Auf dem diesjährigen Anwenderforum im World Conference Center Bonn war die Session von Motorola ein Plädoyer für militärische Führungsfähigkeit unter Realbedingungen: weit entfernt vom Hochglanzdiskurs über KI oder Cloud, aber umso näher an der operativen Notwendigkeit im Gelände. Gregor Ksoll, leitender Manager bei Motorola Solutions, und Oberstleutnant Andreas Wack präsentierten ein hybrides Kommunikationssystem, das dort funktioniert, wo andere längst versagen: in der taktischen Realität.
Wenn kein Netz mehr da ist – beginnt die echte Kommunikation
Militärische Operationen, Grenzsicherung oder Katastrophenschutz haben eines gemeinsam: Sie operieren oft in Zonen ohne zivil nutzbare Infrastruktur. Kein Mobilfunk, kein Internet – und dennoch müssen Informationen fließen. Motorola setzt hier auf eine hybride Architektur: Klassische digitale Funknetze wie TETRA werden mit LTE-Technologie verbunden und so auf neue Ebenen der Resilienz und Reichweite gehoben. Der Clou: Die Kommunikation bleibt auch bei Ausfall öffentlicher Netze intakt, und sie ist nicht nur gesichert, sondern priorisierbar – etwa für militärische Befehlsketten.
Führung heißt Verfügbarkeit
Oberstleutnant Wack machte deutlich: In multinationalen Einsatzverbänden, wie sie etwa in NATO- oder EU-Missionen operieren, ist Kommunikationsfähigkeit mehr als Technik – sie ist Führungsfähigkeit. Wer nicht sprechen, nicht führen, nicht warnen kann, verliert nicht nur Informationshoheit, sondern operativen Einfluss. Das hybride Motorola-System erlaubt die Koexistenz von Sprach-, Daten- und Videokommunikation – robust gegen Angriffe, verschlüsselt und skalierbar.
Vom Hochwasser bis zum Einsatzverband
Die Anwendungen sind dabei keineswegs rein militärisch. Der Hochwassereinsatz in Rheinland-Pfalz oder die Koordination an der polnischen Außengrenze zeigen: Die Unterscheidung zwischen Innerer Sicherheit, Katastrophenschutz und Landesverteidigung verschwimmt zunehmend.
Infrastruktur wird zur Waffe
Ksoll erläuterte, dass heutige Einsätze ohne verlässliche Kommunikation nicht nur ineffizient, sondern gefährlich sind. Die Zeiten, in denen ein Funkgerät genügte, seien vorbei. Heute geht es um Echtzeitinformationen, Live-Lagebilder, direkte Rückkopplung von Sensoren oder Drohnen – und das alles unter Bedingungen, die man in keinem Innovationswettbewerb simulieren kann.
Was bleibt?
Motorolas Vortrag war kein Marketing – er war eine Lehrstunde über das, was militärische Digitalisierung jenseits der Buzzwords tatsächlich leisten muss: Stabilität in unsicheren Räumen. Wer Führung als Fähigkeit zur Kommunikation versteht, der erkennt hier nicht nur Technologie, sondern Taktik.
Während viele auf der AFCEA von Visionen sprachen, zeigte Motorola, wie man bereits heute führt – nicht trotz, sondern wegen der widrigen Umstände. Eine Botschaft, die nicht nur Soldaten, sondern auch Entscheider verstehen sollten. Denn robuste Führung beginnt dort, wo öffentliche Netze enden.