Die digitale Transformation des Gesundheitswesens ist überfällig. Denn für die Verbraucher und Patienten ist die Branche nur wenig transparent. Sie können kaum fundiert über ihre Gesundheitsversorgung entscheiden. Doch durch digitale Technologien und Datenanalysen kann eine barrierefreie, erschwingliche und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung entstehen.
Entscheidend ist hierfür eine höhere Transparenz im Gesundheitssystem und die Verfügbarkeit von Daten über die Leistungen von Ärzten und anderen Akteuren. Dafür muss sich die Branche stärker auf den Verbraucher ausrichten, ergebnisorientierte Zahlungssysteme einführen und mit neuen Technologien für eine kostengünstige Gesundheitsvorsorge den Wandel vom Krankheits- zum Gesundheitsmanagement vorantreiben (Quelle).
COVID19: Digitalisierungsbeschleuniger im Gesundheitswesen
Die Covid19-Pandemie war ein Digitalisierungsbeschleuniger für das Gesundheitswesen. Sie brachte neue Herausforderungen und verstärkte Trends und Innovationen.
Herausforderungen in der Krisendynamik
Die Auswirkungen der Pandemie auf das Gesundheitssystem waren enorm: Lieferengpässe bei medizinischen FFP2/3-Gesichtsmasken, fehlende Ersatzteile für Beatmungsgeräte und mangelnde die Ressourcen für Virentests und die Nachverfolgung von Infizierten. Parallel dazu mussten sich vor allem die Krankenhäuser umstellen. Sie mussten die Kapazität an Intensivbetten hochfahren. Im Gegenzug verschoben sie zahlreiche Operationen. Chronisch kranke Patienten gingen seltener zum Arzt – aus Besorgnis, sich anzustecken.
Das Fazit: Die Pandemie hat gezeigt, wie viele Prozesse und genutzte Technologien im Gesundheitswesen veraltet sind. So behindert der fehlende Zugriff auf genaue Daten aus unterschiedlichen Quellen die Versorgung der Patienten, die Triage und die Überweisung in Fachkliniken. Ein eindrückliches Beispiel: Viele Krankenhäuser wickeln den Datenaustausch mit Papierformularen und per Fax auch zwischen einzelnen Stationen ab.
Zwangsdigitalisierung im Eilverfahren
In dieser Situation entstand in einigen Krankenhäusern eine Zwangsdigitalisierung über Nacht: Sie haben Messaging per App im Eilverfahren eingeführt, um nicht durch trägen Faxversand und überlastete Empfangsgeräte gebremst zu werden. Wegen der Einschränkungen des Shutdowns stieg die Nutzung von digitalen Plattformen zur Patientenberatung und der Versand von Medikamenten durch Online-Apotheken sehr stark an.
Auch viele niedergelassene Ärzte haben auf den Bedarf reagiert und in großer Eile die Online-Terminvereinbarung sowie Videosprechstunden eingeführt. Viele Krankenhäuser griffen kurzfristig auf Technologien wie RPA (Robotic Process Automation) zurück, um beispielsweise die großen Daten- mengen bei Infektionstests schnell und fehlerfrei an die Labore zu übermitteln. Roboter erwiesen sich als große Hilfe bei der Desinfektion von großen Flächen.
Verfahren der künstlichen Intelligenz (KI) beschleunigen viele Abläufe. Eine der besonderen Stärken von KI ist die Mustererkennung. So benötigen Ärzte für die Analyse der Bilddaten einer Computertomografie bis zu einer Viertelstunde. Die KI des chinesischen Startups Yitu Technology schafft dieselbe Aufgabe innerhalb von 20 Sekunden. Dadurch konnte sie den Druck auf die überlasteten Krankenhäuser mildern.
Innovationen, die aus der Not geboren sind Weltweit haben Dutzende von Startups Produkte angepasst oder neu entwickelt. So ist der Oura Ring eigentlich ein Gadget zur Messung von Körperfunktionen, etwa beim Sport oder im Schlaf. Doch Wissenschaftler entdeckten schnell seine Nützlichkeit und nutzten ihn für Covid19-Studien. Er misst Puls, Atemfrequenz, Temperatur sowie Körperbewegungen. Über die Verbindung zu einer Smartphone-App übermittelt er wichtige Informationen über den Krankheitsverlauf an eine Klinik, ohne dass ein Infizierter permanent dort sein muss.
Ein weiteres Beispiel dafür ist der Healex Case Manager eines Kölner Entwicklers für Health-Soft- ware. Die App ist eine stark automatisierte Covid19-Fallbearbeitung für Krankenhäuser. Unter anderem können die Patienten ihre Daten mit Kliniken und Testzentren teilen. Durch die Anbindung an Krankenhaus-Informationssysteme werden die Daten schneller an die Gesundheitsämter übermittelt.
Smart Digital und Atos bieten eine Lösung, die mit Wärmesensoren vor dem Eingang von öffentlichen Gebäuden wie Krankenhäusern die Temperatur von Besuchern misst. Ist sie erhöht, wird automatisch ein Alarm an das System ausgesandt und der Zutritt vorerst beschränkt. In der Folge werden Einsatzkräfte informiert und fiebernde Personen medizinisch versorgt.
Dies ist ein Auszug aus unserer neuen Studie „Trendbook Smarter Health“. Hier geht‘s zum Download.