Smarte Produkte und Services sind der Kern von digitalen, datengetriebenen Geschäftsmodellen. Unternehmen sollten sie nah am Kerngeschäft entwickeln, bestehende Geschäftsmodelle nachhaltiger machen und damit einen positiven Impact erreichen.
Doch nachhaltige Produkte und Services sind im Moment nicht immer konkurrenzfähig. Ihr Preis ist höher als für konventionell gefertigte oder angebotene Produkte. Der Preisunterschied wird mit dem Begriff Umweltprämie oder grüne Prämie (Green Premiums) bezeichnet. Das Bestreben muss sein, diese Umweltprämie auf Null zu senken – mit Unternehmergeist, Innovationen und einem Neudenken der Produkte.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem „Trendbook Nachhaltigkeit mit Digitalisierung“. Einen Überblick über den Inhalt gibt der Artikel Nachhaltigkeit mit Digitalisierung beschleunigen. Sie können das Trendbook außerdem direkt kostenlos herunterladen.
Smart Products stärken Nachhaltigkeit
Smarte, vernetzte Produkte ermöglichen über Digitalisierung die Senkung von CO2-Emissionen und die Verfolgung von weiteren Aspekten der Nachhaltigkeit. Damit können Unternehmen Services gestalten, die zum Beispiel Wasserverschwendung vermeiden. Das Wassernetz selbst muss so gestaltet sein, dass es nicht zu Leckagen oder defekten Ventilen kommt.
Transparenz und Kontrolle im Wassernetz
Das iQ water system des Herstellers ermöglicht Transparenz und Kontrolle im Wassernetz und eröffnet so neue Möglichkeiten für die effektive und effiziente Netzsteuerung. Es erweitert bestehende Mechanismen mit Potenzialen für Leckageüberwachungen und der Minimierung von Wasserverlusten. Mit iQ water control werden Zählerstände direkt an das System des Versorgers gemeldet. Es führt alle Daten zusammen und sendet diese verschlüsselt an das Versorgungsunternehmen – natürlich datenschutzkonform.
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Auch aus Nachhaltigkeitsgründen müssen Defekte und Störungen schnell behoben werden. Doch bei vielen Maschinen und Anlagen für die Industrie sind dabei lange Wege in Kauf zu nehmen. Die Remote-Überwachung von Maschinenfunktionen vermeidet diese.
Fernüberwachung mit dem IoT
Die Timmer GmbH ist ein mittelständischer Hersteller von Pumpen und Dosiertechnik aus dem Raum Münster. Er nutzt eine IoT-Lösung, um eine ortsunabhängige Echtzeit-Überwachung und vorausschauende Wartung bei pneumatischen Pumpen ermöglicht. Druck- und Durchflußsensoren senden Statusdaten an eine IoT-Plattform. Wird ein kritischer Schwellwert erreicht, aktiviert sich ein Benachrichtigungssystem und alarmiert die zuständigen Mitarbeiter.
Lösungen zum Vermeiden von Verschwendung oder Störungen durch Digitalisierung gibt es für viele Branchen und sie haben einen hohen Effekt auf die CO2-Emission. Darüber hinaus steigt dadurch die Langlebigkeit der Systeme und durch die bessere Auslastung werden keine Ressourcen verschwendet.
Digitale Plattformen bieten
Datenaustausch für Nachhaltigkeit
Die Plattform-Ökonomie ist eine große Chance für mehr Nachhaltigkeit und schnelle Dekarbonisierung. Digitale Plattformen erlauben den Austausch von Daten und Informationen sowie die Vermittlung von Smarte Produkten und Services. Zudem lösen sie das Problem der Fragmentierung des Marktes, indem sie Anbieter und Nachfrager zueinander bringen.
Online-Marktplatz für zirkuläre Baustoffe
Auf dem Online-Marktplatz Restado (Schwesterunternehmen von Concular) können Baumaterialien in Deutschland gekauft und verkauft werden. Das Startup nutzt Prinzipien des Urban Mining, um das Potenzial von Städten als „Rohstofflager“ zu heben: Rund 50 Mrd. Tonnen Material stehen theoretisch für den Rückbau zur Verfügung und damit zur Wiederverwendung in neuen Gebäuden. Das Startup zeigt so, wie der Neueinsatz von Baustoffen reduziert werden kann – allein in Deutschland sind das rund 534 Mio. Tonnen pro Jahr.
