Landwirtschaft im Wandel: Wie smarte Services den Acker neu vermessen – Ein Gespräch mit Babak Zeini über Digitalisierung, Organisation und die Rolle intelligenter Maschinen

von Bernhard Steimel
6. Mai 2025

Die Landwirtschaft befindet sich im Übergang – von analoger Routine zur datenbasierten Präzision. Babak Zeini, Geschäftsführer von Futurest, beschreibt in einem Gespräch die stille Transformation einer Branche, die zu lange als träge galt. Smarte Sensorik, künstliche Intelligenz und digitale Zwillinge verändern die Art, wie Landwirte arbeiten, Entscheidungen treffen und mit ihrer Umwelt interagieren.

Das Spektrum reicht von vollvernetzten Milchviehbetrieben, in denen Fütterung, Gesundheit und Milchleistung automatisiert erfasst werden, bis hin zu Hackrobotern, die Unkraut mechanisch entfernen und gleichzeitig digitale Karten der Felder erzeugen. Diese Maschinen sind nicht bloß Werkzeuge, sondern Knotenpunkte eines neuen digitalen Ökosystems.

Vom Gerät zum System: Smarte Services als Geschäftsmodell

Zeini macht deutlich: Der technologische Fortschritt allein reicht nicht aus. Entscheidend ist, wie neue Geräte in skalierbare Geschäftsmodelle eingebettet werden. Der erwähnte Hackroboter ist dafür exemplarisch: Er ist nicht nur Maschine, sondern Service. Er liefert Daten, erzeugt Prognosen, ermöglicht neue Abrechnungsmodelle und wird damit zur Schnittstelle zwischen landwirtschaftlichem Betrieb, Technologieanbieter und Markt.

Der digitale Zwilling als Erkenntnismaschine

Ein zentrales Element dieser Transformation ist der digitale Zwilling. Er bildet den landwirtschaftlichen Betrieb in Echtzeit ab und schafft eine Grundlage für fundierte Entscheidungen – von der Fruchtfolge bis zur Bewässerungsstrategie. Landwirte erhalten nicht nur eine Momentaufnahme, sondern einen Blick in mögliche Zukünfte. Der Agrarsektor wird damit vorausschauender, präziser und nachhaltiger.

Effizienzdruck als Innovationsmotor

Doch der Wandel geschieht nicht aus sich selbst heraus. Zeini betont, dass es häufig noch an ökonomischem Druck fehlt, um digitale Lösungen flächendeckend zu etablieren. „Feuer unter dem Hintern“, wie er es formuliert, entsteht erst dann, wenn Märkte, Preise oder externe Krisen alte Routinen infrage stellen. Technologie entfaltet ihre Wirkung nicht im Labor, sondern im Feld – dort, wo sie Ertrag, Aufwand und Risiko in ein neues Verhältnis setzt.

Organisationen unter Transformationsdruck

Die Herausforderung liegt nicht allein in der Technik, sondern auch in den Organisationen selbst. Zeini beschreibt den kulturellen Bruch, den viele Maschinenbauer erleben, wenn sie sich vom Produktanbieter zum Dienstleister entwickeln sollen. Alte Prozesse greifen nicht mehr, neue sind noch nicht etabliert. Hier entscheidet nicht die Technologie über den Erfolg – sondern die Fähigkeit zur organisationalen Erneuerung.

Der Mensch bleibt im Spiel – aber in neuer Rolle

Der Blick in die Zukunft ist dabei kein dystopisches Maschinen-Szenario. Zeini zeichnet das Bild einer kooperativen Intelligenz: KI-gestützte Systeme, die nicht ersetzen, sondern ergänzen – und dem Nutzer vorausdenken. Sprache, Geste und Sensorik verschmelzen zur multimodalen Schnittstelle, in der der Mensch nicht verdrängt, sondern unterstützt wird.

Fazit: Die Felder verändern sich – und mit ihnen die Logik des Wirtschaftens

Die Digitalisierung der Landwirtschaft zeigt exemplarisch, wie das Internet der Dinge und smarte Services traditionelle Branchen neu strukturieren. Nicht als technischer Selbstzweck, sondern als Antwort auf ökologische, ökonomische und soziale Herausforderungen.

Wer diesen Wandel verstehen will, muss größer denken: Nicht vom Produkt her, sondern vom Netzwerk. Nicht vom Gerät, sondern vom Nutzen. Nicht von der Maschine, sondern vom System.


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