In der industriellen Produktion, wo Präzision und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen gefragt sind, bildet die Wiederaufbereitung von Werkzeugen einen oft unterschätzten Hebel nachhaltiger Wertschöpfung. Fraisa, ein Unternehmen mit Spezialisierung auf Präzisionswerkzeuge, hat dies zur Maxime erhoben: Gebrauchte Werkzeuge werden nicht entsorgt, sondern aufbereitet – mit garantierter Leistungsfähigkeit.
Die Logik hinter diesem Prozess ist so einfach wie überzeugend. In der Zerspanung werden Werkzeuge hohen Belastungen ausgesetzt. Üblicherweise landen sie nach Erreichen ihrer Standzeit im Ausschuss. Fraisa hat ein Verfahren entwickelt, das den Kreislauf schließt. Die Werkzeuge werden regeneriert und stehen anschließend mit identischer Leistungsfähigkeit wieder zur Verfügung. Das spart Material, Energie und Kosten – und reduziert den CO2-Fußabdruck signifikant. Dr. Thomas Wittig, Geschäftsführer von Fraisa, spricht von bis zu 80 Prozent weniger Emissionen im Vergleich zur Neuproduktion.
Doch Nachhaltigkeit bleibt abstrakt, solange sie sich nicht in verlässlichen Zahlen abbilden lässt. Fraisa begegnet diesem Problem mit CO2-Einsparzertifikaten, die den direkten Vergleich zwischen neuen und aufbereiteten Werkzeugen dokumentieren. Dies ist nicht nur ein Angebot an umweltbewusste Kunden, sondern auch ein Argument im regulatorischen Umfeld, in dem ESG-Kriterien zunehmend an Bedeutung gewinnen. Unternehmen, die auf Fraisas Aufbereitungsprozess setzen, können ihren ökologischen Fußabdruck nachweislich verringern – ein Umstand, den Wirtschaftsprüfer zunehmend honorieren.
Ein kritischer Punkt bleibt die Akzeptanz in der Industrie. Nur etwa ein Viertel der Kunden nutzt bislang den Aufbereitungsservice. Während regulatorische Vorgaben in manchen Branchen – etwa der Medizintechnik – eine Wiederverwendung verbieten, sind es in anderen Fällen prozessuale Hürden, die einer breiteren Nutzung im Wege stehen. Die Geometrie der Werkzeuge verändert sich durch die Aufbereitung minimal, was nicht jede Fertigungslinie toleriert. Dennoch wächst die Bereitschaft, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Fraisa begegnet der Skepsis mit einer klaren Garantie: Seit 2018 sichert das Unternehmen zu, dass aufbereitete Werkzeuge dieselbe Standzeit und Performance wie Neuprodukte bieten. Sollte ein Kunde unzufrieden sein, gibt es eine Geld-zurück-Garantie oder ein Ersatzwerkzeug. Dieses Versprechen schafft Vertrauen – und zeigt, dass nachhaltige Industrieproduktion nicht mit Verzicht, sondern mit wirtschaftlicher Vernunft einhergehen kann.
Ein weiteres Indiz für den Wandel: Fraisa arbeitet mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) an der Standardisierung des Product Carbon Footprints für Präzisionswerkzeuge. Ziel ist es, belastbare Vergleichswerte zu schaffen, die den ökologischen Vorteil der Wiederaufbereitung noch transparenter machen. Bereits jetzt werden CO2-Werte nach Scope 1, 2 und 3 berechnet und in das Reporting der Kunden integriert.
Während viele noch über Nachhaltigkeit reden, zeigt Fraisa, wie sie sich in der industriellen Praxis umsetzen lässt. Das Unternehmen liefert nicht nur Werkzeuge, sondern auch ein Modell für zukunftsfähige Produktion.