Drei Fragen an Dr. Kai Hudetz – Nur durch den Aufbau erfolgreicher Omnichannel-Konzepte kann sich die Möbelbranche gegen Amazon und Co wappnen, meint Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln.
Die Händler nutzen die digitalen Möglichkeiten fast gar nicht.
Dr. Kai Hudetz
Das Interview ist zuerst erschienen in unserer neuen Studie „Trendbook Smarter Retail“. Das Trendbook steht hier zum Download bereit.
Der Online-Anteil ist bei vielen Warengruppen inzwischen auf ein Viertel oder mehr angewachsen. Nur bei Möbeln ist er noch sehr klein. Sind Möbelmärkte die letzten Mohikaner?
Möbelhändler sind immer noch sehr traditionell unterwegs. Viele Händler machen online gar nichts, sodass ein Interessent für Möbel oder Küchen wie gewöhnlich im Markt sitzt und auf die Rückseite eines Monitors schaut.
Das ist sehr intransparent für den Kunden, er kann den Beratungsprozess nicht nachvollziehen. Doch online ist die Kundenerfarung häufig genauso ungünstig.
Die Händler nutzen die digitalen Möglichkeiten fast gar nicht, es gibt bestenfalls Onlineshops im klassischen Katalogstil. Von Omnichannel kann hier keine Rede sein, die Harmonisierung verschiedener Online- und Offline-Aktivitäten findet nicht statt.
Was sollten Möbelhändler tun, um diese Harmonisierung voranzutreiben?
Die Möbelbranche hat den grundlegenden Schritt noch vor sich: Sie muss weg vom reinen Produkt und dem reinen Verkaufen. Beides ist langweilig.
Stattdessen müssen die Händler überlegen, welchen Service sie über das reine Produkt hinaus noch anbieten können. Da gibt es zahlreiche Konzepte, die beispielsweise mit Konfiguratoren und Augmented Reality arbeiten.
Wo werden solche Konzepte verwirklicht? Gibt es da gute Beispiele?
Ja, Ikea. Das Unternehmen ist zwar sehr spät gestartet, besitzt aber durchdachte digitale Services. Ein Beispiel ist ein Online Konfigurator für Küchen, der Metod-Küchenplaner.
Er vermeidet Planungsfehler, da es nur passgenaue Zeichnungen von Ikea-Küchenmöbeln gibt und eine praktische 3D-Ansicht, in der die optische Wirkung deutlich wird.
Der Kunde kann direkt online bestellen oder mit einem Berater sprechen. Das Konzept ist übrigens grundsätzlich auf jedes Möbelsegment anwendbar, so gibt es bereits einen Konfigurator für Esszimmer und für Büroräume.
Der Konfigurator richtet sich eher an Personen, die sich vollständig neu einrichten wollen. Wer einfach bloß ein neues Sofa oder einen anderen Tisch möchte, der ist bei der Ikea-Katalog-App besser aufgehoben. Sie besitzt eine Augmented-Reality-Funktion, bei der das Möbel in das Kamerabild eingeblendet wird.
Das 3D-Produktbild wird im Zimmer verankert und kann nun von allen Seiten betrachtet werden. Das Einkaufserlebnis ist sehr komfortabel, Fehlkäufe und letztlich auch ein aufwendiger Umtausch werden vermieden.