Die Smartifizierung von Hardware-Produkten verlagert Funktionen auf Software, sodass die Produkte insgesamt einen größeren Nutzen haben und sich die Lebensdauer verlängern kann.
Ressourcenverbrauch mit Ferndiagnose senken
Das Elektroindustrie-Unternehmen Festo unterstützt seine Kunden auf dem Weg zur CO2-neutralen Produktion mit smarten Produkten wie dem Motion Terminal VTEM in der Pneumatik. Es realisiert seine Funktionen durch Software. Die Hardware muss nicht mehr ausgetauscht werden, um eine Anlage für neue Produkte umzurüsten. Außerdem gehören dazu Energiesparfunktionen und eine Ferndiagnose zur Überwachung von Leckagen.
Weitere Möglichkeiten durch smarte Funktionen in Produkten sind zum Beispiel die Einsparung von Energie durch möglichst präzise Konfiguration von elektrischen Verbrauchern oder eine Zeitsteuerung, die die Stromaufnahme je nach Auslastung des Gerätes verändert und bei Nichtbenutzung sogar (fast ganz) abschaltet.
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Gebrauchtwaren weiter nutzen
Im Optimalfall wird aus einem nicht mehr verwendbaren Produkt ein neues Upcycling-Produkt gemacht, indem das alte Produkt oder Teile davon aufgearbeitet und weiterwendet oder weiterverkauft werden. Mit Digitalisierung geht das einfacher, beispielsweise indem Produkte oder Teile davon automatisch identifiziert und auf Wiederverwendbarkeit bewertet werden.
KI für die Kreislaufwirtschaft
Im Pilot-Projekt EIBA entwickelt das Unternehmen zusammen mit dem Fraunhofer IPK (Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik) ein KI-basiertes Identifikations- und Bewertungssystem für Altteile für das Remanufacturing, also die Aufbereitung und Wiederverwendung gebrauchter (Industrie)-Produkte. Entwickelt wird eine KI, die das Produkt mit Kameras (Computer Vision) betrachtet und bewertet.
Ein Teil des Müllproblems liegt darin, dass Konsumenten zum Teil Gebrauchtwaren, etwa Möbel, nicht ohne weiteres selbst verkaufen können – unter anderem, weil die Preisschätzung schwierig ist. Möbelhersteller oder -handlungen können Kunden hier digital unterstützen, indem sie einen eigenen Gebrauchtmarkt etablieren, der mit digitalen Tools arbeitet.
Gebrauchte Möbel weiterverkaufen
Mit dem Service „Zweite Chance” können IKEA-Kunden gebrauchte IKEA-Möbel online nach einer automatisierten Vor-Begutachtung an das Möbelhaus zurückverkaufen. Sie geben sie im benachbarten Ikea ab und erhalten eine Gutschrift. Die gebrauchten Möbel werden dann über die Fundgrube in bestimmten IKEA-Märkten weiterverkauft. Nach einer Testphase in fünf Märkten wird der schwedische Möbelkonzern diesen Service nun bundesweit und in fast allen Märkten anbieten.
Smarte Produkte und Services zeichnen sich oft durch die Nutzung von nachhaltigen Rohstoffen aus. Zusätzlich experimentieren einige Unternehmen mit der Rücknahme von Altprodukten und der Weiterverwertung durch Recommerce und Remanufacturing oder Upcycling.
So erprobt der deutsche Rucksackhersteller Fond of ein Modell, bei dem eigene Produkte nach der Nutzung zurückgenommen werden. Sie werden anschließend als Gebrauchtprodukt weiterverkauft oder zerlegt, so dass Einzelteile weiterverarbeitet werden können. Die Produktion selbst ist so nachhaltig wie möglich und nutzt unter anderem Biobaumwolle und Rezyklat von PET-Flaschen.
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