Top-Digitalisierungsinitiativen für Resilienz in der Multikrise

von Bernhard Steimel
7. Februar 2023

Die Multikrise richtet den Fokus der Unternehmen auf externe Faktoren und die neue geo-ökonomische Gemengelage. Unser neues Trendradar gibt einen Orientierungsrahmen, um systematisch über Trends nachzudenken, mit denen sich der Mittelstand in Deutschland in 2023 beschäftigen sollte.

 Drei Stoßrichtungen lassen sich erkennen: Nachhaltigkeit, Resilienz und Operational Excellence. Die Digitalisierung leistet dafür den entscheidenden Beitrag. Unser Framework des Digitalisierungshauses hilft, die richtigen Handlungsfelder zu erkennen.

Im zweiten Teil unserer Serie zur Multikrise (Erster Teil) stellen wir neun Digitalisierungsinitiativen vor, die in 2023 im Fokus stehen sollten.

Drei strategische Imperative und das magische Dreieck

Die Multikrise bestimmt das Wirtschaftsgeschehen. Multiple, sich überlagernde Krisen erzeugen eine fragmentierte Welt und ein neues geoökonomisches Dreieck. „Die Welt ist buchstäblich in Unordnung geraten. Dies wird Konsequenzen für die Globalisierung und auch die internationale Makroökonomie haben, was sich in einem „geoökonomischen Dreieck der globalen Unordnung“ zusammenfassen lässt“, sagt Henning Vöpel in einem Blogbeitrag. 

Das geoökonomische Dreieck der globalen Unordnung

Unternehmen müssen darauf eine Antwort finden. Digitalisierung leistet dabei einen wichtigen Beitrag, um Unternehmen nachhaltiger, resilienter und effektiver zu machen.  Wir haben drei Stoßrichtungen dieser Transformation erkannt:

Nachhaltigkeit als Leitbild

Erstens wird Nachhaltigkeit zum umfassenden Leitbild. Sie geht über das reine, intelligente Ressourcenmanagement hinaus. Digitale Geschäftsmodelle sind ein wesentlicher Beitrag, um die Transformationsziele zu erreichen. Viele Unternehmen sagen: Wir müssen jetzt fünfmal schneller transformieren, ohne Digitalisierung geht das nicht.

Resilienz in der Multikrise

Zweitens ist die Fähigkeit zur Resilienz, also die Anpassungsfähigkeit in der Multikrise, noch stärker gefordert. Viele Unternehmen dachten, die Pandemie ist jetzt vorbei und dann normalisiert sich alles. Leider normalisiert nichts. Hohe Unsicherheit, die Volatilität und die Ambiguität von Informationen ist zu einem Dauerzustand geworden.

Die Unternehmen flexibilisieren sich und werden anpassungsfähiger. Deshalb stecken sie viel Zeit und Energie in den digitalen Vertrieb. Sie verbessern ihre Kooperationsfähigkeit in komplexeren Netzwerken und gehen im Bereich Produktion neue Wege in Richtung Smart Manufacturing. Im Vordergrund steht die modulare Produktion, die zum Teil auch der Ausstieg aus der klassischen Serienfertigung ist.

Beidhändige Transformation: Operational Excellence und verbesserte Customer Experience mit digitalen Technologien

Drittens müssen Unternehmen, die sich in stagnierenden oder sogar rücklaufenden Märkten bewegen, Effizienzgewinne erzeugen. Der klare Fokus auf Operational Excellence bewirkt, dass die Unternehmen mit Digitalisierung schneller, besser und effizienter werden (Vgl. Resilienzmeister S. 32). 

Dabei können digitale Technologien in verschiedener Form helfen, vor allem Plattformen und Automatisierung, mit denen Prozessabläufe in der Produktion, der Logistik und der Verwaltung verbessert werden.

Allerdings müssen Effizienzgewinne Hand in Hand mit einer besseren Resonanzfähigkeit gehen. Es geht immer auch um Verbesserungen in der Customer Experience , ohne die sich Effizienzgewinne nicht realisieren lassen.

