In Krisen ist die „Wir schaffen das!”-Mentalität gefordert. Auch im Moment gehören Entschlossenheit und unternehmerischer Mut zu den wichtigen Eigenschaften bei der Krisenbewältigung. Es gilt, notwendige Entscheidungen zu treffen und ausgetretene Pfade zu verlassen. Wer den Wandel verzögert, hat schon verloren.
In unserer Resilienzmeister-Studie zeigen die Erfahrungen der Unternehmen: Mut, Konsequenz und Entschlossenheit wird belohnt, die „digitalen Meister” erwirtschaften mehr als die Hälfte ihrer Umsätze digital. Von ihnen können Unternehmen lernen: Die digitale Diversifikation ihres Geschäftsmodells ist – vor allem in stagnierenden Märkten – der Weg zu erhöhter Resilienz.
Die Digitalisierung hilft bei dieser Diversifikation, weil sie das Unternehmen in neue Märkte führt. Die Unternehmen stellen dafür ihre bisherige Vorgehensweise und die alten Geschäftsmodelle in Frage. Sie stärken ihre eigene Lernfähigkeit und beschäftigen sich mit Megatrends: „Wofür werden wir in Zukunft bezahlt?”
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der Studie „Die Resilienzmeister im deutschen Mittelstand“. Einen Überblick über den Inhalt gibt der Artikel Neue Studie: Die Resilienzmeister im deutschen Mittelstand. Sie können die Studie außerdem direkt kostenlos herunterladen.
Entschlossenheit als Resilienzfaktor
In den Transformationspfaden der Unternehmen sind Strategiemuster zu erkennen, aus denen sich fünf zentrale Resilienzfaktoren ableiten lassen: Handlungsschnelligkeit, Resonanzfähigkeit, Smartness und Entschlossenheit sowie der übergreifende Faktor Anpassungsfähigkeit.
In diesem Beitrag soll die Entschlossenheit betrachtet werden. Es gibt drei Handlungsfelder und Erfolgsfaktoren dafür:
- Strategie: Nicht ausschließlich ein nachlassendes Kerngeschäft digitalisieren.
- Führung: Sich in die Zukunft hineinversetzen, mit Mut neue Geschäftsfelder entwickeln und das Unternehmen als ein Netzwerk von Innovatoren begreifen.
- Produkte & Services: Mit digitalen Fähigkeiten gelingt der Einstieg ins Plattform-Business und die Entwicklung neuer Produkte und Services.
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„Wir sind schneller geworden durch unsere Digitalstrategie.“
Martin Lange, Head of Digital Unit, Beulco
Eine saubere Strategie für die digitale Transformation
Möglichst wenig Planung, möglichst viel Freiheit – diese beiden Prinzipien stecken hinter der Innovationsfähigkeit der Beulco GmbH aus Attendorn im Sauerland (NRW). Das Familienunternehmen ist europaweit einer der wichtigsten Anbieter von Produkten für die Wasserversorgung. Er hat bereits 2017 eine Digitalisierungsstrategie entwickelt und eine Digital Unit gegründet. Sie ist eigenständig vom Mutterunternehmen und arbeitet agil an digitalen Innovationen – ein „Start-In”, wie Beulco es nennt.
Das Unternehmen begann seine digitale Reise mit vielen kleinen Projekten wie Prozessverbesserungen. So hat sich das Personal in der Produktion einen verbesserten Einblick in Maschinenstatus gewünscht – und ihn über Vernetzung der Maschinen auf einer digitalen Plattform bekommen. Die klare Mission „Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser geben“ führte zur Einführung der Marke iQ Water Solutions, die mit ihren Produkten und Systemen für mehr Transparenz und Kontrolle im TW-Netz sorgt.

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Die Serie war der Einstieg in die Diversifizierung durch digitale Produkte und das Erschließen von Cross-Selling-Potenzial in angrenzenden Märkten. Die ersten Erfahrungen mit dem E-Commerce machte das Unternehmen mit Amazon Business. Aber erst mit Mercateo Unite als Integrationsplattform für Fach- und Großhändler konnten die Probleme des mehrstufigen Vertriebs erfolgreich gelöst werden.
