Nachhaltigkeitsinitiativen: Mit Strategie ins Ziel

von Bernhard Steimel
20. August 2023

Die Unternehmen des Mittelstands denken ihre Nachhaltigkeitsinitiativen strategisch: Sie wollen nicht nur das Notwendige tun, sondern das ESG-Management systematisch angehen und es zum Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie machen. In unserer Studie „ESG im Mittelstand“ ist deutlich geworden, dass in Familienunternehmen vor allem der Einfluss der Eigentümer entscheidend ist – selbst wenn sie nicht die Geschäftsführung stellen. Da sie häufig eine längerfristige Perspektive einnehmen, ist für sie Nachhaltigkeit Pflicht in einer enkelfähigen Wirtschaft.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der empirischen Studie „ESG im Mittelstand“. Einen Überblick über die Studie gibt dieser Artikel. Sie können sie außerdem direkt kostenlos herunterladen.


Nachhaltige Unternehmen sind wirtschaftlich erfolgreicher (Quelle)

Die richtige Strategie für die Nachhaltigkeitsinitiative

Kern jeder Nachhaltigkeitsinitiative ist ein Zielbild, das sich an den Sustainable Development Goals (SDG) für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen orientiert. Es sollte neben Umwelt und Ressourcen auch weitere Aspekte umfassen – beispielsweise die digitale Befähigung der Mitarbeiter, die ethische Gestaltung der digitalen Produkte und die Berücksichtigung von Datenschutz und -sicherheit.

Wichtig für die Definition des Zielbildes ist ein gemeinsames und für alle Ebenen im Unternehmen geltendes Nachhaltigkeitsverständnis. Dazu gehört auch die Zweckbestimmung (Purpose) des Unternehmens und die Stärkung der Mitarbeiter. Denn viele Themen liegen in der Verantwortung von Mitarbeitern vor Ort – etwa die konkrete, nachhaltige Routenplanung im Alltag, die Optimierungen beispielsweise durch eine Fahrstilanalyse erlaubt. (Quelle: Trendbook Nachhaltigkeit mit Digitalisierung)

Später lesen? Die vollständige Studie als kostenloses E-Book herunterladen.

Die Empirie der Nachhaltigkeitsinitiativen

Insgesamt haben 25 Unternehmen Auskunft über ihre Ambitionen in Sachen Nachhaltigkeit gegeben. Wegen der geringen Grundgesamtheit der Tiefeninterviews verbieten sich statistische Aussagen. Außerdem gibt es sicher den Effekt, dass für Nachhaltigkeit engagierte Unternehmen eher an einer solchen Umfrage teilnehmen.

Wer besonders aktiv beim Thema Nachhaltigkeit ist, redet auch besonders gerne darüber. So betonen mehr als zwei Drittel der befragten Führungskräfte, das Thema ernstzunehmen und tatsächlich in Richtung nachhaltiges Wirtschaften aufzubrechen. Insgesamt lassen sich vier unterschiedliche „Anspruchsniveaus“  von Nachhaltigkeitsinitiativen feststellen: Vorreiter, Effiziente, Defensive und Nachzügler.

Nachhaltigkeit und ESG im Mittelstand
Nachhaltigkeitsinitiativen: Vorreiter, Effiziente, Defensive und Nachzügler (v.l.n.r.)
  1. Zehn Unternehmen gehören zu den Vorreitern. Sie sind intrinsisch motivierte Überzeugungstäter und wollen Nachhaltigkeits-Champion werden. Sie sehen das Thema nicht als leidige Pflicht und haben deshalb weit reichende Nachhaltigkeitsinitiativen gestartet.
  2. Sieben Unternehmen sind eher effizienzgetrieben und wollen auch bei der Nachhaltigkeit mindestens im vorderen Drittel dabei sein. Ihre wichtigste Idee dabei: Sie wollen dem Markt einen Schritt voraus sein und dadurch Wettbewerbsvorteile gewinnen.
  3. Fünf Unternehmen sind stärker defensiv orientiert. Sie sehen Nachhaltigkeit primär als Kostenblock, wollen aber trotzdem wettbewerbsfähig bleiben. Dafür sichern sie ihren Erfolg ab, laufen aber bei Nachhaltigkeitsinitiativen lediglich im Trend mit.
  4. Zwei Unternehmen sind Nachzügler, die sich nur dann engagieren, wenn sie unbedingt müssen. Die befragten Führungskräfte geben das auch offen zu: „Wir machen nur das Nötigste.“ Die Gründe dafür sind eine andere Prioritätensetzung.

Eine Nachhaltigkeitsinitiative erfordert ein Team

Die meisten von uns befragten Unternehmen sind aufgrund strategischer Überlegungen dazu gekommen, ein Nachhaltigkeitsteam aufzubauen. Es besteht mindestens aus einem Verantwortlichen sowie einigen Mitarbeitern und ist idealerweise als Stabsstelle der Geschäftsführung angegliedert.

  • Kopf des Teams ist ein „Chief Sustainability Officer“ mit echten Kompetenzen für das Nachhaltigkeitsmanagement im gesamten Unternehmen. Er koordiniert alle Projekte und Initiativen und berät die einzelnen Fachbereiche des Unternehmens.
  • Das Kernteam für die Nachhaltigkeit entwickelt die einzelnen Aktivitäten in einer Netzwerkorganisation. Die Mitarbeitenden rekrutieren sich aus den einzelnen Fachbereichen. Denn letztlich findet die Nachhaltigkeit in allen Fachbereichen eines Unternehmens statt. So geht es beispielsweise im Einkauf um Nachhaltigkeit als Vergabekriterium für Zulieferer, in der Produktion um CO2-Einsparungen durch eine erhöhte Energieeffizienz oder in der Personalabteilung um soziale Fragen wie geschlechtergerechte Bezahlung, Diversität und Chancengleichheit.
  • Der Nachhaltigkeitsmanager greift für strategische Entscheidungen und Investitionen auf Ressourcen der Geschäftsführung zurück. Hier ist die eigentlich Entscheidungsgewalt angesiedelt. Das bedeutet beim Querschnittthema Nachhaltigkeit aber auch: Die obere Führungsebene muss Initiativen im Zweifel auch gegen Silodenken und „Ressorteitelkeiten“ durchsetzen.

Letztlich geht es dabei natürlich auch um Geld. Die meisten etwas größeren Unternehmen mit verschiedenen Teilgesellschaften oder Niederlassungen setzen hier auf das Subsidiaritätsprinzip: Lokale Aktivitäten werden vor Ort finanziert. Gemeinkosten wie zum Beispiel der Aufwand für die ESG-Berichtssoftware oder Investitionen in die Berechnungen des Product Carbon Footprint PCF laufen über zentrale Budgets.

Weitere Informationen zum Thema

gibt es in unserem Trendbook „Nachhaltigkeit mit Digitalisierung“ – mit mehr als 30 Best-Practice-Beispielen. 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ähnliche Beiträge

Der kostenlose Smartletter

Regelmäßig Impulse für die Gestaltung digitaler Produkte und Services.
Jetzt anmelden!