Jedes Unternehmen muss selbst bewerten, welche Themen im konkreten Fall wichtig sind, sagt Melanie Kubin-Hardewig, VP Group Sustainability Management bei der Telekom im Interview. Eine Orientierung bieten dabei Standards wie der GRI (Global Reporting Initiative), der Richtlinien und Muster für Nachhaltigkeitsberichte bietet.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem „Trendbook Nachhaltigkeit mit Digitalisierung“. Einen Überblick über den Inhalt gibt der Artikel Nachhaltigkeit mit Digitalisierung beschleunigen. Sie können das Trendbook außerdem direkt kostenlos herunterladen.
Welche Rolle hat ein Nachhaltigkeitsmanager im Unternehmen?
Zuerst einmal ist es wichtig, dass Unternehmen die Verantwortung für Nachhaltigkeit funktional überhaupt allokieren. Dies kann dann zum Beispiel die Rolle einer Nachhaltigkeitsmanagerin sein. In dieser Rolle finden verschiedene Aufgaben statt: von der Analyse der aktuellen Performance im Thema Nachhaltigkeit zur Entwicklung von Maßnahmen und vor allem einer übergeordneten Strategie als auch der beratenden Expertenrolle für diverse andere Funktionen im Rahmen der Umsetzung.
Im Idealfall ist die Rolle so gut mit anderen Funktionen verzahnt, dass hier ein echter Austausch auf Augenhöhe stattfinden kann. Die fachliche Expertise zum Geschäftsfeld muss mit den ökologischen und sozialen Fragestellungen verbunden werden. Dafür braucht es üblicherweise viel Dialog.
Die Nachhaltigkeitsrolle kann in einer zentralen Funktion konzentriert sein, aber auch in Verbindung mit anderen Aufgaben und Rollen stattfinden. Umso tiefer Nachhaltigkeit ins Unternehmen integriert wird, umso mehr sollte die Nachhaltigkeitsverantwortung mit anderen Rollen verbunden sein. Dann kann es zum Beispiel eine einzelne Nachhaltigkeitsmanagerin „Finanzen” geben oder verschiedene Finanzmanagerinnen mit klar definierte Nachhaltigkeitsaufgaben.
Auch bei solch einer tiefer liegenden Integration muss die Steuerung der verschiedenen Bereiche wie Reporting, KPI-Measurement oder Strategieentwicklung an einer Stelle zusammenlaufen. Diese Rolle oder Gruppe sollte dann eng mit der Strategie des Unternehmens verknüpft sein. Wichtig und entscheidend für jede Variante des Managens von Nachhaltigkeit ist es, Kapazität für die Themen zu schaffen und die richtigen Skills bei den Verantwortlichen aufzubauen.
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In welchen Handlungsfeldern muss der Nachhaltigkeitsmanager aktiv werden?
Klima- und Umweltschutz ist natürlich zunächst das große Thema für alle, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Aber es ist nicht das Einzige. Es gibt verschiedene Frameworks im Bereich ESG, an denen man sich orientieren kann und zusätzliche übergreifende Themen, die die drei Bereiche miteinander verknüpfen können.
Jedes Unternehmen muss selbst bewerten, welche Themen im konkreten Fall wichtig und ausschlaggebend sind und welche besonderen Risken und Chancen diese mit sich bringen. Eine gute Orientierung dafür kann zum Beispiel die Materiality-Analyse sein, die Standards wie etwa GRI (Global Reporting Initiative) vorschreiben.
In der Telekommunikationsindustrie sind dies zum Beispiel der Klima- und Umweltschutz, die Zirkularität, insbesondere von Produkten und Netzwerkequipment, als auch die digitale Verantwortung, vor allem im Sinne eines kompetenten und fairen Umgangs mit digitalen Produkten.
Mit welchen (digitalen) Tools können Manager den Job erfolgreich meistern?
Leider gibt es wie bei so vielen Themen auch für Nachhaltigkeit nicht das eine Tool, mit dem alle Anforderungen erfüllt werden können. Wichtig ist es, möglichst die Tools und Methodiken einzubauen, die ein einfach digitales und reibungsloses Reporting und eine darauf aufbauende Analyse ermöglichen. Im Idealfall sind diese natürlich mit den zentralen Reporting- Systemen des Unternehmens verbunden. Prozesse außerhalb des Unternehmens und auf beiden Seiten der Wertschöpfungskette sollten dabei ebenfalls abgedeckt werden.
Außerdem bringt virtuelles Arbeiten aus ökologischer Sicht natürlich auch Nachhaltigkeitsvorteile durch die Vermeidung von Reisen, Büroflächen und unnötiger Materialverschwendung. Tools ebenso wie Nachhaltigkeitsmanagerinnen selbst müssen in der Lage sein, Menschen zusammenzubringen, um schnell und unkompliziert zusammen arbeiten zu können. Die Chancen der Digitalisierung sollten hier sinnvoll genutzt werden.
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Auf welche Fallstricke muss ein Nachhaltigkeitsmanager achten und welche Erfolgsfaktoren gibt es?
Oftmals bringt eine Nachhaltigkeitsmanagerin Transformationsthemen in Bewegung. Gerade bei solchen Prozessen geht es darum, Leute mitzunehmen und zu motivieren. Es ist wichtig, in der Lage zu sein, Mitarbeitenden die Sinnfrage zu beantworten. Eine Antwort auf die Frage „Warum sollte ich das tun?”, ist essenziell. Man stützt sich also auf klassische Transformationstools, der Erfolg begründet sich vor allem auf kommunikative Stärke und Ausdauer, um gemeinsam auch Durststrecken zu überwinden.
Womit startet ein Unternehmen am besten, welchen Maßnahmen gehören in Zeit-Horizont 2 und 3?
Rein technisch betrachtet kann jedes Unternehmen viel machen. Wenn man anfangen möchte, sollte man eine gute Mischung aus Quick Wins und großen Hebeln identifizieren, um sowohl kurzfristige Erfolge zu erzielen als auch gleichzeitig die mittelfristigen Themen mit größerem Einfluss anzugehen. Um diese zu identifizieren, ist es besonders wichtig, zunächst Transparenz zu schaffen. Gerade im Themengebiet Nachhaltigkeit starten viele Initiativen zuerst einmal damit. Bereits zu Beginn ist es wichtig, alles zu zählen, zu messen und zu wiegen. Nur so kann man wissen, welchen Effekt bestimmte Maßnahmen wirklich haben.
Gerade die größeren Möglichkeiten sind eher Themen für Zeithorizont 2 oder 3. Nicht umsonst ist in der Nachhaltigkeit immer mittel- und langfristiges Denken wichtig. Die kleinen und kurzfristigeren Ziele und Themen sollten aber ebenfalls immer begleitend laufen, um die Motivation hochzuhalten und auch kleinere Erfolge feiern zu können.
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