Smarter Healthcare: Radikal schneller, zuverlässiger und kostengünstiger

von Bernhard Steimel
22. Juni 2021

Das Gesundheitssystem ist für die Patienten teuer, aber wenig effizient. Dies liegt unter anderem an einer mangelhaften Digitalisierung, die potenzielle Effizienzgewinne nicht verwirklicht. Mit Digitalisierung können Versorgungsprozesse Radikal schneller, zuverlässiger und kostengünstiger werden – damit eine patientenzentrierte (statt arztzentrierte) Versorgung entsteht.

Ärzte kommunizieren noch immer in Papierform (Quelle: eHealth Monitor 2020)

Die Basis für digitale Lösungen ist dabei neben der Verbesserung der Patientenversorgung auch die Erleichterung der Arbeitsabläufe für Mitarbeiter. Digitale Prozesse im Gesundheitswesen bieten zudem eine höhere Wettbewerbsfähigkeit in der Gesundheitswirtschaft sowie eine Kostenreduzierung. Digitalisierung vereinfacht die Prozesse, vernetzt alle Akteure der Gesundheitsbranche, sorgt für eine schnelle und optimierte Kommunikation – unter Beachtung von Datenschutz und Informationssicherheit.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem „Trendbook Smarter Health“. Einen Überblick über den Inhalt gibt der Artikel Der Weg in einer nutzerzentrierte Medizin. Sie können das Trendbook außerdem direkt kostenlos herunterladen.

Patienten mit Automatisierung schneller Heilen

Zu viele Prozesse im Gesundeitswesen laufen manuell. In der Corona-Krise waren die Gesundheitsämter zeitweise nicht in der Lage waren, Daten korrekt zu verarbeiten und schnell an das Gesundheitsministerium zu senden. Wichtiges Kurzfrist-Ziel für die Digitalisierung ist deshalb der Ersatz manueller Arbeitsprozesse und die Verknüpfung bereits genutzter IT-Anwendung.

Ein wichtiges Hilfsmittel hierfür sind Softwareroboter, die in der Prozessautomatisierung wertvolle Helfer sein können. Die Rede ist von Robotic Process Automation (RPA): Sie nutzt automatisierte Softwareroboter, die bisher manuelle Prozesse rasch, fehlerfrei und im 24*7-Betrieb abarbeiten. Sie setzen dabei auf allen vorhandenen IT-Anwendungen auf und ersetzen dort den menschlichen Benutzer. Der Vorteil: Bisherige Systeme bleiben erhalten.

Softwareroboter senden Testergebnisse
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Dem israelischen Startup Kryon Systems gelang es kurzfristig, eine RPA-Lösung (Robotic Process Automation) für das israelische HealthCare-Unternehmen Maccabi Healthcare Services aufzusetzen. Die Lösung half bei der Übertragung der Ergebnisse von Labortests zu COVID-19 an das Gesundheitsministerium. Der manuelle Prozess wurde von einigen Stunden auf Minuten verkürzt.

RPA ist ein einfacher und rascher Einstieg in die Digitalisierung. Die „Roboterisierung“ von regelmäßigen Verwaltungsaufgaben entlastet die Ärzte und das Pflegepersonal und gibt ihnen mehr Zeit für die Patienten. Im Endeffekt ist es möglich, die Anzahl der Verwaltungsangestellten zu senken und das gesparte Geld in bessere medizinische Ausstattung zu investieren.

Wenn Sie mehr erfahren wollen, können Sie das Trendbook Smarter Health kostenlos herunterladen.

Apps für bessere interne Prozesse

Die oft noch manuellen und papierbasierten internen Prozesse in Krankenhäusern und Arztpraxen können durch ihre „Mobilisierung“ deutlich beschleunigt werden. In erster Linie kann dies über Mitarbeiter-Apps geschehen, die eine Kommunikationsfunktion erfüllen.

Mit Apps können Chefärzte und Verwaltungsleiter ihre Mitarbeiter direkter ansprechen, ohne auf altertümliche Werkzeuge wie schwarze Bretter oder Rundschreiben zurückgreifen zu müssen. Vor allem Teilzeitkräfte und nicht-medizinisches Personal ohne eigenen Schreibtisch werden problemlos erreicht.

Kommunikation für Pflegedienste
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In ambulanten Pflegediensten sind die Pflegekräfte normalerweise immer unterwegs. Das geht auf Kosten der Kommunikation, die oft auf noch über ein schwarzes Brett läuft. Quiply hilft in dieser Situation, beispielsweise bei Pflegebetriebe Kuhrke. Die Mitarbeiter können sich per Chat untereinander abstimmen, es gibt Gruppen Terminkalender, eine Navigationsfunktion mit Google Maps und zu jedem Klienten ein Verzeichnis von Ansprechpartnern und Arbeitsanweisungen.

Doch für eine gute App reicht dies noch nicht aus, die Mitarbeiter müssen auch untereinander kommunizieren können. Dies betrifft Alltagsthemen wie Schichttausch oder die Frage, wer gerade Zeit für einen Besuch in der Kantine hat. Darüber hinaus können sich die Mitarbeiter hier auch über fachliche Themen austauschen und zum Beispiel Fragen zu Patienten oder Krankheitsbildern klären. Zusätzliche Services erleichtern weitere Aufgaben, etwa Navigationsfunktionen bei Pflegediensten und den Austausch mit Partnern wie Labore und Belegärzte.

