Agenten statt Algorithmen – Warum KI erst durch Handlungsmacht Geld verdient #DTAG #MWC2025 #Barcelona

von Gunnar Sohn
4. März 2025

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona sprach Claudia Nemat, Vorstand für Technologie und Innovation der Deutschen Telekom, über die Transformation ihres Unternehmens zu einer KI-getriebenen Organisation. Die Botschaft war klar: Künstliche Intelligenz allein schafft noch keine bahnbrechenden Geschäftsmodelle. Erst durch KI-Agenten, die aktiv Aufgaben ausführen und nicht nur Antworten liefern, wird die Technologie wirtschaftlich tragfähig.

„Wir entwickeln keine großen Sprachmodelle“, stellte Nemat unmissverständlich klar, „aber wir bauen die Anwendungen und Agenten, die die Technologie nutzbar machen.“ Damit setzte sie einen entscheidenden Akzent in der Diskussion um den wirtschaftlichen Nutzen von KI. Für Nemat ist es nicht die pure Rechenleistung oder die bloße Bereitstellung von Daten, die den Wert schafft. Erst wenn KI aktiv wird, Prozesse autonom steuert und Entscheidungen trifft, beginnt sie, sich zu amortisieren.

Ein Beispiel dafür ist das von der Telekom vorgestellte KI-Phone – nicht bloß ein weiteres Gadget in der endlosen Parade smarter Geräte, sondern ein digitaler Begleiter mit Weitblick. Es gleicht einem virtuosen Dirigenten, der das Orchester des digitalen Alltags harmonisiert. „Meine 85-jährige Mutter hasst es, Zeit zu verschwenden“, erzählte Nemat und demonstrierte, wie dieses Telefon nicht nur Wünsche erahnt, sondern sie mit orchestraler Präzision erfüllt – es reserviert einen Tisch, berechnet Routen, entschlüsselt Behördendeutsch und verwandelt digitale Hürden in fließende Leichtigkeit. Seine Intelligenz ist nicht bloß abrufbar, sondern initiativ, ein stiller Assistent, der Handlungskraft entfaltet. Unterstützt von den klarsichtigen Algorithmen Perplexitys, gleicht es einem Fluss, der Hindernisse nicht erduldet, sondern sie kunstvoll umströmt.

Doch KI-Agenten bleiben nicht auf Konsumentenprodukte beschränkt. Die Deutsche Telekom integriert sie tief in ihre Netzwerkinfrastruktur. „Unsere RAN-Guardian-Agenten analysieren in Echtzeit Datenströme und passen Kapazitäten automatisch an“, erläuterte Nemat. Diese Netzwerke könnten so autonom auf große Events oder plötzliche Lastspitzen reagieren – ein Schritt hin zu einer völlig neuen Art der Netzwerkinfrastruktur, die sich an Gegebenheiten anpasst, ohne menschliches Eingreifen zu erfordern.

Neben der technischen Innovation stellte Nemat die gesellschaftliche Dimension der KI heraus. „Wir demokratisieren KI“, sagte sie. Die Technologie dürfe nicht nur wenigen vorbehalten sein, sondern müsse allen Menschen zugänglich gemacht werden. Damit verfolgt die Telekom eine doppelte Strategie: Einerseits sollen KI-Anwendungen in alltäglichen Geräten und Prozessen verankert werden, andererseits bleibt Datensouveränität ein zentrales Anliegen.

Doch die große Herausforderung bleibt: Wie kann sich Europa gegenüber den dominanten Tech-Konzernen aus den USA und China behaupten? „Wir müssen aufhören zu lamentieren und anfangen, zu liefern“, sagte Nemat mit Nachdruck. Sie sieht die Lösung in strategischen Partnerschaften, wie der Zusammenarbeit mit Perplexity, Google oder dem deutschen Start-up Black Forest Labs.

Die Essenz ihrer Keynote lässt sich in einem Gedanken zusammenfassen: KI wird erst mit Agenten profitabel, weil sie dann erst wirtschaftlich wirksam wird. Denn erst durch Agenten wird KI von einer reaktiven zu einer aktiven Kraft. Während klassische KI-Systeme nur auf Anfragen warten, nehmen Agenten die Initiative, automatisieren Abläufe, treffen Entscheidungen und lösen Probleme, bevor der Mensch sie überhaupt bemerkt. Diese Fähigkeit zur proaktiven Handlung ist der Schlüssel zu echten Produktivitätsgewinnen – sei es durch autonome Netzwerksteuerung, intelligente Assistenzsysteme oder adaptive Sicherheitslösungen. Agenten verwandeln KI von einer reinen Informationsquelle in eine Instanz, die echten wirtschaftlichen Mehrwert schafft, weil sie kontinuierlich agiert und optimiert, anstatt nur auf Befehle zu reagieren. Ohne diese Dimension bliebe KI ein passives Werkzeug – mit Agenten aber wird sie zum Motor einer neuen digitalen Ökonomie.

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