In der Pandemie wurden neue Geschäftschancen erkannt und auf Basis der E-Commerce- Erfahrungen erfolgreich eingeführt. Beulco Service ist eine Plattform für die Desinfektion von Gebäuden im Falle von Verunreinigungen und Verkeimungen in Trinkwasserinstallationen. Zudem demonstrierte das Unternehmen Handlungsschnelligkeit: Das neue entwickelte nachhaltige Desinfektionsmittel für Wasserleitungen unter der Marke Beulco Clean gelangte in acht Wochen von der Idee ins Regal!
Ein wichtiger Faktor dabei ist die offene Unternehmenskultur. Die Mitarbeiter konnten die Transformation aktiv mitgestalten und können ihre Vorschläge für digitale Projekte selbst umsetzen. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Transformation der Organisation zu mehr Agilität. Am Anfang stand die Erkenntnis, dass Planung das Unternehmen sehr statisch macht. Als Konsequenz hat Beulco die Budget- und Projektplanung für seine Digitalisierungsprojekte auf ein Minimum reduziert. So entstand ein hierarchiefreier Raum, in dem die Digitale Transformation zur Sache aller im Unternehmen geworden ist. Die Mitarbeiter sehen nun die Vorteile der Digitalisierung, was Energie für die weitere Entwicklung des Unternehmens freisetzt.
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„Schneller über Diversifikation des Geschäftsmodells wachsen als ausschließlich das alte Kerngeschäft zu digitalisieren.”
Christoph Bauer, CEO, DuMont
Mit digitaler Diversifikation
schneller wachsen
Nicht ausschließlich das alte Kerngeschäft digitalisieren, sondern mit Diversifikation wachsen – diese Lektion gehört für DuMont zur Geschichte des letzten Jahrzehnts. Sie hat unter anderem dazu geführt, dass ein Teil der Tageszeitungsverlage verkauft wurden – das ursprünglich identitätsstiftende Geschäftsfeld des Unternehmens. Doch Tageszeitungen auf Papier sind ein schrumpfendes Geschäftsmodell – weltweit. Der deutsche Markt ist hiervon nicht abgekoppelt. Immerhin wachsen nach der Konsolidierung die digitalen Angebote der regionalen Medien.
DuMont hat heute drei Geschäftsfelder: Content Publishing, Business-Informationen und Marketing-Technologie. Dafür wurde 2014 eine neue Unternehmensstrategie festgelegt, die den Bereichen relativ große unternehmerische Freiheiten lässt. Das Unternehmen ging dafür experimentell und iterativ vor. Die Überzeugung des Managements: Der Wandel ist permanent und die Lösung (das Ziel) unbekannt. Digitalisierung und die Entdeckung digitaler Geschäftsmodelle sind ein gangbarer Weg. Dabei ist es wichtig, sich nicht auf Effizienz zu beschränken, sondern Geschäftsmodelle für starkes Wachstum in den Blick zu nehmen.

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Das B2B-Geschäftsfeld Business Information bietet qualitativ hochwertige Daten und digitale Tools auf einer eigenen, selbstentwickelten Plattform. Unternehmen erhalten unabhängige Informationen zu ihren Geschäftspartnern, um ihre Compliance vor allem bei der Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verbessern. Das Geschäftsfeld basiert auf der Skalierbarkeit von Plattformen und rein digitalen Geschäftsmodellen.
Das B2B-Geschäftsfeld Marketing-Technologie bietet SaaS-Lösungen. Dazu gehört unter anderem Social-Media-Management mit Facelift Cloud, mit dem Unternehmen ihre Aktivitäten in sozialen Medien effizient und zentral steuern können. DuMont bedient Kunden wie Mercedes, Ikea, B/S/H, Allianz und Dyson. Sie haben damit ihre Social-Media-Communities besser organisiert und die Reaktionszeiten verkürzt. Ein weiteres SaaS-Produkt ist die Omnichannel- Content-Plattform censhare, mit der marketingrelevante Botschaften über verschiedene Kanäle verbreitet werden.
