Praxistipps: Schritt für Schritt zum Smart Service

von Bernhard Steimel
26. Oktober 2023
Trendbook Smarter Manufacturing

Datengetriebene Geschäftsmodelle mit Smart Services erfordern eine Neuorientierung und neues Denken. Die Digitalisierung hilft, neue Geschäftsmodelle aufzubauen, die vor allem auf der Auswertung der strategischen Ressource „Daten“ aufbauen und den Kunden einen Smart Service bieten – neuartige Produkt- und Servicebündel, die den Rahmen der bisherigen „Sell & Forget“-Produkte sprengen.

Hinweis: Dieser Beitrag vom 12.11.2020 ist im Oktober 2023 überarbeitet worden.

Gestaltung eines digitalen Geschäftsmodells

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem „Trendbook Smarter Manufacturing“. Einen Überblick über den Inhalt gibt der Artikel Update: Trendbook Smarter Manufacturing generalüberholt. Sie können das Trendbook außerdem direkt kostenlos herunterladen.

Die Frage ist jedoch, auf welche Weise ein Unternehmen zu einem datengetriebenen  Geschäftsmodell kommt. Hierfür gibt es einen methodischen Ansatz, den das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST zusammen mit der Universität St. Gallen entwickelt hat: Digital Business Engineering, mit dem die Unternehmen Schritt für Schritt zum Smart Service gelangen. 

Es handelt sich dabei um einen modell-getriebenen und methodenbasierten  Transformationsansatz. Er bietet Führung und Struktur in einem relativ unerforschten Handlungsfeld. Darüber hinaus fließen Praxiserfahrungen kontinuierlich in die Methodenweiterentwicklung ein. Digital Business Engineering unterstützt ein Unternehmen auf allen Ebenen: strategisch bei der Neuausrichtung hinsichtlich Digitalisierung, bei der Adaption ihrer Prozesse und natürlich bei der technischen Umsetzung auf Systemebene.

Insgesamt bietet das Konzept des Digital Business Engineering sechs strategische Meilensteine für die Gestaltung eines datengetriebenen Geschäftsmodells.

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1. Ende-zu-Ende-Kundenprozess

Analyse, Modellierung und Beschreibung des Kundenprozesses in einem Smart Service – von der Entstehung eines bestimmten Produkt- bzw. Dienstleistungsbedarfs bis hin zur Nachbereitung.

BAM.Group: Kunden in Rekordzeit automatisch bedienen

Die BAM.Group, ein digitaler Auftragsfertiger und Sondermaschinenbauer, nutzt ein Kundenportal zur automatischen Angebotserstellung. Es analysiert die hochgeladenen Fertigungsdaten in Echtzeit und zeigt dem Kunden unmittelbar darauf eine realistische Kostenkalkulation. Künstliche Intelligenz und Machine Learning orchestrieren alle Prozesse für eine schnelle Skalierung. Letztlich wird gesamte Wertschöpfung Ende-zu-Ende automatisiert. Bestimmte Geschäftsvorfälle laufen komplett automatisch ab.

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2. Digitales Ökosystem

Ein digitales Ökosystem ist ein Netzwerk voneinander unabhängiger Unternehmen, das gemeinschaftlich ein nutzerzentriertes Wertangebot auf der Basis eines Smart Service in einem datengetriebenen Geschäftsmodell erzeugt, dessen Mehrwert ohne
Kooperation und digitale Plattformen nicht realisierbar wäre.

Strategische Partnerschaften bei Rastal

Der bekannte Hersteller von Trinkgefäßen digitalisiert analoge Produkte und stellt den digitalen Dreiklang in der Getränkeindustrie her: die dynamische Interaktion zwischen Marke, Gastronom und Konsument – in Echtzeit.  Auf dem Wacken Open Air konnten über 70.000 Besucher den in das Glas integrierten NFC-Chip mit einem Geldbetrag aufladen. An entsprechenden Zapfhähnen wurde das Bier selbst gezapft und gleichzeitig bargeldlos bezahlt.

