Es gibt Momente, in denen eine Nation auf eine Schwelle tritt, an der sich Vergangenheit und Zukunft aneinander reiben. 2025, so prophezeit Klaus Werner, Geschäftsführer Geschäftskunden der Telekom Deutschland, sei ein solches Jahr für die Digitalisierung des Mittelstands. Es sei der Moment, an dem die Entscheidung fällt, ob Deutschland wirtschaftlich bestehen oder in der globalen Bedeutungslosigkeit verschwinden wird. Man mag das für übertrieben halten. Aber man täusche sich nicht: Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, und der Mittelstand wird nicht gefragt, ob er teilnehmen möchte.
Der digitale Imperativ, von dem Werner spricht, ist ein Phänomen der Zwangsläufigkeit. Einmal erkannt, bleibt keine Alternative, ohne sich ins Abseits zu manövrieren. Und doch wird in Deutschland über Regulierung, Datenschutz und Bürokratie diskutiert, als sei Digitalisierung ein optionaler Luxus. Dabei stellt sich längst nicht mehr die Frage, ob Unternehmen künstliche Intelligenz (KI) und Cybersecurity einsetzen sollten, sondern nur noch, wann und wie schnell sie es tun können.
Die KI-Falle des Mittelstands
Der deutsche Mittelstand – oft gerühmt als das Rückgrat der Wirtschaft – bewegt sich in einer paradoxen Situation. Einerseits besteht die Sorge, den Anschluss an die digitale Avantgarde zu verlieren. Andererseits lähmt die Angst vor Regulierung, vor den undurchsichtigen Auflagen des AI Acts und vor den Gefahren unkontrollierbarer Systeme jede konsequente Umsetzung. Werner spricht davon, dass viele Unternehmen noch nicht einmal die grundlegende Konnektivität und Cloud-Strategie umgesetzt haben, bevor sie sich der KI widmen können. Es ist, als würde man über Formel-1-Fahren sprechen, während noch Pferdekutschen auf den Straßen unterwegs sind.
Der wahre Skandal ist jedoch nicht die technische Rückständigkeit an sich, sondern die strukturelle Denkblockade. Der Mittelstand zögert, weil er sich nicht traut, über seine eigene Schattenlinie zu springen. Datenschutz ist wichtig, keine Frage – aber wenn aus Angst vor Datenmissbrauch gar keine Innovation mehr stattfindet, wird Deutschland vom Produzenten zum Zuschauer degradiert.
Cybersecurity – Das unsichtbare Schlachtfeld
Parallel zur KI-Debatte erstreckt sich ein weiteres Schlachtfeld, das mindestens genauso existenziell ist: Cybersecurity. Die Telekom, so Werner, registriert ein explosionsartiges Wachstum der Nachfrage nach Sicherheitslösungen. Das sollte nicht überraschen. Die deutsche Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren leidvoll erfahren, was es bedeutet, Ziel von Cyberattacken zu werden. Unternehmen, die sich diesem Thema nicht widmen, sind tickende Zeitbomben.
Aber es ist nicht nur die Bedrohung von außen, die relevant ist. Wer als Unternehmen Cybersecurity ignoriert, vernachlässigt die Grundvoraussetzung für eine vernetzte Zukunft. KI kann nur funktionieren, wenn die Daten sicher sind. Wer Daten jedoch nicht schützt, hat nichts anderes als eine tickende Bombe in seinem Serverraum.
Die ungenutzte Chance des „Business GPT“
Die Telekom hat auf diese Herausforderungen mit Lösungen wie dem „Business GPT“ reagiert – eine abgeschottete, unternehmenseigene KI-Plattform, die Datenschutz mit Innovationskraft verbinden soll. Doch während große Unternehmen bereits KI-Systeme adaptieren, ist der Mittelstand noch skeptisch. Diese Skepsis ist nicht irrational, aber sie ist gefährlich. Die deutschen Unternehmen müssen begreifen: Technologie ist kein Feind. Sie ist ein Werkzeug – aber ein Werkzeug, das nur der nutzt, der es versteht.
Digital X – Die Bühne der Zukunft
Was also tun? Werner verweist auf Plattformen wie die „Digital X“, die mittelständischen Unternehmen einen direkten Zugang zu Wissen, Partnern und Technologie bietet. Doch wer geht dort hin? Sind es wirklich die zukunftsorientierten Entscheider oder doch wieder nur die, die ohnehin schon überzeugt sind? Die wahre Herausforderung liegt darin, jene Unternehmer zu erreichen, die noch immer glauben, sie könnten den Sturm der Digitalisierung aussitzen.
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