Strategic Foresight und Digitalisierung: Zukunft gestalten oder dem Wandel hinterherlaufen?

von Benjamin Springub
12. März 2025

In einer Ära, in der technologische Entwicklungen in atemberaubendem Tempo voranschreiten, ist es naiv zu glauben, dass klassische Strategien ausreichen, um den Herausforderungen der Digitalisierung gewachsen zu sein. Wer heute noch denkt, mit starren Fünfjahresplänen die Zukunft meistern zu können, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Digitalisierung ist radikal, unvorhersehbar und unerbittlich. Genau hier kommt Strategic Foresight ins Spiel – nicht als gemütliche Zukunftsbetrachtung, sondern als essenzielle Notwendigkeit für jedes Unternehmen, das morgen noch erfolgreich sein will.

Digitalisierung: Chance oder Risiko?

Die Digitalisierung wird oft als Heilsbringer gefeiert. Automatisierung, Künstliche Intelligenz, smarte Prozesse – alles klingt nach Effizienz und grenzenlosen Möglichkeiten. Doch hinter dem Hype lauern auch Gefahren: radikale Marktumbrüche, der Verlust von Arbeitsplätzen, wachsende ethische Dilemmata und eine zunehmende Abhängigkeit von Technologien, die viele nicht einmal im Ansatz verstehen.

Die Wahrheit ist: Wer die digitale Transformation nicht proaktiv gestaltet, wird von ihr geformt – und das selten zum eigenen Vorteil. Ganze Branchen wurden bereits hinweggefegt, weil sie Trends zu spät erkannt oder ignoriert haben. Kodak, Nokia, Neckermann oder Strauss Innovation sind Paradebeispiele für Unternehmen, die glaubten, unantastbar zu sein. Und heute? Verschwunden, verdrängt, vergessen.

Strategic Foresight: Mehr als ein Buzzword

Viele Unternehmen nutzen den Begriff Strategic Foresight mittlerweile als schicke Floskel in Präsentationen und Strategieworkshops. Doch in den wenigsten Fällen wird echte Zukunftsvorausschau betrieben. Stattdessen herrscht eine gefährliche Mischung aus Selbstzufriedenheit und der Hoffnung, dass der Wandel nicht allzu disruptiv ausfallen möge.

Doch die Realität ist unbequem: Wer keine klare Vorstellung davon hat, welche technologischen Entwicklungen die eigene Branche in den nächsten Jahren prägen werden, wird von der Zukunft überrollt. Auch wirtschaftspolitische Unsicherheiten dürfen keine Ausrede sein – wer sich von kurzfristigen politischen Stimmungen leiten lässt, riskiert, langfristig den Anschluss zu verlieren.

Strategic Foresight bedeutet, unbequeme Fragen zu stellen:

  • Was passiert, wenn unser Geschäftsmodell morgen von einer neuen Technologie ersetzt wird?
  • Welche Entwicklungen könnten unsere Branche komplett obsolet machen?
  • Welche radikalen Schritte sind wir bereit zu gehen, um die Zukunft aktiv mitzugestalten?

Wer diese Fragen nicht ehrlich beantwortet, läuft Gefahr, zum Opfer der eigenen Bequemlichkeit zu werden.

Digitalisierung verlangt radikales Denken

Foresight ist kein Schönwetter-Tool. Es geht darum, auch das Undenkbare zu denken und sich radikal ehrlich mit den eigenen Schwächen auseinanderzusetzen. Es reicht nicht, Trends zu beobachten – ihre potenziellen Konsequenzen müssen brutal ehrlich analysiert werden.

  • Szenarien entwickeln heißt, das Unangenehme zuzulassen. Was, wenn die eigenen Produkte in fünf Jahren irrelevant sind? Was, wenn ein Start-up die gesamte Branche disruptiert?
  • Innovationskultur bedeutet, Risiken einzugehen. Wer Angst vor Fehlern hat, wird nie neue Wege gehen. Wer sich auf das Bewährte verlässt, steht schon mit einem Bein im Abgrund.
  • Technologische Naivität ist keine Entschuldigung. Wer heute nicht versteht, wie Blockchain, Quantencomputing oder KI die eigenen Prozesse verändern könnten, hat keine Ausrede. Weiterbildung und Zukunftsdenken sind kein Luxus, sondern eine Überlebensstrategie.

Der bequeme Weg führt in die Bedeutungslosigkeit

Viele Unternehmen hangeln sich von Quartal zu Quartal, in der Hoffnung, dass der nächste große Umbruch noch auf sich warten lässt. Doch die Zeit des Abwartens ist vorbei. Die Digitalisierung nimmt keine Rücksicht auf Komfortzonen.

Strategic Foresight ist unbequem. Es fordert, bestehende Denkmuster infrage zu stellen, gelernte Wahrheiten zu hinterfragen und sich mit harten Realitäten auseinanderzusetzen. Doch genau das ist die Essenz einer zukunftsfähigen Strategie: Mut zur Veränderung, Mut zur Unsicherheit, Mut zur radikalen Neuausrichtung.

Zukunft ist kein Zufall, sondern Entscheidung

Wer auf Sicherheit setzt und nur auf kurzfristige Erfolge schielt, wird langfristig scheitern. Die Digitalisierung verlangt eine neue Denkweise – schneller, flexibler, mutiger. Strategic Foresight ist kein Add-on für hippe Innovations-Workshops, sondern eine Überlebensstrategie.

Die Zukunft wird nicht auf diejenigen warten, die lieber im Status quo verharren. Wer jetzt nicht handelt, wird bald irrelevant sein. Doch wer den Mut hat, über den Tellerrand hinauszublicken, Risiken einzugehen und Veränderungen aktiv zu gestalten, kann nicht nur den Wandel meistern – sondern ihn anführen und die Zukunft erfolgreich formen.

Autor:
Benjamin Springub ist Vordenker, Keynote-Speaker und Experte für digitale Transformation, Förderung und nachhaltige Unternehmensentwicklung. Mit internationaler Erfahrung in verschiedenen Führungspositionen treibt er zukunftsweisende Strategien zur Digitalisierung, ESG-Initiativen und Geschäftsentwicklung voran. Seine Impulsvorträge und Beiträge auf Konferenzen inspirieren Unternehmen, innovative Wege für Wachstum und Wandel zu beschreiten. Springub verbindet technologische Expertise mit strategischer Weitsicht und gilt als engagierter Fürsprecher für nachhaltige Innovationen in der Wirtschaft.

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