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3. Digitale Produkte und Services

Anreicherung physischer Produkte oder klassischer Dienstleistungen mit digitalen Diensten oder Aufbau einer digitalen Plattform, auf der Software-Dienste entwickelt werden – beides ergibt einen Smart Service. Online-Kundenportale und digitale Produkte zusammen schaffen Alleinstellungsmerkmale. Sie führen zu Marktanteils- und Margenwachstum im Kernmarkt etwa durch die Möglichkeit, Handelsstufen zu überspringen.

Groz-Beckert: Wettbewerbsstärke durch digitale Services

Beim Nähen von Kleidung und Industrietextilien bleiben manchmal gebrochene Nadeln im Stoff hängen. Der Hersteller Groz-Beckert hat das Qualitätsmanagement INH (Ideal Needle Handling) entwickelt. Bietet einen einheitlichen Prozess zu Nadelbrüchen und -wechseln innerhalb des Nähprozesses. Vermeidet die aufwendige manuelle Dokumentation und physische Aufbewahrung von Nadelbruchstücken. Das zugehörige Dokumentationssystem für Nadelbrüche ist weltweit einmalig. Es wirkt als Alleinstellungsmerkmal und Wettbewerbsschutz.

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4. Digitale Fähigkeiten

Referenzmodelle für „Digital Capabilities“ dienen als Blaupause, um die Kompetenzlücken sowohl in fachlicher als auch in informationstechnischer Hinsicht zu schließen.

Digitale Lernreise bei SupplyOn

Der Experte für digitales Supply Chain Management nutzt das „Scaled Agile Framework (SAFe)“, um das Lean-Agile-Mindset auf alle Unternehmensebenen und Geschäftsbereiche auszudehnen. Führungsrollen sind neu definiert, Hierarchien verlieren an Bedeutung. Im Fokus stehen jetzt Fachkarrieren. Eine konsequent strategische Diskussion bezieht alle Firmenebenen ein und beantwortet in Change-Projekten die dringlichsten Fragen. (Quelle)

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5. Datenarchitektur und „Data Value Chain“

Techniken des Datenarchitekturmanagements helfen bei der Erstellung von Datenlandkarten für digitale, datenbasierte Geschäftsmodelle und Smart Services. Zudem müssen Unternehmen die Datenwertschöpfungskette identifizieren, analysieren und im Sinne eines Ende-zu-Ende-Kundenprozesses modellieren.

Heidelberg: Datenbasiertes Geschäftsmodell

Die Heidelberger Druck AG nutzt ein Betreibermodell, bei dem Mietgeräte als Smart Service inklusive Betrieb, Wartung, Reparatur und Lagermanagement angeboten werden. Die für das Betreibermodell notwendige Datenermittlung erlaubt auch Analysen, die mit dem Kerngeschäft nichts zu tun haben – eine Basis für neue Geschäftsmodelle. Ein Beispiel dafür ist der Print Industry Climate Index von Heidelberger. Er analysiert die Daten von weltweit etwa 5.000 Kunden aus unterschiedlichen Segmenten der Druckindustrie.

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6. Digitale Architektur

Kombination der bestehenden betrieblichen Anwendungssysteme (z.B. ERP, CRM, MES) mit neuen Technologien (z.B. In-Memory-Datenbanken, Big-Data-Software, mobile Applikationen).

Fraba: Digitale Plattform für die Smart Factory

Der Sensorhersteller verfügt bereits seit 2007 über eine selbst entwickelte Cloud-IT-Lösung. Er hat damit Prozesse automatisiert und Papier als Informationsträger abgeschafft.  In einer digitalen Fabrik nutzt das Unternehmen Mass Customisation und Losgröße Eins, um individuelle elektronische Komponenten zu entwickeln. Er erreichte das mit einer flachen Hierarchie, komplett digitalisierten Prozessen, einem flexiblem Büro-Konzept mit viel Homeoffice und großen  Entscheidungsfreiräumen für Mitarbeitende.

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