Praxistipps: X-Mal schneller aus der Krise.

von Bernhard Steimel
22. September 2020
Praxistipps: X-Mal schneller aus der Krise.

Eine Krise ist für viele Leute in der westlichen Welt gleichbedeutend mit einer Katastrophe, nicht jedoch für Chinesen. Ihr Wort für Krise (weiji) besteht aus den Worten für Gefahr (wei) und Chance (ji). Es weist darauf hin, dass jede Krise zwei Möglichkeiten in sich birgt: Scheitern und Erfolg. Daher bedeutet jede Krise auch eine Chance.

Ian Davis, McKinsey Managing Partner (2009)
Ian Davis, McKinsey Managing Partner (2009)

Für einige Organisationen ist das kurzfristige Überleben der einzige Tagesordnungspunkt. Andere schauen durch den Nebel der Ungewissheit und überlegen, wie sie sich positionieren können, wenn die Krise vorbei ist und sich die Dinge wieder normalisieren. Die Frage ist: ‚Wie wird das Normale aussehen?‘ Während niemand sagen kann, wie lange die Krise andauern wird, wird das, was wir auf der anderen Seite sehen, nicht wie das Normale der letzten Jahre aussehen.

Ian Davis, McKinsey Managing Partner (2009)

Auf dem Weg in die neue Normalität

Der Einschlag der Corona-Krise wird voraussichtlich bis Ende 2021 ein großer Störfaktor für die Weltwirtschaft sein – vielleicht sogar darüber hinaus. Viele Branchen werden noch über eine lange Zeit nicht in die Nähe ihrer alten Erfolge kommen.

Doch für das einzelne Unternehmen kann diese Krisensituation eine große Chance bedeuten. Die Welt nach Corona ist nicht mehr so wie die Welt davor. Viele Unternehmen sind skeptisch geworden. Müssen wir so viele Dienstreisen machen? Ist unsere Just-in-Time-Lieferkette wirklich sinnvoll? Müssen wir nicht häufiger mit unseren Kunden reden?

Unternehmen sollten die Zeit der Krise nutzen. Dafür benötigen sie fünf Handlungsimpulse, die in ihrem Denken und Handeln im Vordergrund stehen sollten: Entschlusskraft, Widerstandskraft, Wiederaufbauwille, Neuorientierung, Gestaltungskraft (ähnlich McKinsey 2020, Global Health and Crisis Reponse).

Praxistipps: X-Mal schneller aus der Krise.

Entschlusskraft: Harte Entscheidungen treffen

Viele Unternehmen haben diesen Meilenstein auf dem Weg in die neue Normalität bereits erreicht. Sie haben in wichtigen Bereichen gehandelt, den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten und das Überleben gesichert. Sie haben Remote-Work ermöglicht, sich auf Online-Vertrieb und -Marketing ausgerichtet und Lücken in der Lieferkette kreativ gestopft.


Den Weg der Kunden mitgehen

Die Sars-Krise 2003 gilt in China als Starthilfe für E-Commerce. Ähnliches erwarten viele für die aktuelle Krise. So hat die chinesische Niederlassung eines Süßwarenherstellers alle Kampagnen bei herkömmlichen Werbemedien inklusive Print und TV gestrichen und stattdessen sämtliche Ressourcen in Richtung WeChat und Partnerschaften mit Onlineplattformen umgeleitet. (Quelle)


Widerstandskraft: Mit Schnelligkeit und Disziplin durch die Krise

Resilienz ist die Fähigkeit, einem Schock zu widerstehen. Im Wirtschaftsleben ist es die Fähigkeit, besser als die Konkurrenz aus einer Krise herauszukommen. Resiliente Unternehmen passen sich dynamisch an zyklische und strukturelle Veränderung von Angebot und Nachfrage an und können so weiterhin Gewinn erwirtschaften – für viele Unter- nehmen der Schlüssel des Überlebens.


