Logistik in der Krisendynamik

von Bernhard Steimel
24. August 2020
Logistik in der Krisendynamik – digitale Vorreiter sind widerstandsfähiger

Digitale Vorreiter sind widerstandsfähiger. Die Top-Digitalisierungstrends in der Logistik.

„Wir schauen auf einen mehrmonatigen Systembruch”,

sagt Prof. Dr. Thomas Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in einem Interview mit dem Fachmagazin BUSINESS+LOGISTIK.

Die Situation sei bestimmt durch punktuelle Nachfragesteigerung bei Lebensmitteln oder Medizin, denen drastische Einbrüche bei Gastronomie und Produktion gegenüberstanden.

„Die negativen Effekte überwogen bei weitem, weil die zu bewegenden Volumina kurzfristig zwischen 30 und 50 Prozent und manchmal noch mehr zurückgegangen sind.”

Die weltumspannenden Wertschöpfungsketten und ­-netzwerke waren zerrissen. Mit dem derzeitigen Anlauf der Produktion schließen sich viele Lieferketten wieder. Das braucht Zeit, aber die globale Teileversorgung kommt langsam wieder in Gang. Eine Stabilisierung ist nach Meinung Wimmers erst Ende 2020 oder Anfang des Folgejahres zu erwarten.

Der EU­-Binnenmarkt wird an Relevanz gewinnen, um Versorgungssicherheit und Stabilität durch kürzere Lieferketten zu erlangen. Die Logistikbranche muss sich breiter aufstellen, für mehr Krisensicherheit, mehr Resilienz und für eine ökologische Nachhaltigkeit.

Die schlimmste Rezession seit der Großen Depression

„Die Konsequenz ist eine Streuung und Minderung des Risikos durch Dual oder Multiple Sourcing, durch Verlagerung von Vorprodukten in den unmittelbaren räumlichen Zugriff und durch Erhöhung der Lagerbestände. Es geht um eine Abwägung von Effizienz- und Risikokriterien mit dem Ziel, die Lieferketten robuster zu gestalten. Doch wenn wir Wertschöpfungsketten auf Westeuropa „lokalisieren”, müssen wir, müssen die Verbraucher/innen bereit sein, das Doppelte bis Dreifache für Systeme und Komponenten zu bezahlen.”

Prof. Dr. Thomas Wimmer, BVL

Die Einschlagstiefe der Krise, ihre Dauer und die Erholungsdynamik lässt sich an der Transportlogistik verdeutlichen.

» Einschlagskraft: Eingeschränkte Handelsströme und stark verringerte Kapazitäten bei Schiffs­ und Lufttransport treffen auf eine hohe Nachfrage nach unverzichtbaren Gütern aus dem Medizin­ und Lebensmittelbereich. Gleichzeitig quellen Lager durch die ausbleibende Nachfrage bei Konsumgütern über und in den Häfen stauen sich die Container.

» Einschlagsdauer: Für die Seefracht erwarten Experten beispielsweise im Vergleich zum Beginn des Jahres 2020 einen leichten Rückgang um fünf bis zehn Prozent. Das Transportgeschäft verändert sich auch in der Luftfracht, die in den kommenden Monaten durch verringerte Kapazitäten in den verschiedenen Märkten geprägt sein wird.

» Erholungsdynamik: Unternehmen müssen sich auf längere Transitzeiten einstellen, da es Jahre dauern wird, bis das Niveau von 2019 wieder erreicht wird. Zusätzlich wird die Industrie zunehmenden Druck auf die gesamte Transportbranche ausüben, um ihre Kostenbilanzen zu optimieren.

Digitale Vorreiter kommen besser durch die Krise – ein wichtiges Ergebnis unseres „Trendbook Smarter Enterprise. X mal schneller aus der Krise”. Wir haben dort Unternehmen aus aller Welt untersucht, die in der Krise ihre Chance ergriffen haben.

Eine entscheidende Erkenntnis: Je höher der digitale Reifegrad eines Unternehmens, desto mehr Widerstandskraft hat es in Krisensituationen. Das gilt insbesondere für Logistiker, die jederzeit in der Lage sind, Waren zu verfolgen und Störungen in der Warenströmen vorauszusehen.


Dies ist ein Auszug aus unserer neuen Studie „Trendbook Smarter Logistics“. Hier geht‘s zum Download.

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