Vernetzte Service Ökonomie – Mobilität

von Gastautorin/Gastautor
16. Januar 2018
Vernetzte Service Ökonomie - Mobilität

Ein Gastbeitrag von Thorsten Linz, Experte für geschäftsmodell- und  technologiegetriebene Innovationen.


Laut einer aktuellen Studie von März 2017 wird im Jahr 2021 die Anzahl der Connected Cars mehr als 190 Millionen Fahrzeuge überschreiten.

Die Entwicklung markiert einen Umbruch weg von einem Auto, dass uns nur von A nach B bringt. Die Fahrzeuge der Zukunft werden ständig und überall verbunden sein und uns neben Daten zum Fahrzeug und Verkehr Inhalte von zu Hause und dem Büro überall verfügbar machen.

Plattform Auto als nächstes großes Schlachtfeld

Das Internet der Dinge (IoT) ist die vierte Iteration des Internets und wird alle Bereiche erfassen, ob wir wollen oder nicht. Diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten! Die Plattform „Auto” ist nun das nächste große Schlachtfeld, um nach dem Smartphone in weitere Lebensbereiche des Konsumenten vorzudringen. Das Auto entwickelt sich immer mehr zu einem multimedialen Transportmittel, dass mit der seiner gesamten Umgebung kommuniziert. Hinzu kommen zusätzliche Dienstleistungen, die die Art der Fortbewegung entscheidend verändern. So sind Shared Services beispielsweise schon längst keine Neuheit mehr. In nahezu allen größeren Städten sind Car- und Bikesharing-Services wie Car2Go oder nextbike bereits etabliert.

Das Auto ist längst kein bloßes Fortbewegungsmittel mehr, sondern wird zunehmend intelligenter, bietet uns ein umfassendes Entertainment-Programm und nimmt uns zusätzliche Arbeit, wie die Wartungsarbeiten oder Terminvereinbarung von Werkstattbesuchen ab. So ist das interaktive Auto schon heute Realität. Autohersteller wie Mercedes, BMW, Audi und VW bieten beispielsweise einen Vielzahl von Apps, um während der Fahrt mit Freunden und Kollegen zu kommunizieren, das Entertainment-Programm zu steuern oder das Fahren mit Hilfe einer Fahrerassistenz teilweilweise zu automatisieren.

Jedoch geht es hier nicht nur darum, dass man Fahrzeuge vernetzt und einzelne Services anbietet. Vielmehr bietet das Auto die Möglichkeit, ähnlich wie beim Smartphone, Daten über alltägliche Gewohnheiten zu sammeln und neue, teilweise noch nie dagewesene Services, anbieten zu können.

Vom Fahrer zum Fahrgast

Die Technologien aus dem Bereich Connected Cars sind darauf ausgelegt, Fahrzeuge mit der Umgebung über eine SIM Karte vernetzen und das Fahrerlebnis für den Nutzer zu verbessern. Die Entwicklungen im Bereich autonomes Fahren gehen jedoch noch einen Schritt weiter. Sie lassen den Fahrer zum Fahrgast werden. Seit 2010 steigt die Anzahl der Patentanmeldungen für Technologien rund um autonome Fahrzeuge stetig an. Aktuell zählt das Institut der deutschen Wirtschaft gut 2.800 Patente. Deutschland nimmt dabei nach wie vor eine Vorreiterstellung ein: Rund 58 % Patentanmeldungen entfallen auf deutsche Unternehmen wie Bosch, Audi oder Continental.

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EQ Fortwo ist das erste auf Carsharing optimierte Elektroauto.

Auf der IAA hat Smart zum Beispiel kürzlich das erste aufs Carsharing optimierte Elektroauto vorgestellt. Der EQ Fortwo soll in Zukunft Passagiere autonom abholen und zum Zielort bringen. Auch Aufgaben wie das Laden oder Zurückkehren zur Ladestation, falls der Wagen nicht benötigt wird, sollen eigenständig stattfinden. Für ein multimediales Unterhaltungsprogramm und höchsten Komfort der Fahrgäste ist natürlich ebenfalls gesorgt.

