New Work und mobile Arbeit fordern von den Führungskräften Vertrauen in ihre Mitarbeiter, betont Ulf Kossol, Head of People Experience bei T-Systems Multimedia Solutions.
»Grundvertrauen entsteht durch Transparenz und Kommunikation – und zwar von oben nach unten.«
Ulf Kossol
In den letzten Jahren war viel von New Work und mobilem Arbeiten die Rede. Wie sind Unternehmen, die auf dieses Konzept gesetzt haben, mit der Corona-Krise klargekommen?
Unternehmen mit einem hohen digitalen Reifegrad bewältigen die Krise besser. Ein Beispiel: Wenn es für einige Mitarbeiter bereits mobile Arbeitsplätze gibt, lässt sich die vorhandene Lösung leicht skalieren. Ein weniger digitalisiertes Unternehmen muss zunächst viele vorgelagerte Schritte unternehmen, etwa Software beschaffen, Server- Infrastrukturen aufbauen und für die richtige Bandbreite im internen Netz sorgen.
Die digitalen Firmen haben zudem mehr Erfahrung mit der mobilen Arbeit. Denn die Organisation muss sich ebenfalls anpassen – formal über Prozesse, aber auch informell. So besteht das Berufsleben aus vielen Ritualen, die sich oft über eine lange Zeit entwickelt haben. Sie müssen ebenfalls in die digitale Welt übertragen werden, sonst fühlen sich die Mitarbeiter schnell isoliert. Eine regelmäßige, offene Videokonferenz ersetzt informelle Treffen. Hilfreich sind auch Chat-Kanäle, die als Gesprächsecke für private und geschäftliche Themen dienen.
In den letzten Jahren war viel von New Work und mobilem Arbeiten die Rede. Wie sind Unternehmen, die auf dieses Konzept gesetzt haben, mit der Corona-Krise klargekommen?
Wichtig ist die Führungskultur. Flexible und mobile Arbeit erfordert das Vertrauen der Führungskräfte in die Mitarbeiter. Denn Kontrolle ist im Moment schwer umzusetzen. Zudem ist das Homeoffice nicht freiwillig, sondern angeordnet. Außerdem gibt es in vielen Familien eine große Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung.
Die Führungskraft hat in der Krise die Aufgabe, sich die individuelle Situation des Mitarbeiters anzuschauen und zu bewerten: Was kann ich erwarten? Wie kann ich meine Mitarbeiter unterstützen? Das geht nur mit einem Grundvertrauen. Das wiederum entsteht durch Transparenz und Kommunikation – und zwar von oben nach unten, bevor sie von unten nach oben geht.
In den letzten Jahren war viel von New Work und mobilem Arbeiten die Rede. Wie sind Unternehmen, die auf dieses Konzept gesetzt haben, mit der Corona-Krise klargekommen?
Eine wichtige Erkenntnis wird sein, dass digitale Technologien nicht die Arbeit als solche ändern, sondern meist nur das Medium der Arbeit. Ein einfaches Beispiel: Am digitalen Whiteboard wird auf dieselbe Weise gearbeitet wie an einer Metalltafel. Die entsprechenden Tools sind so einfach, dass jeder nach einer kurzen Einweisung damit klarkommt.
Viele Unternehmen haben jetzt gelernt, dass Digitalisierung nicht bloß „nice to have“ ist. Im Gegen- teil, in der Krise ist sie in vielen Branchen in unterschiedlicher Stärke überlebenswichtig. Ebenso wird die Erfahrung bleiben, dass eine andere Zusammenarbeit im Arbeitsalltag möglich ist, beispielsweise über Videokonferenzen. Eine dritte bleibende Erfahrung: Nicht jede Dienstreise muss sein. Die Mitarbeiter werden sich in häufiger fragen: Muss ich wirklich vor Ort sein? Lässt sich das nicht aus der Ferne regeln?
Das ist ein Auszug aus unserer neue Studie: Trendbook Smarter Enterprise – X-Mal schneller aus der Krise. Die Studie steht ab sofort zum Download bereit.