Den Produktmix dynamisch neu ausrichten

Unterschiedliche Produktgruppen erfordern unterschiedliche Ansätze. Unternehmen müssen ihre Vorgehensweise während einer Krise anhand ihrer Geschäftsbereiche und Produktgruppen regelmäßig neu kalibrieren. So nutzte ein großer Nahrungsmittel- und Getränkekonzern die Krise, um in seinem zweitgrößten Markt (China) das Produktportfolio neu auszurichten. Er konzentrierte sich auf Gesundheits-Produkte, Importwaren und Online-Vertriebskanäle. (Quelle)


Wiederaufbauwille: Zurück auf den Wachstumspfad

Das „Wiederhochfahren“ nach dem wirtschaftlichen Shutdown ist keine einfache Aufgabe für die Unter- nehmen. Vor allem Unternehmen mit länderübergreifenden Standorten werden noch lange von der unterschiedlichen Erholungsdynamik betroffen sein.


Lokale Adaption durch digitale Lieferketten

Eines der größten chinesischen Molkereiunter- nehmen hat einen segmentierten Ansatz des „Wiederhochfahrens“ entwickelt. Er basiert auf der unterschiedlichen Erholungsdynamik in ländlichen Regionen und Städten sowie auf der Infrastruktur der eigenen Lieferkette und der Leistungsfähigkeit der Vertriebsorganisation. Das Unternehmen verteilte geplante Lieferungen nach Bedarf auf weniger betroffene Gebiete und passte sowohl das Marketing als auch die Budgetzuweisung kontinuierlich an regionale Unterschiede an. (Quelle)


Neuorientierung: Das Unternehmen neu denken

Nicht jeder wirtschaftliche Sektor wird wieder zu den alten Rahmenbedingungen zurückkehren. Bleibende Veränderungen sind möglich. So werden die Just-in-Time-Lieferketten der Automobilindustrie unter Druck geraten: Die Kontinuität der Belieferung wird einen höheren Wert erhalten.

Zudem ist es möglich, dass sich die Einstellung der Konsumenten in bestimmten Bereichen wie Gesundheit oder Privatsphäre nachhaltig ändern wird. Unternehmen sollten dynamisch darauf reagieren und innovative Produkte oder Services entwickeln.


Widrige Umstände zur Chance machen

Eine große chinesische Restaurantkette erkannte den Bedarf an selbstgekochten Gerichten während der Krise. Sie vermutete, dass die Nachfrage sich stabilisiert und ein neuer Markt entsteht. So entwickelte die Kette während des Shutdowns ein neues Angebot von Halbfertig-Gerichten, die das Kochen zu Hause vereinfachen.(Quelle)


Gestaltungskraft: Mit Optimismus Neues schaffen

Viele Unternehmen haben in der Krise spontan Neues geschaffen. Sie haben Remote-Work produktiv eingesetzt und sollten diese Ansätze nun weiter nutzen und damit effizienter und flexibler arbeiten. Führungskräfte haben durch die Krise ein besseres Gespür dafür bekommen, was außerhalb der bisherigen Prozesse möglich ist und was nicht. Viele bemerken, dass sich ihre Unternehmen auch mit hoher Geschwindigkeit bewegen können. Kurz: Die Corona-Krise hat Tempo und Ausmaß der Innovation am Arbeitsplatz forciert.


Das Unternehmen in der Krise verbessern

Viele chinesische Unternehmen haben während des wirtschaftlichen Scheiterns nicht die Anzahl der Mitarbeiter reduziert, sondern sie dazu ermutigt, ihre Zeit zu nutzen. Sie haben die internen Systeme verbessert, ihre eigenen Fähigkeiten durch Online-Schulungen erweitert und neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt. Diese Unternehmen sind jetzt besser auf die wirtschaftliche Erholung vorbereitet.


Das ist ein Auszug aus unserer neue Studie: Trendbook Smarter Enterprise – X-Mal schneller aus der Krise. Die Studie steht ab sofort zum Download bereit.

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