Drei Fragen an Dr. Oliver Falck: „Den Rückstand bei der Nutzung von Daten überwinden“

von Bernhard Steimel
22. Juni 2023

Der Rückstand bei der Digitalisierung, insbesondere der Nutzung von Daten, hat uns in der Pandemie den Weg für viele kluge Maßnahmen versperrt, sagt Prof. Dr. Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien. Wir müssen unsere Angst vor der Verwendung von Daten zur Lösung von gesellschaftlich drängenden Problemen überwinden.

Dieses Interview ist ein Auszug aus dem „Trendbook Kompass für die Multikrise“. Einen Überblick über das Trendbook gibt dieser Artikel. Sie können es außerdem direkt kostenlos herunterladen.

Rückstand bei Nutzung von Daten

Ist das Geschäftsmodell Deutschlands in Gefahr? Was sind die wichtigsten Herausforderungen in der Multikrise aus Unternehmenssicht?

Deutschland steht vor großen Herausforderungen, die durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg noch deutlicher geworden sind. Der Ukraine-Krieg zeigte, dass die notwendige Energiewende nicht umsonst zu haben ist. Die Energiekosten werden langfristig in Deutschland höher sein als beispielsweise in den USA. Der Rückstand bei der Digitalisierung, insbesondere der Nutzung von Daten, hat uns in der Pandemie den Weg für viele kluge Maßnahmen versperrt.

Der starke Fokus einiger Branchen auf China als Absatzmarkt und als Bezugsquelle für Rohstoffe hat Abhängigkeiten geschaffen, die mit dem Ukraine-Krieg neu bewertet werden (müssen). Außerdem wird Mitte der 2030er-Jahre ein Drittel der Beschäftigten in Rente gehen.

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Software und Daten entscheiden

Droht eine schleichende De-Industrialisierung, insbesondere in unserer Kernindustrie, der Automobilindustrie? Wo sehen Sie die Wachstumschancen, wie weit sind wir auf dem Weg zur Daten- und Wissensökonomie und welche Lehren sollte der Mittelstand aus der neuen Geo-Ökonomie ziehen?

Die genannten Herausforderungen treffen ganz besonders die Automobilbranche auf ihrem Weg zur Elektromobilität. Mehr als 400.000 Beschäftigte produzieren Verbrennerkomponenten. Viele von diesen Beschäftigten werden in den nächsten Jahren in (Früh-)Rente gehen. Für die anderen gilt, sie durch kluge Weiterbildung in die neue Welt herüberzuführen.

Gleichzeitig müssen sich die Konzerne zu IT-Unternehmen wandeln, denn die Software im Auto entscheidend. Hier gilt es, im internationalen Wettbewerb die klügsten Köpfe zu gewinnen.

Die deutschen Autobauer sehen sich darüber hinaus neuen Wettbewerbsbedingungen gegenüber. Im Zeitalter der Elektromobilität sowie des vernetzten und autonomen Fahrens sind deutsche Autobauer nicht mehr zwangsläufig die Platzhirsche. Vielmehr machen ihnen Wettbewerber aus China und den USA – darunter auch Tech-Konzerne – das Leben schwer.

Die Angst überwinden

Das Gebot der Stunde ist Neuorientierung. Was sollten Unternehmen jetzt tun, um resilienter zu werden, außer einer verbesserten Risiko-Diversifizierung?

Deutschland ist ein Land, das arm an natürlichen Ressourcen ist. Unsere Ressourcen sind Daten, insbesondere Sensor-generierte Daten von beispielsweise Maschinen und Autos, und insbesondere das Humankapital der Menschen, die in Deutschland leben.

Genau hieran müssen wir ansetzen und unsere Angst vor der Verwendung von Daten zur Lösung von gesellschaftlich drängenden Problemen überwinden und das Humankapital einer schrumpfenden Bevölkerung bestmöglich entwickeln.

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