Die Mammutaufgabe: CO2-Emissionen drastisch reduzieren
In einem Gespräch mit Bernhard Steimel, das der Veranstaltung vorausgeht, erklärt Reifferscheid, dass die Stahlproduktion nach wie vor extrem energieintensiv ist. Während bei der traditionellen Hochofenroute etwa 2 bis 2,2 Tonnen CO2 pro Tonne Flüssigstahl entstehen, liegen die Emissionen bei modernen Lichtbogenöfen – je nach Nutzung von grünem Strom – immer noch bei 700 Kilogramm bis 1,1 Tonnen pro Tonne. Diese Zahlen verdeutlichen die Dimension des Problems, vor allem angesichts einer globalen Stahlproduktion von 1,8 Milliarden Tonnen im Jahr 2022.
Reifferscheid macht deutlich, dass das bloße Erhöhen der Recyclingquote keine ausreichende Lösung darstellt. Stahl bleibt unverzichtbar für den Bau von Infrastrukturen, Fahrzeugen und vielem mehr. Der entscheidende Hebel zur Reduzierung der CO2-Emissionen liegt in der Umstellung auf regenerative Energieträger, wobei grüner Wasserstoff als Schlüsseltechnologie gilt.
Wasserstoff als Game-Changer – aber noch nicht in ausreichender Menge
Grüner Wasserstoff wird als zentrale Komponente für die Transformation der Stahlindustrie angesehen, doch die Herausforderungen sind enorm. Reifferscheid erläutert, dass die derzeit verfügbare Menge an grünem Wasserstoff bei Weitem nicht ausreicht, um den Bedarf der Industrie zu decken. Selbst wenn der gesamte in Europa produzierte grüne Wasserstoff auf eine Anlage konzentriert würde, könnte damit nur etwa 1% des erforderlichen Bedarfs abgedeckt werden. Dieser Engpass zeigt, dass der Wandel in der Stahlindustrie, der auf eine nachhaltige Produktion abzielt, wohl noch 20 bis 30 Jahre in Anspruch nehmen wird.
Auch bei innovativen Projekten wie der neuen Reduktionsanlage bei ThyssenKrupp in Duisburg, die von der SMS group entwickelt wird, wird zunächst auf Erdgas zurückgegriffen. Der grüne Wasserstoff steht schlichtweg noch nicht in den benötigten Mengen zur Verfügung, was deutlich macht, wie weit der Weg zur flächendeckenden Anwendung noch ist.
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Digitalisierung: Ein zentraler Treiber der Transformation
Neben der Umstellung auf grüne Energiequellen spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle im Wandel der Stahlindustrie. Reifferscheid hebt hervor, dass moderne Stahlwerke heute hochgradig automatisiert sind und enorme Mengen an Daten generieren, die zur Optimierung der Produktionsprozesse genutzt werden können. Künstliche Intelligenz und Datenanalyse bieten hier erhebliches Potenzial, um die Effizienz weiter zu steigern – auch wenn die Verbesserungen oft nur im Prozentbereich liegen.
Dennoch bleibt das Wissen der Mitarbeiter vor Ort von zentraler Bedeutung. Es ist die Kombination aus Expertenwissen und digitalen Tools, die den Erfolg der neuen Technologien erst möglich macht. Diese Symbiose ist der Schlüssel zur Realisierung der Vision eines smarten und grünen Stahlwerks.
Blick nach vorn: Was erwartet die Teilnehmer des Green Monday?
Auf dem Green Monday in Köln wird Markus Reifferscheid einen umfassenden Einblick in die Herausforderungen und Chancen auf dem Weg zum Stahlwerk der Zukunft geben. Er wird darlegen, welche technologischen und gesellschaftlichen Hürden überwunden werden müssen, um die Stahlindustrie nachhaltig zu transformieren, und welche Rolle diese Branche in der globalen Klimatransformation spielen kann.
Diese Session verspricht spannende Einblicke und wertvolle Impulse für die Zukunft – möglicherweise sogar neue Ansätze, wie die Stahlindustrie schneller und effektiver den Weg zu einer grüneren Produktion einschlagen kann.
Fazit
Die Transformation der Stahlindustrie hin zu einer smarten und grünen Produktion ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Der Weg ist lang und voller Hindernisse, doch die Integration von grünem Wasserstoff und die fortschreitende Digitalisierung bieten eine realistische Perspektive, dieses Ziel zu erreichen. Die Reifferscheid Session auf dem Green Monday in Köln wird tiefe Einblicke und inspirierende Ausblicke auf diese Reise geben – und möglicherweise den ein oder anderen neuen Lösungsansatz enthüllen.