDIVIDUELL-ER (die gleiche Lösung nur NICHT, wie die Kundin es will? ARE YOU KIDDING?)
- CONNECTET-ER (= SMART-ER) Team schlägt Einzelheld! Und das bessere Team stimmt sich besser ab – ist mehr CONNECTED und SMARTER!
Viel Spass für die nächsten 1000!
Unser Gastautor
Dietmar Dahmen ist weltweit nachgefragter Speaker, Innovationsexperte, Inspirator und Motivator.
Über 20 Jahre Marketing und Werbung in Hamburg, Los Angeles, München, New York und Wien.
Dietmar Dahmen begann als Strategischer Planer (Lintas) und wurde dann Creative Director (DDB-Heye), Executive Creative Director (Ogilvy) und Chief Creative Officer und Managing Director der internationalen Agenturgruppe BBDO.
Heute arbeitet er als Speaker, Innovationsexperte und Creative Consultant. Er ist President des Board of Advisors bei Mediahead Zürich und Member of the Board of Advisors bei SummitNYC, New York. Seit 2011 hält er zusätzlich die Position des Chief Innovation Officer bei ecx.io an IBM company.
1 Kommentar
Ich empfehle die Lektüre von Sprengers neuem Buch über „Das anständige Unternehmen“, oder noch pointierter, Baeckers „Postheroische Führung Führung“.
Ansonsten habe gerade die 80-iger angerufen und wollen ihren Macho-Manager zurück.