Die Themen ESG-Reporting und Nachhaltigkeit drängen und der deutsche Mittelstand hat das verstanden: In den meisten Unternehmen wird Nachhaltigkeit zur Chefsache ernannt. So haben laut unserer empirischen Studie über ESG-Reporting im Mittelstand 64 Prozent der befragten Mittelständler zusätzliche Zuständigkeiten auf Geschäftsführungsebene geschaffen. Die Entwicklung ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Unternehmen ESG-Reporting ernst nehmen und nicht als Teil des Marketings interpretieren.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der empirischen Studie „ESG im Mittelstand“. Einen Überblick über die Studie gibt dieser Artikel. Sie können sie außerdem direkt kostenlos herunterladen.
Aufbruch in die nachhaltige Wirtschaft
Die Unternehmen wollen mehrheitlich zu einer nachhaltigen Wirtschaft aufbrechen und verfolgen dieses Ziel mit großer Ernsthaftigkeit. Dies zeigen auch die Tiefeninterviews für unsere Studie: kein Unternehmen bezweifelt die Dringlichkeit des Themas.
Deshalb besitzen die meisten Mittelständler bereits ein Nachhaltigkeitsmanagement, ein Teil ist sogar jetzt schon berichtsfähig im ESG-Reporting. Das wird besonders deutlich an den Verantwortlichkeiten: Neben der Geschäftsführung sind in vielen Unternehmen spezielle Nachhaltigkeitsrollen geschaffen worden – mit unterschiedlichen Bezeichnungen wie Umwelt- oder Nachhaltigkeitsmanager.
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Das hat in der Praxis positive Konsequenzen: So verfügen 87 Prozent der Unternehmen laut eigener Aussage über das notwendige Know-how, um die Klimaziele gemäß GHG-Protokoll zu messen. Fast jedes zweite befragte Unternehmen gibt an, CO2-bilanzierungsfähig zu sein. Dieser hohe Wert mag erstaunen, lässt sich aber dadurch erklären, dass vor allem Unternehmen befragt wurden, die bereits über ein Nachhaltigkeitsmanagement verfügen. Und fast jeder zweite Mittelständler (45%) ist bereits jetzt in der Lage, die Pflicht zum ESG-Reporting zu erfüllen.
CSRD-Ready? Intensive Vorbereitung auf ESG-Reporting
Die Unternehmen bereiten sich intensiv auf die neuen gesetzlichen Anforderungen vor. Spätestens ab dem Geschäftsjahr 2025 wird die CSRD-Richtlinie für die meisten privaten & öffentlichen Unternehmen ab 250 Mitarbeiter zur Pflicht. Deshalb zögern die deutschen Mittelständler nicht: Nur sechs Prozent der befragten Unternehmen haben sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt. Die überwiegende Mehrheit ist bereits aktiv.
Doch was bedeutet das für diese Unternehmen? Natürlich ist es zunächst ein gewisser Aufwand, eine belastbare Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Sie bringt die Unternehmen allerdings auf den richtigen Pfad: Weg von der Improvisation, zu einem strukturierten und durch Ziele geleiteten Vorgehen.
Die große Mehrheit ist damit beschäftigt, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln oder hat sie bereits eingeführt. 45 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass ein Nachhaltigkeitsmanagement existiert und die Berichtspflichten bereits jetzt erfüllt werden könnten. Die 49 Prozent, die noch an ihrer Nachhaltigkeitsstrategie feilen, wollen bis Ende 2023 ebenfalls berichtsfähig sein.
Diese Unternehmen dürfen als Vorreiter gelten. Ihre Aussagen sind daher nicht unbedingt repräsentativ für den deutschen Mittelstand. Das zeigen auch andere aktuelle Studien zum Stand des ESG-Reporting. Die befragten Unternehmen machen ESG-Management mehrheitlich in Eigenregie. Die meisten Befragten (45%) erstellen derzeit unter Verwendung von Software- Tools einen Nachhaltigkeitsbericht selbst. Etwa jeder Dritte (35%) erstellt diese ohne eine solche Softwarelösung. Nur 13 Prozent greifen auf externe Dienstleister zurück, während 7 Prozent derzeit keinen Nachhaltigkeitsbericht erstellen.
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ESG-Performance-Management ist im Fokus
Für viele Entscheider stehen ESG-Reporting und die korrekte Umsetzung der CSRD-Richtlinie im Fokus. Der Mehraufwand im Berichtswesen soll durch Einsatz von Software-Tools kompensiert werden. Fast neun von zehn Unternehmen planen die (Neu-)Anschaffung digitaler Lösungen für das Nachhaltigkeitsmanagement.
Vieles geschieht noch „zu Fuß“. Einige der befragten Unternehmen (35%) haben die ersten Schritte in Richtung Nachhaltigkeitsbericht bewältigt, nutzen dazu aber noch die klassischen Bordmittel wie Excel und E-Mail, um bei den einzelnen Fachbereichen die notwendigen Daten einzusammeln.
Diese Vorgehensweise ist für den Anfang hilfreich: Die Unternehmen können sich orientieren und erste Erfahrungen sammeln. Doch die Projektlaufzeiten sprechen für sich: Einzelne Unternehmen berichteten in den Interviews von bis zu zwölf Monaten, um den Weg zwischen dem Beschluss „Wir schreiben einen Nachhaltigkeitsbericht“ und dem endgültigen Ergebnis zu bewältigen. Dabei werden vor allem nicht-finanzielle Steuerungsgrößen und Kennzahlen berücksichtigt.
In einer digitalisierten Wirtschaft sollten sämtliche Prozesse zur Ermittlung der Nachhaltigkeitsdaten für das ESG-Reporting auf Basis einer geeigneten Software umgesetzt werden. Sie erlaubt den Verzicht auf manuelle Arbeit und direkte Nachfragen in Fachbereichen. Stattdessen etablieren solche Software-Lösungen eine automatisierte Daten-Pipeline. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind eng verknüpft, die bereits unser „Trendbook Nachhaltigkeit mit Digitalisierung“ gezeigt hat.
Unternehmen beschleunigen das ESG-Reporting durch ein Performance-Management. Dabei handelt es sich um einen systematischen Ansatz, den Reifegrad des Nachhaltigkeitsmanagements zu erhöhen. Insgesamt gehören dazu über das eigentliche ESG-Reporting hinaus alle Prozesse und Methoden, mit denen Unternehmen ihre Nachhaltigkeit messen, steuern und verbessern. Aus diesem Grund setzen fast alle von uns befragten Unternehmen zukünftig auf professionelle ESG-Managementlösungen.
85 Prozent planen eine Neuanschaffung, um geänderte gesetzliche Berichtspflichten wie CSRD oder LKSG zu erfüllen und ein kontinuierliches ESG-Performancemanagement zu unterstützen. Vor allem mittelgroße Unternehmen mit 500-750 Mitarbeitern (91%) sehen hier den größten Bedarf. 3/4 haben bereits ein Budget für die Neuanschaffung einer Software für Nachhaltigkeitsmanagement eingeplant.
Unser Trendbook „Nachhaltigkeit mit Digitalisierung“ zeigt, wie Unternehmen ihre nachhaltige Transformation beschleunigen. Über 30 Best-Practice-Beispiele zeigen den Weg.