Digitale Geschäftsmodelle für die Kreislaufwirtschaft

von Bernhard Steimel
26. April 2022

Beim Erreichen von Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung steht meist die Verringerung und Vermeidung von Verschwendung, Energieverbrauch und Abfall im Vordergrund. Unternehmen wollen den negativen Impact ihrer Tätigkeit senken. Doch das wird nicht ausreichen. Es kommt darauf an, mit Digitalisierung einen positiven Impact zu erreichen. Wir beantworten die Frage, welche digitalen Geschäftsmodelle in die Kreislaufwirtschaft führen.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem „Trendbook Nachhaltigkeit mit Digitalisierung“. Einen Überblick über den Inhalt gibt der Artikel Nachhaltigkeit mit Digitalisierung beschleunigen. Sie können das Trendbook außerdem direkt kostenlos herunterladen.

Kreislaufwirtschaft mit digitalen  Geschäftsmodellen

Die digital fundierte Kreislaufwirtschaft bringt Unternehmen wirtschaftlichen Erfolg. Die ökologischen Effekte der Kreislaufwirtschaft sind ein großer Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen. Natürlich gibt es „Net Zero” nicht zum Nulltarif, die Wirtschaft muss stark investieren.

Sie wird aber auch profitieren: Laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte steigt die Bruttowertschöpfung der deutschen Industrie durch diese Investitionen um zwölf Milliarden Euro jährlich und es gibt einen Netto-Beschäftigungseffekt von knapp 180.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen.

Die makroökonomischen Effekte der Kreislaufwirtschaft (Quelle)

Ein erster Schritt zum Neu- und Anders-Denken von Produkten und Services sind digitale Geschäftsmodelle, die nah am Kerngeschäft sind und bestehende Geschäftsmodelle nachhaltiger machen – etwa mit Wertschöpfungsnetzwerken, Sharing-Konzepten und anderen Formen intelligenter Ressourcennutzung in der Kreislaufwirtschaft. (Quelle)

Nachhaltige Produkte und Services sind im Moment nicht immer konkurrenzfähig. Ihr Preis ist höher als für konventionell gefertigte oder angebotene Produkte. Der Preisunterschied wird mit dem Begriff Umweltprämie oder grüne Prämie (Green Premium) bezeichnet. Das Bestreben muss sein, diese Umweltprämie auf Null zu senken.

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Mehr Ressourceneffizienz mit additiver Fertigung

Der Einsatz von 3D-Druckern ist einer der wichtigen Nachhaltigkeitstrends in der gesamten Industrie. Die schnelle und individuelle Fertigung erzeugt eine höhere Kundenbindung und -zufriedenheit. Da der Materialaufwand geringer ist, gibt es weniger Verschnitt und Nachbearbeitung.

Ein Produktionsnetzwerk in Logistikzentren
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Postnord, der größte skandinavische Logistikdienstleister, etabliert digitale Lager: Ein verteiltes Produktionsnetzwerk in seinen Logistikzentren. Er arbeitet mit Herstellern zusammen, um Ersatzteile und Zubehör mit 3D-Druckern zu produzieren und über den kürzestmöglichen Weg auszuliefern.

Werden die Geräte als Ersatzteildrucker genutzt, so können defekte Maschinenteile ausgetauscht und eine längere Lebensdauer erreicht werden – mit den entsprechenden Effekten auf die Nachhaltigkeit. Als digitales Lager oder in der On-Demand-Produktion sorgen 3D-Drucker dafür, dass Lagerflächen eingespart werden.

Wertschöpfungsnetzwerke für die Kreislaufwirtschaft

Das Ziel neuer Geschäftsmodelle ist, Kunden und deren Daten mit Partnern zu teilen. So entstehen Synergie-Effekte, die zu Innovationen führen. Die Ressourceneffizienz des eigenen Geschäftsmodells steigt, wenn Zulieferer und Geschäftspartner in die Nachhaltigkeitsstrategie einbezogen werden.

Projekte auf Nachhaltigkeit prüfen
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Die Plattform EcoCrowd wird von der Deutschen Umweltstiftung und dem Umweltbundesamt unterstützt. Deren Expertise prüft alle Projekte vor der Freischaltung auf Nachhaltigkeit und Ernsthaftigkeit. Die Plattform präsentiert deshalb ausschließlich grüne, nachhaltige oder ökosoziale Ideen.

Besonders interessant für den Aufbau der Kreislaufwirtschaft in mittelständischen Unternehmen ist die Zusammenarbeit mit CleanTech-Startups, die im Bereich der Nachhaltigkeit Innovationstreiber sind. Laut Green Startup Monitor 2021 gehören etwa 30 Prozent aller deutschen Startups zum Bereich Nachhaltigkeit. Ein deutlicher Teil (27%) ist an Austausch und Kooperation mit etablierten Unternehmen interessiert.

As-a-Service- und Sharing-Geschäftsmodelle

Sharing-Konzepte und As-a-Service-Modelle helfen dabei, Ressourcen durch eine gemeinsame Nutzung zu optimieren. Das ist bei Produkten wie Kleidung, Elektronik oder Alltagsdingen bereits erprobt. Doch es gibt auch gescheiterte Sharing-Projekte, etwa Otto Now: „Die Produktvermietung ist in Deutschland nach wie vor ein Nischenmarkt, Konsumenten bevorzugen meist den Kauf.”

Compressed Air as a Service
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Ein Vorreiter bei As-a-Service war Kaeser, ein marktführender Hersteller von Druckluftgeräten. In seinem Betreibermodell kaufen Nutzer keinen Kompressor, sondern eine bestimmte Druckluftmenge. Kaeser übernimmt den kompletten Betrieb der Geräte und berechnet nur das genutzte Volumen.

Dagegen sind spezifische As-a-Service-Modelle im B2B-Sektor erfolgreicher, da sie sich auf hochpreisige Investitionsgüter richten. Die Modelle funktionieren analog zu den in der IT beliebten Managed Services: Der Kunde nutzt die eigentliche Leistung und deren Erbringung übernimmt der Anbieter.

Chemikalie plus Überwachung & Entsorgung
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Eine Variante des As-a-Service-Ansatzes ist das vom Mittelständler Safechem seit 25 Jahren erprobte „Chemikalien-Leasing” für Reinigungs- und Lösemittel. Zum Angebot gehören neben der Reinigung auch Überwachung, Qualitätskontrolle und Entsorgung. Das spart bis zu 93 Prozent des Lösemittelbedarfs.

Mietmodelle stärken die Ressourceneffizienz, da auch Kurzzeitmieten grundsätzlich möglich sind. So können Unternehmen beispielsweise Phasen mit großer Auslastung bewältigen, ohne Maschinen dauerhaft kaufen zu müssen. Damit entkoppelt sich die Wertschöpfung vom Produktumsatz.

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Haben Sie sich bereits mit Geschäftsmodellen für die Kreislaufwirtschaft beschäftigt? Werden Ihre Produkte ressourceneffizient gefertigt? Schreiben Sie uns oder hinterlassen Sie einen Kommentar.

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