Drei Fragen an Knud Lasse Lüth

von Bernhard Steimel
20. August 2020

Umfassendes Smart Manufacturing ist in der Industrie eher selten, sagt Knud Lasse Lüth, CEO des Analystenhauses IoT Analytics und Marktexperte für IoT und Industrie 4.0. Doch fast alle Unternehmen beschäftigen sich mit diesem Thema.

Von IoT Analytics gibt es eine neue Studie zu Smart Manufacturing. Welchen Reifegrad haben die Unternehmen der Industrie denn erreicht?

Wir haben einen Reifegrad von etwa 28 Prozent weltweit ermittelt, einzelne Regionen liegen etwas darüber oder darunter. Dabei bedeutet 100 Prozent eine umfassende Verwirklichung von 17 digitalen Technologien. Die Smart Factory ist noch nicht im großen Stil verwirklicht. Doch immerhin haben so gut wie alle Unternehmen entsprechende Initiativen in dieser Richtung. Die Mehrzahl der Unternehmen ist stark an zusätzlichen digitalen Services interessiert.

Die Unternehmen, die bereits Smart Manufacturing nutzen, haben in Mehrheit gute Erfahrungen gemacht. So geben gut 80 Prozent an, dass der ROI positiv ist. Auch die Amortisationszeit ist vergleichsweise kurz: 27 Prozent der eingesetzten Technologien haben die Investition innerhalb eines Jahres wieder eingespielt. Ein interessantes Detail: Besonders schnell profitabel ist Maschine Vision, also die kamerabasierte Qualitätskontrolle.

Welche Use Cases werden beim Smart Manufacturing besonders häufig umgesetzt, welche eher selten?

Condition Monitoring und Predictive Maintenance sind zusammen bei gut 90 Prozent der befragten Unternehmen im Einsatz. Etwas weniger verbreitet, aber im Aufwärtstrend sind Simulationen, beispielsweise der digitale Zwilling. Wenn Unternehmen diesen Use Case verwirklichen, sind sie sehr zufrieden und berichten von einem hohen und schnellen ROI. Außerdem ist die Mehrzahl der Unternehmen stark an zusätzlichen digitalen Services interessiert, aber die Verbreitung ist noch überschaubar. Verschiedene medial präsente Technologien wie Blockchain oder AR/VR sind dagegen eher Nischenthemen. Auch Equipment as a Service (EaaS) wird zwar diskutiert, aber nur von sehr wenigen Unternehmen überhaupt umgesetzt. Einer der Vorreiter ist die Heidelberger Druck AG.

Welche Unternehmen sind führend bei Smart Manufacturing?

Was im ersten Moment vielleicht überraschend wirkt: Siemens ist einer der Vorreiter der Smart Factory, was dem Unternehmen in der Corona-Krise geholfen hat. So ist der Automatisierungsgrad in den Siemens-Werken sehr hoch und die Produktion war deshalb von den Auswirkungen der Corona-Krise nur wenig betroffen. Ein zweiter Vorreiter im Bereich Maschinenbau ist Trumpf. Das Unternehmen bietet seinen Kunden eine enorme Transparenz im Produktionsprozess. Sie können auf der hauseigenen Plattform jederzeit sehen, an welchem Abschnitt sich ihre Bestellung gerade befindet und sie können an vielen Stellen noch eingreifen. Insgesamt ist bei dem Unternehmen die Digitalisierung vorbildlich, alle Mitarbeiter vom Management bis zum Facharbeiter werden umfassend geschult.


Das ist ein Auszug aus unserer neuen Studie: Trendbook Smarter Manufacturing – Wie sich die Industrie digital transformiert. Hier geht’s zum Download.

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