Beim Green Monday Update am 16. Juni fordern Vertreter aus Industrie, Technologie und Verbänden eine entschlossene Neuausrichtung der politischen Rahmenbedingungen zugunsten der Kreislaufwirtschaft. Im Zentrum steht der Vorschlag, nachweislich wiederverwendete Produkte steuerlich zu privilegieren – durch eine Halbierung oder vollständige Streichung der Mehrwertsteuer.
Wilhelm Mauss, Geschäftsführer der Lorenz GmbH & Co. KG, bringt es auf den Punkt:
„Wer Produkte im Kreislauf hält, sollte steuerlich entlastet werden – idealerweise durch einen reduzierten oder vollständig gestrichenen Mehrwertsteuersatz.“
Lorenz GmbH: Kreislaufwirtschaft als betriebswirtschaftliches Prinzip
Das mittelständische Unternehmen aus Schäklingen erreicht mit gezielter Wiederverwendung von Wasserzähler-Komponenten eine Rücklaufquote von über 80 Prozent. Dies senkt nicht nur die Prozesskosten, sondern macht das Unternehmen resilient gegenüber globalen Rohstoffpreissteigerungen – etwa beim strategischen Material Messing.
Mauss:
„Wir können Löhne halten, weil wir klüger mit Material umgehen. Wiederverwendung ist keine moralische Geste, sondern ökonomischer Selbstschutz.“
Das Unternehmen produziert zu 80 Prozent energieautark – mit Biogas aus der Region, gebrauchten Autoakkus als Zwischenspeicher und selbst entwickelten Windrädern.
Vergabepraxis als Hebel für Transformation
Zusammen mit Dirk Böttner-Langolf vom BDE (Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft) spricht sich Mauss dafür aus, die öffentliche Beschaffung gezielt an den Kriterien der Wiederverwendung und Wiederverwertung auszurichten.
„Die Wiederverwendung und die Wiederverwertung muss zum Zuschlagskriterium werden – nicht das billigste Neuprodukt“, so Böttner-Langolf.
CSRD: Berichtspflicht wackelt, Transparenz bleibt gefragt
Thomas Bernhardt, Partner bei dhpg, erläutert, wie die EU-Kommission die Anforderungen der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) absenken will. Bis zu 80 Prozent der bislang berichtspflichtigen Unternehmen könnten herausfallen.
„Regulatorisch wird es einfacher. Aber Banken, Investoren und Kunden werden Nachhaltigkeitsnachweise weiterhin einfordern. Wer nicht berichten muss, muss trotzdem erklären“, so Bernhardt.
TechBoost-Session: Von Praxisbeispielen zur KI-gestützten Transformation
In der Session von Frank Barz (TechBoost, Deutsche Telekom) zeigten zunächst Dieter Kramps (Ecoflexx) und Jacob Brandl (Schandl), wie datengetriebene Nachhaltigkeitsstrategien in mittelständischen Unternehmen erfolgreich umgesetzt werden können. Beide betonten die Notwendigkeit, Datensilos aufzubrechen und bereichsübergreifend zu handeln.
Kramps:
„Viele Mittelständler haben längst die nötigen Informationen – sie nutzen sie nur nicht systematisch.“
Brandl:
„Sektorübergreifendes Denken wird entscheidend. Nur wenn Technik, Einkauf und Controlling dieselbe Sprache sprechen, kommen wir in die Umsetzung.“
Den dritten Impuls in dieser Session setzte Arne von Hofe vom Center for Sustainable Process Solutions (CSPS) mit der Vorstellung des AI-Driven Opportunity Scout for Innovation & Sustainability (AOSIS) – einem Analyse- und Entscheidungstool auf KI-Basis, das Nachhaltigkeitspotenziale identifiziert und priorisiert.
Von Hofe:
„Wir wollen blinde Flecken sichtbar machen – entlang von Impact, Reifegrad und Wirtschaftlichkeit. AOSIS liefert datenbasiertes Frühwarnsystem und Handlungsübersicht zugleich.“
Barz fasste die Session zusammen als „praktischen Fahrplan für Unternehmen, die Nachhaltigkeit nicht nur berichten, sondern gestalten wollen.“
Ausblick: Circularity im Fokus
Bernhard Steimel und Gunnar Sohn vom Smarter Service Institut kündigen das nächste Green Monday Event für den 15. September in Bochum an. Thema: Circularity – mit Fokus auf urbane Stoffströme, zirkuläre Geschäftsmodelle und industrielle Infrastruktur.
Sohn:
„Der Green Monday ist kein Kongress, sondern ein Resonanzraum. Hier testen wir Thesen, bevor sie zur Strategie werden.“
Hintergrund:
Der Green Monday ist eine Veranstaltungsreihe des Smarter Service Instituts. Sie bringt sAkteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Gesellschaft zusammen. Das Update vom 16. Juni 2025 wurde im Livestream von über 400 Personen verfolgt; zahlreiche Fachexperten waren live im Zoom-Call dabei.
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