Die stille Revolution der Resilienz: Wenzels Welt zwischen Präzision und Anpassung

von Gunnar Sohn
15. Januar 2025

Es ist eine merkwürdige Ironie unserer Zeit, dass jene, die am lautesten von Innovation sprechen, oft am wenigsten riskieren. Professor Heiko Wenzel, Gast im Smarter Service Talk, ist ein Gegenentwurf zu diesem Paradox. Still, reflektiert, und doch voller Entschlossenheit zeichnet er das Bild eines Unternehmers, der sich nicht von der Rhetorik der Zukunft betäuben lässt, sondern den Wandel in kleinen, präzisen Schritten vollzieht.

Die Wenzel Group, Hersteller von Koordinatenmessgeräten, agiert wie ein stilles Uhrwerk in einer Industrie, die von den Wellen globaler Disruptionen erfasst wird. Präzision, so scheint es, ist hier nicht nur ein technischer Anspruch, sondern eine Lebenshaltung. Doch was Wenzel von den üblichen Stimmen unterscheidet, ist seine Fähigkeit, inmitten dieser technokratischen Landschaft die Essenz der Menschlichkeit zu bewahren.

Das Gespräch tastet sich an Themen heran, die wie Wegmarken einer neuen Epoche erscheinen: die Einführung der 4-Tage-Woche, die Integration künstlicher Intelligenz, die Migration von analoger zu digitaler Messtechnik. Doch was leicht als Innovationshymne missverstanden werden könnte, ist in Wirklichkeit ein behutsames Erforschen der Grenzen und Möglichkeiten des Machbaren.

Wenzel beschreibt den Wandel mit einer fast schon archaischen Klarheit: Eine Maschine, einst gebaut für die Ewigkeit, wird durch technologische Updates wiedergeboren. Hier entsteht keine neue Welt, sondern eine Fortsetzung der alten – nur mit anderen Mitteln. Es ist diese pragmatische Haltung, die Wenzels Vision von Resilienz ausmacht: Die Fähigkeit, Bestand zu wahren, ohne sich der Trägheit hinzugeben.

Die Einführung der 4-Tage-Woche illustriert diese Philosophie: kein revolutionärer Bruch, sondern ein schlichter Akt der Anpassung. Mitarbeiter wünschten es, die Führung nahm es auf – ein Modell, das Effizienz nicht als Selbstzweck begreift, sondern als Mittel, Raum für Leben zu schaffen. Die Einsparung von Arbeitszeit wird hier nicht gefeiert, sondern nüchtern betrachtet, als Teil eines größeren Gefüges, das auch Fehlbarkeit und Flexibilität erlaubt.

Das Bild, das sich aus Wenzels Worten formt, ist das eines Unternehmens, das mehr von seinen Mitarbeitenden und Kunden lernt, als es ihnen vorschreibt. Die künstliche Intelligenz wird nicht als Allheilmittel verkauft, sondern als Werkzeug verstanden, das vor allem eine Aufgabe hat: die Arbeit zu erleichtern, ohne den Menschen zu entmündigen.

Es ist dieser leise Widerstand gegen die Überhitzung des Diskurses, der Wenzel zu einer Stimme macht, die im Lärm des Digitalen nicht untergeht. Seine Botschaft ist einfach, fast schon unbequem: Resilienz ist kein Produkt, das man kaufen kann, sondern eine Haltung, die man kultivieren muss. Und vielleicht liegt gerade in dieser Zurückhaltung der wahre Mut.

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