Die digitale Transformation der Gruppe von Unternehmen ist gelungen. 60 Prozent des Umsatzes und 2/3 des operativen Ergebnisses werden bereits digital erwirtschaftet. Die digitalen Geschäftsmodelle beginnen zu skalieren, DuMont insgesamt wächst seit zwei Jahren wieder. Der Erfolg sorgt für Vertrauen und dafür, dass junge digitale Talente sich zunehmend für DuMont interessieren.

„Digitalisierung ist kein messbares Ziel, sondern ein Weg.“
Prof. Dr. Gunther Olesch, ehem. Geschäftsführer, Phoenix Contact
Mitarbeitende an der digitalen
Transformation beteiligen
Digitalisierung ist ein Wachstumsziel und Technologie sichert Beschäftigung, so die Überzeugung von Prof. Dr. Gunter Olesch. Bald werden viele Mitarbeitende verrentet und diese Entwicklung muss kompensiert werden. Um die Zukunft zu sichern, brauchen Unternehmen die Digitalisierung.
Der Erfolg gibt ihm recht: Phoenix Contact hat 2021 das größte Wachstum seit der Gründung erlebt. Die Westfalen haben den Umsatz um 25 Prozent auf 2,95 Milliarden Euro gesteigert und im vergangenen Jahr 2.500 neue Mitarbeitende eingestellt. Die seit vielen Jahren gepflegte Innovationsstrategie ist ein Grundstein des Erfolges.
Startpunkt sind Zukunftsvorstellungen: Wo wird die Welt in 10 Jahren sein? Welchen Beitrag kann Phoenix Contact dafür leisten? So hat sich das Unternehmen bereits vor Jahren ohne Blick auf die Wettbewerber völlig neu orientiert und ist auf die Suche nach neuen Geschäftsfeldern gegangen. Eine Konsequenz: Es ist in die Elektromobilität eingestiegen und inzwischen Weltmarktführer für Schnellladetechnik. Ebenso erfolgreich ist es bei regenerativen Technologien wie Windkraftanlagen und bei intelligenten Systemen für die Smart Factory.

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Cloud-Einsatz ermöglicht weltweite Zusammenarbeit. Alle für die Entwicklung innovativer Produkte wichtigen Daten finden sich im ERP und sämtliche Anwendungen sind in der Cloud. So gelingt die weltweite Zusammenarbeit mit 12 deutschen Gesellschaften und 53 weltweiten Niederlassungen.
Digitalisierung ist kein Ziel, sondern ein Weg – so die Ansicht von Prof. Dr. Gunther Olesch. Insgesamt umfasst aus seiner Sicht die Digitalisierungsstrategie sechs Elemente:
- Eine klare Zukunftsvision für die Digitalisierung, die Arbeitsplätze sichert.
- Unabhängig bleiben.
- Partnerschaftlich und vertrauenswürdig sein.
- Mitarbeitende informieren und den Betriebsrat einbeziehen.
- Mitarbeitende an der digitalen Transformation beteiligen.
- Mitarbeitende qualifizieren.
Weiterbildung spielt folglich eine große Rolle. Es gibt ein eigenes Bildungszentrum, das die Mitarbeitenden zielgerichtet weiterbildet. Zudem hat das Unternehmen erkannt, dass in der VUCA-Welt auch ein neues Mindset und der Unternehmermut trainiert werden müssen. Dabei übernehmen die Führungskräfte die Rolle des Coaches. Das Unternehmen hat eine ausgeprägte Vertrauenskultur. Die starke Position der Mitarbeitenden hat sich herumgesprochen, seit mehr als zehn Jahren in Folge ist das Unternehmen als Top-Arbeitgeber ausgezeichnet worden
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Die wichtigsten Ergebnisse der Studie haben wir in einer kostenlosen Infografik aufbereitet, die Sie hier herunterladen können.