Top-Digitalisierungsinitiativen für Resilienz in der Multikrise

Das Digitalisierungshaus zeigt Unternehmen, welche Themen in welchem Handlungsfeld sie betrachten müssen. Im Moment geht es in erster Linie darum, den Resilienz-Gedanken für die Multikrise neu zu interpretieren.

Schneller werden mit dem agilen Führungsmodell

Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren in Agilität investiert und Lean-Management eingeführt. Das schafft wirklich Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit. Der Weg zur Anpassungsfähigkeit ist die agile Transformation mit OKR, Scrum, Design Thinking und anderen agilen Methoden. Damit entsteht das Resilienzfundament. (Vgl. Resilienzmeister S. 36).

Die Studie „Die Resilienzmeister im deutschen Mittelstand“  liefert den Nachweis: Digitale Vorreiter kommen besser aus der Krise. Fünf Erfolgsfaktoren machen sie widerstandsfähiger. Mehr als 20 Fallbeispiele zeigen den Weg. Interessiert? Sie können sie als kostenloses E-Book herunterladen. 

„Wir sind schneller geworden durch unsere Digitalstrategie.“

Mit Smart Analytics schneller auf Marktschwankungen reagieren

Das Management von Externalitäten  lenkt den Blick auf Risiken und exogene Faktoren. Dafür müssen die Unternehmen in Szenarien denken und einen Weg erarbeiten, wie sie Szenarien gegeneinander laufen lassen. Sie benötigen also immer einen Plan B, vielleicht auch einen Plan C für unterschiedliche Marktzustände. 

Smarter Analytics hilft dabei, schneller auf Marktschwankungen zu reagieren. Viele Unternehmen wünschen sich Vorhersagen wie im Wetterbericht, auf welche Weise sich Nachfrage und Angebot verändern.

Risikomanagement für die Lieferkette
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Unternehmen wieder der Reinigungsgerätehersteller Kärcher oder die Autoproduzenten Audi, BMW und Volkswagen überwachen ihre internationalen Lieferanten in mehr als 50 Ländern, um das Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz (LKSG) zu erfüllen. Zusätzlich zu den Finanzberichten und der Selbstbewertung verlassen ich die Unternehmen auf die KI-gestützten Echtzeitdaten des Risikomanagement-Services Prewave. Sie erhalten damit einen ganzheitlichen Überblick über Risiken bezüglich Arbeitssicherheit, Nachhaltigkeit, Rechtsstreitigkeiten und vieles mehr. Das macht den Prozess der Lieferantenbewertung gründlicher und verhindert Verstöße gegen das LKSG.

Digital First im Vertrieb

In den letzten zwei Jahren haben viele Unternehmen massiv in die Digitalisierung von Vertrieb und Marketing investiert. Sie folgen ihren Kunden und verlagern einen Teil der Customer Journey auf Online-Touchpoints, um dort mit den Kunden zu interagieren.

Dabei geht der Fokus auf die Topline: Direkte und indirekte digitale Umsätze beschleunigen das Geschäft. Im Ergebnis leistet die digitale Wertschöpfung einen messbaren Wertbeitrag. Das besondere Merkmal der Unternehmen auf diesem Transformationspfad ist die Resonanzfähigkeit. (Vgl. Resilienzmeister S. 34)

„Wir wollen die gesamtheitliche Customer Journey abbilden.“

Smartifikation mit As-A-Service-Geschäftsmodellen

Die digitale Transformation des Geschäftsmodells geht einen Schritt weiter. Im Kern geht es darum neue Produkt- und/oder Kundenmärkte mit digitalen Innovationen erschließen. Dabei verwandeln sich die Unternehmen langsam zu einem Software-Unternehmen: Software wird in vielen Produkten immer bestimmender.

