New Work und Performance: Ein Plädoyer gegen die große Gleichgültigkeit

von Gunnar Sohn
13. März 2025

Marc Wagner vom Innovation Think Tank der Zukunft Personal hat im Podcast von Markt und Mittelstand eine bemerkenswerte These aufgestellt: New Work sei kein Kuschelparadies für Angestellte, sondern ein Werkzeug, um Performance in Unternehmen auf eine neue Ebene zu heben. Es geht, so Wagner, nicht um Hängematten im Open Space oder Rhetorik-Seminare für Führungskräfte, sondern um Wirksamkeit.

Das klingt fast zu einfach, um wahr zu sein. Doch wer genau hinhört, erkennt: Hier wird eine überfällige Debatte angestoßen. Die deutsche Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren mit Begriffen wie „New Work“, „agilem Arbeiten“ und „Shared Leadership“ in einer Komfortzone eingerichtet, die oft mehr mit Marketing als mit echter Transformation zu tun hat. Da sitzen Manager in gut klimatisierten Zoom-Calls, diskutieren über Purpose und Well-being, während auf dem Markt die nächste Disruption wartet – unbeeindruckt von all den Versuchen, mit hippen Bürokonzepten die Produktivität zu steigern.

Wagner dreht die Perspektive. Er fordert: Weg mit der Wellness-Diskussion, her mit der Frage nach echter Leistung! Es geht nicht um das Wohlfühlen als Selbstzweck, sondern um das richtige Arbeitsumfeld für Performance – und genau hier liegt der blinde Fleck vieler Unternehmen. Denn während im Mittelstand noch Personalabteilungen als Verwaltungsapparate laufen, haben innovative Unternehmen längst verstanden: HR ist eine strategische Kernfunktion.

Dabei liegt die Ironie auf der Hand: Gerade dort, wo noch an traditionellen Hierarchien und ineffizienten Strukturen festgehalten wird, klagt man am lautesten über Fachkräftemangel. Statt neue Arbeitsmodelle als Antwort auf diese Krise zu begreifen, werden sie als Luxusthema abgetan. Ein fataler Fehler. Denn wer meint, mit dem gleichen Organigramm, den gleichen KPIs und den gleichen Denkmustern in die digitale Zukunft zu segeln, der unterschätzt die tektonischen Verschiebungen in der Arbeitswelt.

Die Diktatur der Technologie – und die Chance zur Befreiung

Wagners Gedanken über den Einsatz von KI im HR-Bereich sind ein Weckruf. Die Vorstellung, dass Personalabteilungen bald mit Künstlicher Intelligenz statt mit Aktenordnern arbeiten, treibt manchen Traditionalisten den Angstschweiß auf die Stirn. Doch wer nicht in Technologie investiert, wird bald von ihr ersetzt. KI kann Recruiting automatisieren, Skill-Gaps erkennen, Karrieren optimieren – aber sie kann nicht das leisten, was gute Führung ausmacht: das Potenzial von Menschen so zu nutzen, dass Unternehmen anpassungsfähig und innovativ bleiben.

Die eigentliche Gefahr liegt also nicht in der Technologie, sondern in der menschlichen Gleichgültigkeit. In der Bequemlichkeit, sich mit ineffizienten Strukturen abzufinden. In der Trägheit, nicht zu erkennen, dass es bei New Work nicht um den bunten Obstkorb, sondern um betriebswirtschaftliche Überlebensstrategien geht.

New Work ohne Performance? Ein schlechter Witz.

Der deutsche Mittelstand, das Rückgrat der Wirtschaft, steht vor einer Entscheidung: Entweder er versteht New Work als strategisches Instrument, das Effizienz, Innovation und Mitarbeiterentwicklung intelligent verbindet. Oder er bleibt in der Illusion verhaftet, dass man mit alten Methoden und neuen Buzzwords irgendwie weitermachen kann.

Wagner bringt es auf den Punkt: „Der Kunde zahlt die Show.“ Und das bedeutet: Nicht das Wohlfühlbüro entscheidet über den Erfolg, sondern die Fähigkeit, Leistung zu erbringen – mit den besten Köpfen, den besten Strukturen und dem besten Einsatz von Technologie. Wer das verstanden hat, macht aus New Work endlich das, was es sein sollte: eine Formel für unternehmerischen Erfolg, keine PR-Strategie für HR-Abteilungen.

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