Vom Balkon in Berlin zur Brücke auf See
„Ich bin ein Berliner“ – mit dieser historischen Referenz eröffnete Dr. Joachim Kalcher seinen Vortrag auf der AFCEA-Fachausstellung. Was wie ein rhetorischer Aufschlag in vergangene Zeiten klang, erwies sich als präzise Metapher für den Kern dessen, was moderne Gefechtsfeldkommunikation leisten muss: Unmittelbarkeit, Verständlichkeit und Souveränität in der Übertragung – egal, woher die Botschaft kommt.
Scotty, das österreichische Unternehmen unter Kalchers Leitung, liefert Systeme, die genau das ermöglichen. In militärischen Szenarien, bei Katastropheneinsätzen oder in der maritimen Lageführung: Die Daten- und Kommunikationsplattformen von Scotty schaffen einen durchgängigen digitalen Blick auf das operative Geschehen.
Das Lagebild als Systemleistung
Die Zeiten, in denen Funkgeräte als zentrale Werkzeuge militärischer Kommunikation galten, sind vorbei. Heute zählt das integrierte Lagebild – ein Zusammenspiel aus Videos, Audiodaten, Sensordaten und Geopositionen. Kalcher demonstrierte eindrucksvoll, wie Bilddaten von Bodycams, Drohnen und Aufklärungseinheiten in einem zentralen System gebündelt, übertragen und vernetzt verfügbar gemacht werden können.
Entscheidend ist dabei: Diese Technik funktioniert in Bewegung. Ob in einem gepanzerten Fahrzeug, an Bord eines Patrouillenboots oder in einem Luftfahrzeug – die Systeme bleiben stabil, verlässlich und interoperabel. Kommunikation wird zum tragenden Element des Lageverständnisses – mit einem Anspruch auf Echtzeit, der früher undenkbar war.
Kommunikation als Infrastruktur – nicht als Zubehör
Kalcher betonte die Notwendigkeit, Kommunikationssysteme nicht mehr als Beiwerk, sondern als tragende Infrastruktur zu verstehen. Die Systeme von Scotty seien nicht nur mobil und robust, sondern modular aufgebaut – offen für Schnittstellen, skalierbar nach Missionsanforderung und standardkonform gemäß NATO-Vorgaben.
Diese Offenheit, gekoppelt mit Sicherheitsarchitektur und intuitiver Bedienbarkeit, macht das System universell einsetzbar – vom Grenzschutz über maritime Missionen bis hin zu urbanen Krisenszenarien. Kalcher spricht vom „digitalen Rückgrat der taktischen Führung“, das sich dynamisch an Umgebungen und Bedrohungslagen anpasst.
Filter statt Überfluss – die nächste Stufe der Integration
Im Ausblick wurde deutlich, wohin die Reise geht: nicht in Richtung noch mehr Daten, sondern in Richtung smarter Datenverarbeitung. Künftig sollen KI-basierte Assistenzsysteme helfen, Relevanz zu filtern, Entscheidungen zu unterstützen und Ressourcen zielgenau zu lenken. „Situational Awareness“ soll nicht durch Datenmengen überlagert, sondern durch algorithmische Klarheit verbessert werden.
Hier zeigt sich ein Paradigmenwechsel: Nicht der Mensch wird von der Technik entlastet, sondern in die Lage versetzt, komplexe Situationen schneller zu erfassen und effektiver zu führen – ohne dabei die Kontrolle abzugeben.
Europäische Lösung mit globaler Anschlussfähigkeit
Was Kalcher vorstellte, war keine Blaupause für einen Technologiepark, sondern ein einsatzbereites System – entwickelt, getestet und einsatzbewährt. Die Herkunft aus Österreich ist dabei kein Nachteil, sondern Ausdruck eines europäisch gedachten Innovationsansatzes: souverän, partnerschaftlich und anschlussfähig an internationale Koalitionen.
Dass das Auditorium im World Conference Center Bonn dabei gebannt zuhörte, war kein Zufall. Scotty lieferte keine Versprechungen, sondern lieferfähige Technologie. Eine, die den Begriff „Führung“ nicht nur im militärischen Sinne neu definiert, sondern ihn technisch möglich macht – auf allen Ebenen, in allen Lagen.