Drei Fragen an Roman Friedrich

von Bernhard Steimel
2. Juni 2020
Drei Fragen an Roman Friedrich

Die Krise befördert die Digitalisierung und sorgt damit für höhere Widerstandsfähigkeit der Unternehmen – ein Interview mit Roman Friedrich, Managing Director und Partner der BCG.

»Die Arbeitsintensität ist aufgrund der Effizienz digitaler Hilfsmittel deutlich höher als vorher.«

Roman Friedrich

Wer sich die deutschen Unternehmen anschaut, bekommt den Eindruck: im Moment geht vieles fix, über das jahrelang nur diskutiert wurde.

Die aktuelle Krise ist nichts anderes als ein Beschleuniger für Themen, die in schon länger auf der Agenda stehen – oder zumindest stehen sollten. Die stärkere Digitalisierung der Arbeitsplätze kommt jetzt zwangsweise, doch es gibt keinen Grund, auf diesen Schritt zu verzichten.

Viele Unternehmen nutzen jetzt trotz früherer Bedenken digitale Interaktion, etwa virtuelle Team-Räume, Projektbereiche sowie Videokonferenzsysteme. Der Grund für das Zögern in der Vergangenheit ist letztlich ein kultureller: Mangelndes Vertrauen der Führungskräfte in ihre Mitarbeiter. Ihnen wird unterstellt, im Homeoffice weniger zu leisten. Doch die aktuelle Krise beweist das Gegenteil: Die Arbeitsintensität ist aufgrund der Effizienz digitaler Hilfsmittel deutlich höher als vorher.

Aber die Corona-Krise hat doch nicht nur positive Auswirkungen auf die Digitalisierung.

Eine große Gefahr der Krise ist, dass sie die Fähigkeit zur Investition in digitale Technologien einschränkt. Viele Unternehmen, deren Umsätze im Moment einbrechen, kürzen oder streichen sozusagen ihre Investitionen in die digitale Zukunft. Das typische Argument dabei ist: Was für mein altes System zehn Jahre gut funktioniert hat, wird auch die nächsten drei Jahre noch funktionieren. Dadurch verzichten Unternehmen jedoch darauf, digitale Geschäftsmodelle aufzubauen und über neue Tools neue Absatzmärkte zu erschließen.

Dabei könnten gerade Unternehmen mit aktuellen Umsatzeinbrüchen, aber noch ausreichen der Liquidität durch Digitalisierung profitieren, indem sie beispielsweise Kunden auf anderen Wegen ansprechen oder neu gewinnen. Doch durch das Einsparen von IT-Investitionen verhindern sie, dass sie in Zukunft krisenfester werden.

Wer als Unternehmen zukunftsorientiert ist, muss bei der Digitalisierung gewissermaßen einfach weitermachen?

Jedes Unternehmen ist gut beraten, die neuen digitalen Werkzeuge stark auszubauen. Denn die Vorteile sind evident. So hat eine sinkende Reisetätigkeit viele Vorteile. Die Produktivität der Mitarbeiter steigt, die Kosten sinken und die CO2 Bilanz verbessert sich. In vernetzten Wertschöpfungsketten erlaubt eine durchgängige Digitalisierung die Ermittlung von Daten, um auf Volatilität und dynamische Nachfragemuster zu reagieren und kleinste Marktsignale zu erkennen. Mitarbeiter-Apps und Collaboration-Tools erleichtern und vereinheitlichen die Krisenreaktion.

Zudem bringen Digitalisierung und Automatisierung neue Chancen. Im Nachgang der Krise wird es eine Diskussion geben, inwieweit die Globalisierung in der Logistik aufrechterhalten werden soll – etwa in der Pharmazie oder der Elektronik. Herstellung und Wertschöpfung könnten in Zukunft zumindest teilweise wieder zurück nach Deutschland oder nach Europa kommen.


Das ist ein Auszug aus unserer neue Studie: Trendbook Smarter Enterprise – X-Mal schneller aus der Krise. Die Studie steht ab sofort zum Download bereit.

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