Startpunkt ist die Smartification eines Produktes. Unternehmen bieten dann zum Beispiel zu einer Maschine einen Service an – etwa die digitale Inbetriebnahme – oder gestalten sie vollständig als nutzungsbasierten Service. Dafür benötigen sie ganz andere Vertriebsfähigkeiten. Sie benötigen Leute im Vertrieb, die einen Service verkaufen können. In vielen Unternehmen fehlen sie noch und sind deshalb sehr begehrt. (Vgl. Resilienzmeister S. 61)

„Nah am Kerngeschäft innovieren. Speed beats Perfection.“

Hyperautomation: Digitale Workflows für mehr Geschwindigkeit etablieren

Digitalisierte Prozesse bringen mehr Geschwindigkeit und die Unternehmen gehen damit auf die Erfolgsspur. Wichtig ist ein Datenbewusstsein: Die Aufmerksamkeit auf die geschäftskritischen Daten und die Kompetenz für ihre Nutzung. Unternehmen benötigen dafür eine prozessorientierte Organisation, die eine Ende-zu- Ende-Sicht etabliert und mit digitalen Plattformen orchestriert. (Vgl. Resilienzmeister S. 43)

„Was früher in 5 Jahren stehen sollte, muss jetzt in 2 Jahren stehen.“

New Work: Das ganze Unternehmen auf die Lernreise mitnehmen

Wer sich wandeln will, muss an seinen (digitalen) Fähigkeiten arbeiten. New Work verspricht: Rasche Krisenreaktion dank Fehlerkultur und Selbstorganisation. Dazu müssen Mitarbeitende in der digitalen Transformation aktiv beteiligt und qualifiziert werden. Dabei zeigt sich schnell, dass Nachhaltigkeit und Digitalisierung Hand in Hand gehen. (Vgl. Resilienzmeister S. 71)

Das Elektrounternehmen Phoenix Contact hat erkannt, dass in der VUCA-Welt auch ein neues Mindset und der Unternehmermut trainiert werden müssen. Dabei überneh­men die Führungskräfte die Rolle des Coaches. Das Unternehmen hat eine ausge­prägte Vertrauenskultur. Die starke Position der Mitarbeitenden hat sich herumgespro­chen, seit mehr als zehn Jahren in Folge ist das Unternehmen als Top-Arbeitgeber ausgezeichnet worden.

Digital Workplace: Einfach besser zusammenarbeiten

Demografischer Wandel, Nachhaltigkeit und Operational Excellence erfordern bessere Zusammenarbeit, mehr Flexibilität und digitale Arbeitsplätze. Das betrifft Verwaltung und Produktion gleichermaßen. 

Homeoffice, Remote-Teams und die digitale Zusammen­arbeit mit Kunden und Partnern haben vieles verändert, vor allem in den Köpfen von Führungskräften und Mitar­beitenden. Die mit Abstand erfolgreichste Investition in Digitalisierung ist die digitale Kollaboration im Inneren und nach außen. Dieser neue Stil der Zusammenarbeit wird nicht wieder aus den Unternehmen verschwinden. (Vgl. Resilienzmeister S. 76)

Cybersecurity: Das digitale Immunsystem für die neue  Geoökonomie

Bereits 2021 warnte Prof. Heilmann vor staatlichen Cyberattacken und einem staatlich kontrolliertem Internet bis hin zur politischen Rivalität im Cyberspace, aufgrund des Systemkonflikt zweier Großmächte – den USA und China.

Damit wird das Thema Cybersecurity mehr Aufmerksamkeit in der Chefetage bekommen. 2023 muss das Jahr der umfassenden Cybersicherheit werden. Damit ist zu erwarten, dass der Anteil am IT-Budget deutlich wächst.  Digitale Infrastruktur wird zur kritischen Infrastruktur. Die Resilienz der Kritischen Infrastrukturen rückt in den Fokus.

Strategie-Workshop für die Multikrise

Damit bleibt die Anpassungsfähigkeit für den wirtschaftlichen Erfolg des Mittelstands in der Multikrise entscheidend. Wer sein Führungsteam mit diesen Fragestellungen konfrontieren und an seinem unternehmerischen Zielbild arbeiten will, kann uns gerne für einen Strategie-Workshop mit dem Trendradar buchen 😉.

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