Der Mittelstand rüstet digital auf

von Bernhard Steimel
4. November 2021
Nachhaltig besser: Digitale Innovation für eine neue Realität

Deutschland ist nicht besonders innovativ und hat keine digitalen Plattformen? Der letzte Platz in der Top 10 des “Global Innovation Index (GII)” vom September 2021 scheint zu zeigen: Deutsche Unternehmen ruhen sich auf dem Erreichten aus. Doch stimmen die Vorurteile überhaupt? Der Platz einer Wirtschaft in solchen Indizes wird auch durch die Wahl der Indikatoren bestimmt. Für eine faire Beurteilung der Wandlungsfähigkeit und Innovationsdynamik deutscher Unternehmen muss deshalb die mittelständisch bestimmte Struktur der deutschen Wirtschaft berücksichtigt werden – Stichwort „Hidden Champions“.

Der Innovationsindex seit 2010: Deutschland steigt auf, ist aber noch nicht an der Spitze
(Eigene Darstellung)

Innovationsdynamik in der Nische

Die Innovationsdynamik der deutschen Wirtschaft ist nicht auf den ersten Blick sichtbar. Sie findet in B2B-Nischen statt, etwa in der Elektroindustrie, Maschinenbau, Automatisierungs- und Produktionstechnik oder der Logistik. Sicherlich gab es Defizite vor allem in der Digitalisierung, wie Anfang 2020 die Corona-Pandemie überdeutlich machte. Doch sie hat als Beschleuniger gewirkt, wie das Trendbook Business Resilience deutlich macht. Plötzlich war Homeoffice kein Problem mehr, digitale Kundenkommunikation wurde überlebenswichtig und der E-Commerce wuchs rasant.

Unternehmen setzten während der Coronakrise Maßnahmen in Rekordzeit um
(Quelle: McKinsey)

Die Entwicklung während der Krise zeigt aber nur die Oberfläche. Die deutschen Mittelständler und Familienunternehmen haben in den letzten Jahren digital aufgerüstet. So gab (und gibt) es eine große Innovationsdynamik in der Plattformökonomie, wie sich dem Trendbook Digital Platforms entnehmen lässt:

  • Der Online-Fertiger Facturee besitzt ein digitales Ökosystem für die Industrieproduktion: Mehr als 500 Partner bieten jede nur erdenkliche Art der Fertigung an.
  • Die Heidelberger Druck AG nutzt digitale Geschäftsmodelle: Die Druckmaschine ist zur Miete, Verbrauchsmaterialien kommen automatisch und der Preis errechnet sich über die Nutzung.
  • Wenn Daten das neue Öl sind, muss es auch Raffinerien geben – zum Beispiel die Datenplattform Advaneo, die den Rohstoff in Echtzeit zu nützlichen Informationen veredelt.
Deutschland, das Land der digitalen B2B-Plattformen
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In Deutschland gibt es eine ausgeprägte Plattformökonomie – in B2B-Sektoren wie Elektroindustrie, Maschinenbau und Logistik. Denn die deutschen Unternehmen sind in vielen Bereichen B2B- Weltmarktführer. In dem YouTube-Interview über das neue Trendbook Digital Platforms spricht Studienautor Bernhard Steimel mit Gunnar Sohn darüber, welche Plattformen erfolgreich sind und welche nützlichen Services für den Mittelstand sie anbieten.

Im deutschen Mittelstand dominieren B2B-Plattformen und -Ökosysteme. Besonders verbreitet sind drei Arten von Plattformen:

Branchenplattformen wie die B2B-Multiservice-Plattform Kollex. Sie bietet der Gastronomie Online-Bestellungen aus dem Getränkegroßhandel – rund um die Uhr online und per Mobilapp.

Digital Customer Journey-Partnerschaften: Zur Küchenmaschine Thermomix von Vorwerk gehört eine Plattform mit perfekt passenden Rezepten. Eine Kooperation mit HelloFresh liefert dafür die passenden Lebensmittel.

Cross Industry Data Sharing bietet zum Beispiel der Advaneo Data Marketplace. Er vereinfacht die gemeinsame Nutzung von vertraulichen Daten in Wertschöpfungsketten. Dabei bleibt die Datensouveränität der beteiligten Unternehmen erhalten.

Die Erfolgsgeheimnisse der resilienten Unternehmen

Viele Unternehmen mit digitalen Produkten und Services sind gut durch die Coronakrise gekommen – sie waren resilienter als „analoge“ Unternehmen. Der Grund: Sie sind generell erfolgreicher, weil sie Digitale Vorreiter im Mittelstand sind. Sie besitzen strategische geplante digitale Geschäftsmodelle, sind weit in der Cloud-Transformation vorangeschritten und nutzen flexibel skalierbare sowie zuverlässige IT-Architekturen.

Cloud-Infrastrukturen sind in vielen Unternehmen bereits Standard
(Quelle: Bitkom)

Erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle haben drei Voraussetzungen: Erstens benötigen Unternehmen digitale Angebote, die bestehende Produkte und Services erweitern. Zweitens sind Cloud-Plattformen notwendig, die den Rohstoff Daten aus seinen Silos befreien und damit Mehrwert erzeugen. Drittens ist ein modernes IT-Betriebsmodell mit einer zuverlässigen Datenarchitektur erforderlich – ein wichtiges Learning aus dem Trendbook Smarter Analytics. Die Grenzen zwischen Business und IT müssen sich auflösen, betont Max Killinger, CIO der Hoffmann Group im Interview mit smarter-service.com.

Erfolgreiche und krisensichere Unternehmen berücksichtigen diese und viele andere Erkenntnisse aus mehr als einem Jahrzehnt Digitalisierung. Doch auch die digitalen Vorreiter sehen sich zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen gegenüber. Da stellt sich sofort die Frage: Sind sie auch dann erfolgreich, wenn die Zeichen auf Sturm stehen? Dem gehen wir in unserer neuen empirischen Studie „Digitale Vorreiter im Mittelstand: Die Resilienz-Meister“ nach.

Wo sind die Resilienz-Meister? Gesprächspartner gesucht

Wir suchen für die Ermittlung der Resilienz-Meister nach mittelständischen Unternehmen, die besonders weit in der Digitalisierung vorangeschritten sind – die digitalen Vorreiter. Insbesondere die Top 1.000 Familienunternehmen, Weltmarktführer und Hidden Champions nehmen wir in den Fokus, um zu schauen, wie sie ihre marktführende Position verteidigen. Dabei geht es uns auch um Unternehmen aus Branchen, die stark von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie betroffen sind.

Genauere Informationen über die Studie und den Ablauf der Befragung gibt ein Blogbeitrag hier auf smarter-service.com.

Sie wollen sofort teilnehmen? Klicken Sie hier und melden Sie sich für das Interview. Wir antworten kurzfristig und besprechen alles weitere.

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