Wasserzähler im Kreislauf: Wie Lorenz nachhaltige Innovationen vorantreibt

von Gunnar Sohn
14. März 2025

Die Wiederaufbereitung von Wasserzählern mag wie ein Nischenthema erscheinen, doch Wilhelm Mauss, Geschäftsführer der Lorenz GmbH & Co. KG, zeigt, dass hier ein funktionierendes Kreislaufsystem etabliert werden kann. Bereits vor 20 Jahren startete das Unternehmen mit dem Recycling alter Wasserzähler – ursprünglich aus wirtschaftlichen Gründen: Durch die Wiederverwendung von Materialien ließen sich steigende Rohstoffkosten kompensieren. Heute ist das System weit mehr als eine reine Kostenersparnis – es ist ein Vorzeigemodell für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.

Angesichts angespannter Rohstoffmärkte und steigender Messingpreise hat sich der frühzeitige Umstieg auf ein nachhaltiges Modell ausgezahlt. Doch nicht nur Metallpreise, sondern auch die zunehmende Elektronik in modernen Smart-Metern stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Mauss prognostiziert, dass Lieferengpässe in diesem Bereich auch künftig auftreten werden.

Eine besondere Hürde auf dem Weg zur Etablierung der Kreislaufwirtschaft war die Überzeugungsarbeit – sowohl intern als auch extern. „Gerade in traditionellen Unternehmen musste erst das Vertrauen geschaffen werden, dass Recycling wirtschaftlich sinnvoll und zukunftsfähig ist“, erklärt Mauss. Widerstände in der eigenen Organisation erwiesen sich letztlich als wertvolle Erfahrung, um künftige Kunden überzeugen zu können. Heute zeigt der Erfolg: 600.000 von 1,6 Millionen Wasserzählern wurden im vergangenen Jahr bereits recycelt. Die Prognose ist noch optimistischer: Bis zu 80 % der Zähler, die noch in Umlauf sind, sollen in den Kreislauf zurückkehren.

Ein zentrales Instrument zur Optimierung der Rücklaufquote ist ein Pfandsystem, das Kunden zur Rückgabe motiviert. Zudem verfolgt Lorenz das Konzept „Product as a Service“: Der Fokus liegt nicht mehr auf dem Besitz des Produkts, sondern auf der langfristigen Nutzung und Wiederverwertung. Durch diese Strategien können Materialkreisläufe geschlossener gestaltet und Ressourcen effizienter genutzt werden.

Die Hidden Champions der Schwäbischen Alb, zu denen Lorenz zählt, gelten als Vorreiter nachhaltiger Innovationen. „Mein Großvater wäre von unserer Arbeit nicht beeindruckt gewesen, er hätte es als ganz normal angesehen, nichts zu verschwenden“, bemerkt Mauss. Diese Philosophie passt nicht nur zur traditionellen schwäbischen Sparsamkeit, sondern auch zu modernen Anforderungen an Resilienz in der Lieferkette und Unabhängigkeit von internationalen Rohstoffmärkten.

Die von Lorenz praktizierte Kreislaufwirtschaft zahlt auf zentrale Ziele der aktuellen Wirtschafts- und Umweltpolitik ein: Stärkung der Rohstoffautarkie, Reduzierung von CO₂-Emissionen und wirtschaftliche Stabilität. Mauss stellt jedoch klar, dass es weniger auf politische Anerkennung ankomme als auf die Akzeptanz bei den Kunden. „Wenn Unternehmen erkennen, dass sie durch nachhaltige Konzepte wirtschaftliche Vorteile erzielen, dann wird sich Kreislaufwirtschaft immer mehr durchsetzen.“

Kritik an ineffizienten Recycling-Systemen im Verpackungssektor sieht Mauss differenziert. Vielerorts werde bereits gut gearbeitet, doch eine bessere Abstimmung zwischen Industrie, Verbrauchern und Regulierung könnte die Effizienz weiter steigern. „Der Wille zur Verbesserung muss von allen Akteuren ausgehen“, so Mauss.

Die Pandemie hat eindrücklich gezeigt, wie anfällig globale Lieferketten sind. Kreislaufwirtschaft kann ein Schlüssel zu mehr Unabhängigkeit sein. Unternehmen wie Lorenz beweisen, dass nachhaltiges Wirtschaften nicht nur möglich, sondern auch profitabel ist.

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