Der Automatisierungstakt: Wie die Mobilität der Zukunft entsteht

von Bernhard Steimel
8. Mai 2025

Ein Gespräch mit Enno Borchers, Deutsche Telekom

Automatisierung verlässt die Werkshallen. Was einst im geschützten Raum der Produktion begann, weitet sich nun aus – auf Häfen, Werksgelände, urbane Mobilitätsknoten. Enno Borchers, Industriepartner bei der Deutschen Telekom, skizziert in diesem Gespräch eine Entwicklung, die weit über technische Effizienz hinausgeht. Es geht um ein neues Verständnis von Arbeit, Logistik – und nicht zuletzt von Kooperation zwischen Mensch und Maschine.

Intelligente Produktion: Präziser, schlanker, kreativer

Borchers beschreibt die Werkshallen der Zukunft als Orte der Präzision und Entlastung. Digitale Zwillinge – virtuelle Abbilder von Produktionsanlagen – ermöglichen es, Prozesse in Echtzeit zu simulieren und zu optimieren. Die Folge: Weniger einfache Handgriffe, dafür mehr Verantwortung, Gestaltungsspielräume und kreative Aufgaben für die Beschäftigten.

Ein zentrales Element dieser neuen Logik sind fahrerlose Transportsysteme (AGVs), die Materialflüsse autonom steuern, Motorblöcke transportieren und Schichtgrenzen aufheben. Automatisierung wird so zum Mittel, um dem Fachkräftemangel und den demografischen Verschiebungen zu begegnen – nicht durch Verdrängung, sondern durch Entlastung.

Die Logistik als Zukunftslabor

Doch der eigentliche Durchbruch der Automatisierung vollzieht sich dort, wo Logistik und Mobilität ineinandergreifen. In Emden, einem Knotenpunkt deutscher Fahrzeugausfuhr, wird erprobt, wie neu produzierte Fahrzeuge ohne Fahrer über das Hafengelände gesteuert werden können – mithilfe externer Sensorik, LiDAR-Kameras, Edge-Computing und der öffentlichen 5G-Infrastruktur.

„Hier zeigt sich die Eleganz der Technologie“, sagt Borchers. Denn anders als beim autonomen Fahren, das auf interne Fahrzeugsensorik setzt, basiert automatisiertes Fahren in solchen Szenarien auf einer zentralen Intelligenz außerhalb des Fahrzeugs – eine vernetzte Steuerung, die punktgenaue Navigation in komplexen Umgebungen ermöglicht.

Automatisierung braucht Standards

So vielversprechend die Einzelanwendungen sind: Ohne Standardisierung bleibt der Fortschritt fragmentiert. Borchers fordert deshalb eine einheitliche technologische Grundlage – quer durch Hersteller, Infrastrukturen und Regulierungsräume. Nur so lässt sich Automatisierung wirtschaftlich skalieren und strategisch verankern.

Die Herausforderung ist nicht technischer, sondern institutioneller Natur. Während die Technik bereits funktioniert, fehlen in vielen Bereichen die politischen, rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen. China, so Borchers, sei hier sichtbar schneller. In Europa dagegen hemmen Zuständigkeitskonflikte und regulatorische Vorsicht den Fortschritt.

Mobilität neu denken – und gestalten

Trotz aller Hürden ist für Borchers klar: Der Trend ist unumkehrbar. Automatisierte Mobilität wird kommen – nicht als spektakulärer Sprung, sondern als stiller Taktwechsel. Sie verändert, wie wir Mobilität begreifen, organisieren und wirtschaftlich bewerten. Sie eröffnet Spielräume, wo heute noch Engpässe herrschen – im Hafen, auf dem Werksgelände, im urbanen Nahverkehr.

Automatisierung als Chance

Die Debatte über Automatisierung wird häufig mit Angst geführt. Dieses Gespräch jedoch macht deutlich: Es geht nicht um Verzicht, sondern um Umgestaltung. Nicht um Entmenschlichung, sondern um neue Formen der Zusammenarbeit.

Automatisierte Mobilität ist kein Selbstzweck – sie ist ein Prüfstein für unseren Umgang mit technologischem Wandel. Wer ihn aktiv gestaltet, sichert nicht nur Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch die Handlungsfähigkeit der Gesellschaft im Ganzen.

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