Die gesamte Infrastruktur in Städten, wie wir sie bisher kennen, befindet sich im Umbruch. Fahrdienstvermittler wie Uber oder Carsharing-Anbieter wie Car2Go sind nur der Beginn und ein kleiner Aspekt der vielfältigen Entwicklungen in diesem Bereich. Unternehmen investieren mehr und mehr in innovative Technologien, die dazu beitragen Städte effizienter, nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Unternehmen wie Continental, DeutscheBahn oder Uber sind in diesen Entwicklungen involviert und zeigen, wie wichtig Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen das Thema der smarten Stadtentwicklung nehmen.

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Mit Parkpocket können Nutzer den nächstgelegenen Parkplatz finden

So hat zum Beispiel der Autozulieferer Continental kürzlich das Münchener StartUp Parkpocket übernommen. Parkpocket ist eine App, die seinen Nutzern in Echtzeit, Auskunft über die nächstgelegenen freien Parkplätze gibt und wie diese am schnellsten erreicht werden können. Continental verspricht sich durch die Übernahme mehr Erfahrung in der Gewinnung und Verarbeitung von Parkdaten zu gewinnen und so die Zukunft der urbanen Mobilität mitzugestalten.

Die DeutscheBahn ist ebenfalls im Bereich der smarten Stadtentwicklung involviert und hat beispielsweise in das US-Startup Connected Signals investiert. Das Startup will Ampelsysteme mit Fahrzeugen vernetzen und so eine smarte Ampelsteuerung und einen intelligent gesteuerten Verkehrsfluss ermöglichen.

Die Zukunft des vernetzten Fahrens beginnt jetzt

Die Investitionen der großen deutschen und amerikanischen Unternehmen zeigen, wie wichtig das Thema Connected Car wird. Unternehmen, die ursprünglich auf einen bestimmten Mobilitätssektor wie den öffentlichen Transport oder die Herstellung von Reifen spezialisiert sind, erschließen sich neue Geschäftsfelder in diesem Bereich. Sie investieren in neue Technologien, die die Art der Fortbewegung grundlegend verändern wird und versuchen sich eine Vorreiterstellung in der smarten Stadtentwicklung zu sichern.

Aktuell besitzen die deutschen Unternehmen noch einen Vorsprung hinsichtlich der Patentanmeldungen. Allerdings dürfen sie sich auf diesem Vorsprung nicht ausruhen. Die Branche entwickelt sich rasant weiter. Autohersteller, Zulieferer und Softwareunternehmen bringen stetig neue Technologien auf den Markt, um sich als Anbieter im Bereich des autonomen Fahrens zu etablieren und die Zukunft der Fortbewegung mitzugestalten. Die Patente reichen dabei von Technologien zur Erkennung von Hindernissen über Navigationssysteme für autonome Fahrzeuge bis hin zur Infrarot-Positionsbestimmung.

Um das autonome Fahren für den Massenbetrieb durchzusetzen, muss allerdings ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden. Die Nutzer der autonomenen Fahrzeuge werden vom Fahrer zum Fahrgast. Nutzer müssen somit lernen, sich an die veränderte Fahrsituation anzupassen, sich zu entspannen und darauf einlassen, die Kontrolle über das Fahren an eine Maschine abzugeben.

Unser Gastautor

Thorsten Linz Thorsten Linz hat mehr als 20 Jahre Erfahrung im Design von Geschäftsmodellen und digitalem Marketing.

Er ist ein Experte für geschäftsmodell- und  technologiegetriebene Innovationen. Seine Leidenschaft liegt in der Entwicklung von IoT-basierten Mobilitäts-, Blockchain- und AI-Lösungen, die das Endkundenerlebnis verbessern und unser Leben erleichtern.

Thorsten ist Absolvent der Singularity University im Silicon Valley, Startup Mentor in Google‘s Gründerprogramm in Berlin sowie im Tehnopol Inkubator in Tallinn.

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