Nachhaltig besser: Digitale Innovation für eine neue Realität

von Bernhard Steimel
23. Juni 2020
Nachhaltig besser: Digitale Innovation für eine neue Realität

Die Digitalisierung kann Unternehmen widerstandsfähiger machen und für dynamische Reaktionen in Krisensituationen sorgen.

Lieferketten robust und autark gestalten

Die Lieferketten zahlreicher Unternehmen aus der Industrieproduktion sind komplex, vernetzt und mehrstufig. Darüber hinaus fehlt es häufig an Transparenz. Das 100-köpfige Team eines Halbleiterherstellers benötigte mehr als ein Jahr, um die Versorgungsnetze des Unternehmens bis in alle Verästelungen zu kartieren. Hierin wird deutlich, dass in Krisensituationen der Überblick über ein derart komplexes Lieferantennetzwerk essenziell ist.

Software-Lösungen wie Blockchain bewirken eine größere Transparenz und Verfolgbarkeit von Waren und Rohstoffen. Schlüsselinformationen über Materialien, Logistik, Bestände, Produktion und Kapital in der Lieferkette können leicht erfasst, analysiert und ausgetauscht werden. Gleichzeitig lässt sich die Marktnachfrage dynamischer verfolgen und vorhersagen, die Produktion kann entsprechend angepasst werden.


E-Frachtbrief: Mehr Transparenz und Ende mit dem Papierkram

Ladepapiere, Begleitdokumente und Barcodes werden digital auf die Reise geschickt – in Telematikmodulen mit Displays, die an den Containern und Transportboxen angebracht sind. Sie erfassen Standorte, Bewegungen und Zustände wie Temperatur, Feuchtigkeit, Erschütterungen oder Geschwindigkeit. Die Daten gehen über das Mobilfunknetz in eine Cloud-Plattform der Telekom (Cloud der Dinge). Die Module verbrauchen nur wenig Energie, da ihre Displays von E-Book-Readern stammen.


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Die Additive Fertigung (Additive Manufacturing, 3D-Druck) macht Unternehmen unabhängiger von äußeren Einflussfaktoren. Damit sind individualisierte Kleinserien kostengünstig realisierbar, aber auch Ersatzteile. So lagern Hersteller von Flugzeugturbinen an Flughäfen keine Ersatzteile mehr. Stattdessen fertigt ein Metall-3D-Drucker Ersatz- teile nach Bedarf.

Diese Form der digitalen Herstellung wird sicher nicht die gesamte Lieferkette ersetzen können. Unternehmen werden auch in Zukunft auf Zulieferer angewiesen sein, die aber nicht unbedingt weltweit verstreut sein müssen. In der Corona-Krise beginnt die die Rückverlagerung der Herstellung systemrelevanter Produkte beispielsweise aus der Pharmazie nach Deutschland und Europa.

Hinzu kommt: Die Lieferkette muss stärker digitalisiert werden. Denn die Nachfragemuster sind im Moment sehr volatil und dynamisch, zuverlässige Vorhersagen kaum noch zu treffen. Zum Beispiel kann mit Demand Forecasting rasch ermittelt werden, wo die Nachfrage zuerst anzieht, um die Wertschöpfungskette dementsprechend auszurichten.

Mixed Reality in der Fernwartung und im Verkauf

Mixed Reality ist eine Kombination aus zwei Technologien, die mit Datenbrillen arbeiten: Erstens Virtual Reality (VR), wo eine abgeschlossene künstliche Umwelt erzeugt wird. Zweitens Augmented Reality (AR), wo Informationen in das Sichtfeld eingeblendet werden, etwa als Hilfestellung bei Reparatur oder Inbetriebnahme von Geräten.


Schwan Cosmetics: Remote-Wartung mit Mixed Reality (MR)

Schwan Cosmetics, der Marktführer bei Kosmetikstiften, setzt bei der Wartung seiner Spezialmaschinen auf die Microsoft HoloLens, um häufige und teure Reisen zu vermeiden. Dabei trägt ein Mitarbeiter vor Ort die Datenbrille und wird per Netzverbindung durch den Prozess der Wartung geführt. Experten in der Zentrale sehen, was er sieht, und geben ihm genaue Anweisungen. Dabei werden auch Bedienhinweise ins Sichtfeld eingeblendet.


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Auch in anderen Sektoren gibt es Einsatzmöglickkeiten für diese Brille. So haben verschiedene Wohnungsbaugesellschaften in China während der Corona-Krise Projekte gestartet, mit denen sie potenziellen Käufern MR-Touren durch ihre zum Verkauf stehenden Häuser und Wohnungen ermöglichten. Diese Form des Einkaufserlebnisses ist auch beim Handel mit Möbeln oder Autos möglich.

Improvisationskunst: Sich neu erfinden, wenn nichts mehr geht

Einige Branchen verbuchen in der Corona-Krise einen Umsatzverlust von nahezu 100 Prozent, beispielsweise Hotels und die damit verbundenen Dienstleister. Deshalb ist der Reservierungsservice HRS dazu übergegangen, Hotelzimmer als sicheres und ruhiges „Homeoffice“ zu vermitteln. Das Angebot richtet sich an Personen, die zu Hause nicht ausreichend Ruhe zum Arbeiten finden. Auch einige Einzelhotels sind auf diese Idee gekommen und bieten ein „Hoteloffice“ an, um den Umsatzaus- fall teilweise auszugleichen.

Eine weitere Branche mit erheblichen Problemen sind Veranstalter von Messen, Konferenzen, Schulungen und vergleichbaren Events. Rein virtuelle Veranstaltungen werden der einzige Ausweg für diese Branche sein. Die passenden Plattformen sind vorhanden und können beliebig kombiniert wer- den. Warum nicht die CEO-Keynote auf YouTube streamen, anschließend auf Reddit in einer AMA-Sitzung (Ask Me Anything) auf Fragen antworten und später besonders interessante Fragen und Antworten in Instagram-Storys vorstellen?

Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad und bestehendem digitalen Ökosystem sind widerstandsfähiger. Sie bewältigen Notfälle wie die COVID-19-Pandemie besser als Unternehmen ohne eine solche digitale Infrastruktur. Diese müssen mit dem Notfall und zusätzlich auftretenden IT-Problemen fertig werden.


Virtuelle Events ersetzen klassische analoge Messen

Messeveranstaltern ist das Geschäftsmodell weggebrochen, Online-Messen ersetzen nun die abgesagten Veranstaltungen. Für Messebetreiber sind Online-Events ein neues Geschäftsmodell, das im Verlauf der Corona-Krise womöglich das Bisherige ersetzen wird. Allerdings: Jedes Unternehmen kann mit Digitalisierung unabhängig von seiner Größe virtuelle Messen und Partnerkonferenzen einrichten. Die Kosten sind geringer als bei einer Vor-Ort-Veranstaltung, die Besucherzahl ist nicht durch Reisekosten oder Hotelkapazitäten begrenzt und auch externe Speaker können leicht eingebunden werden.


Das ist ein Auszug aus unserer neue Studie: Trendbook Smarter Enterprise – X-Mal schneller aus der Krise. Die Studie steht ab sofort zum Download bereit.

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