Technik überwachen und warten

Geräte der Medizintechnik sind häufig fahr- oder tragbar, um schneller zum Patienten zu kommen. Das führt gelegentlich zu kleinen Problemen: Die Geräte werden im hektischen Klinikalltag nicht immer zum richtigen Lagerraum oder Abstellplatz gebracht. Das gilt auch für Spezialbetten in der Notfall- oder Intensivmedizin und sogar für Rollstühle. Das kann im Zweifel für Patienten risikoreich und die Mitarbeiter lästig sein, wenn beispielsweise ein Monitor oder ein Ultraschallgerät erst mühsam gesucht werden muss.

Asset Tracking

Sinnvoll ist hier das Asset Tracking, das in Industriebetrieben verbreitet ist. Telekom Healthcare Solutions bringt diese Technologie ins Krankenhaus: Die genaue Positionsbestimmung von medizinischen Geräten. Dafür wird das Inventar mit BLE-Sensor-Technik, sogenannten Beacons, ausgestattet. Mit ihnen lässt sich innerhalb eines Gebäudes der Standort von Objekten feststellen – Ultraschallgeräte, Defibrillatoren, Patientenmonitore, Rollstühle oder Betten. Die Beacons senden ihre Daten selbstständig über eine WiFi-Infrastruktur an die hochsichere Cloud-Umgebung. Dort kann die Position in einem Dashboard festgestellt werden.

Instandhaltung

Ein zweiter Aspekt der Medizintechnik in Krankenhäusern und Arztpraxen ist die Instandhaltung. So wie alle anderen Maschinen müssen auch medizinische Geräte regelmäßig gewartet und womöglich repariert werden. Wegen der besonders hohen Anforderungen an Sicherheit ist dies sogar rechtlich geregelt. Die Medizinprodukte-Betreiberverordnung schreibt für Medizinprodukte vor, dass alle Verfahren für die Instandhaltung offengelegt werden müssen, sodass auch Dritte die Aufgabe erfüllen können – etwa der Techniker eines Krankenhauses.

Freundliche Roboter helfen Menschen

In den meisten Kliniken, Heimen und Ambulatorien herrscht Personal- und vor allem Fachkräftemangel. Dadurch wird die Arbeit für das vorhandene Personal noch anspruchsvoller und anstrengender. Roboter können hier Abhilfe schaffen. Möglich ist das für die Bodenreinigung oder den Transport von Medikamenten, Essenscontainern, Betten, Wäsche- und Materialwagen. Intelligente Transportfahrzeuge mit Elektromotor finden ihren Weg mit Positionsbestimmung via WLAN und Gebäudeplan. Unterwegs öffnen sie die Türen und bedienen Aufzüge. Anschließend fahren sie von selbst zu ihren Ladestationen, bis zum nächsten Einsatz.

Der größte Feind aller Krankheitserreger
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Der „UVD Robot“ von Blue Ocean Robotics fährt selbsttätig durch Krankenhäuser und sendet dabei UV-C-Licht aus, das Bakterien und andere schädliche Mikroorganismen beseitigt. Der Roboter desinfiziert alle Kontaktflächen, indem er sein Licht aus mehreren Winkeln und großer Nähe abstrahlt. Zusätzlich können Krankenhausmitarbeiter Hotspots definieren, die gründlicher und mit längerer Verweildauer desinfiziert werden müssen, etwa die Böden in einem OP-Saal. Kliniken erreichen damit eine Desinfektionsrate von 99,99% und senken somit das Infektionsrisiko für Patienten, Personal und Besucher deutlich.

Hinzu kommen Therapieroboter, beispielsweise smarte Kuscheltiere für Alzheimer- und Demenztherapien. Einer der Vorreiter auf diesem Gebiet ist Paro, ein Roboter in Form einer Babyrobbe. Mit Sensoren reagiert das intelligente Kuscheltier auf Patienten, interagiert durch Laute und Bewegungen und fördert damit Gesprächsverhalten und Stimmung der Patienten.

Eine weitere häufige Form von Robotern im Krankenhaus sind Operationsroboter. Ihr Vorteil: Sie setzen sehr kleine und exakte Schnitte und können zudem präzise bohren oder fräsen. Ein großer Teil der Operationsroboter sind allerdings nicht autonom, sondern werden ferngesteuert. Dadurch gleichen sie Handzittern und abrupte Bewegungen aus und erlauben eine meist schonende und verträgliche Operation.

Vollautonome Operationsroboter sind bislang erst selten und oft noch Prototypen. Sie sind nicht universell einsetzbar, sondern spezialisiert auf einzelne Operationstechniken. Ein Beispiel dafür ist der „Smart Tissue Anastomosis Robot (STAR)“. Er vernäht Wunden mit großer Sorgfalt und Gleichmäßigkeit, ist aber noch zu langsam für den regulären Einsatz

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