BMW. Wir können alles. Außer Digital.

von Bernhard Steimel
15. Februar 2018
BMW: Wir können alles. Außer digital.

Eins vorweg: Ich liebe meinen neuen BMW. Klasse Fahreigenschaften. Kraftvoller Motor. Super Verarbeitung. Selbst die Spracheingabe beim Navi funktioniert 1a. Doch das ganze Benutzererlebnis bricht zusammen, wenn man wie ich sein Auto mit dem Handy verbinden will – um das elektronische Fahrtenbuch zu nutzen, um Geld zu sparen und sich das Leben etwas einfacher zu machen.

Ein echtes Kundenproblem und seine Lösung

Jeder Selbständige kennt das Problem: Fahrtenbuch oder 1-Prozent-Regel. Vielen ist es zu mühsam, ein Fahrtenbuch zu führen. Sie zahlen lieber ein Prozent vom Wagenwert, um die private Nutzung pauschal abzugelten. Wer aber ein Fahrtenbuch führt, kann schnell mal 1.000 EUR sparen.

Natürlich gibt es mittlerweile eine Reihe von Apps, die ich per Daten-Stecker oder Bluetooth mit meinem PKW verbinde. Nicht jedes Angebot taugt etwas. Oftmals erfordert das Führen des Fahrtenbuchs noch zu viel manuellen Aufwand. Oder es gibt keine Möglichkeit das Fahrtenbuch direkt an Steuerberater oder Finanzamt weiterzuleiten.

Umso mehr wünschen sich viele Besitzer eines gehobenen Mittelklassewagens eine einfache, komfortable und möglichst kostengünstige Lösung. Ein verständlicher Wunsch bei einem Auto, das laut Liste mehr als 50.000 Euro kostet. Darüber hinaus hegt man die fromme Erwartung, dass alle digitalen Services aus einem Guss angeboten werden und überall – im Auto, zu Hause am Computer oder unterwegs mit dem Handy – in etwa gleich schnell und zuverlässig funktionieren.

Connected Drive: Keine Freude am Vernetzen

Wer genau das von BMW erwartet, wird bitterlich enttäuscht. Das beginnt schon beim Kommunikations-Wirrwarr. Offenbar hat jede strategische Einheit bei BMW ihre eigene digitale Spielwiese. Oder wie lässt es sich sonst erklären, dass es bei meinbmw.de und der BMW ConnectedDrive App zwei verschiedene Login gibt?

Es gib viele Männer, die eine diebische Freude am Einrichten von technisch komplexen, eher komplizierten Lösungen haben. Sie lieben die Herausforderung. Ich gehöre nicht dazu! Und daher habe mich an den Autoverkäufer gewandt.

Händler kann nicht helfen und bleibt ausgesperrt vom Datenschatz

Pikanterweise haben die Händler wenig Interesse ihre Kunden aufzuklären und an die Hand zu nehmen. Denn sie bleiben von der Datenwelt ihrer Kunden ausgeschlossen und dürfen bestenfalls im Servicefall den Fahrzeugschlüssel auslesen. So erklärte mir die Verkäuferin, sie könne mir beim Einrichten nicht helfen, weil sie aus Datenschutzgründen nicht dazu berichtigt sei.

Schickes Design, wenig nutzerfreundlich, nicht alltagstauglich

BMW: Wir können alles. Außer digital. Also versuche ich es allein. Ich lade die App herunter, registriere mich im Connected Drive Portal und werde aufgefordert: „Geben Sie den Code ein, den Sie im Fahrzeug unter dem Menupunkt ConnectedDrive > Nachrichten finden.“ Also renn ich runter zum Auto und schau nach, ob ich einen Code erhalten habe – daran gewöhnt, dass der Code wie beim Online Banking oder bei WhatsApp innerhalb weniger Sekunden ankommt. Doch nichts da. Mehr als 48 Stunden warte ich, bis der Code endlich auf dem langen Weg von München nach Düsseldorf eintrudelt.

Nach erfolgreicher Registrierung meines Fahrzeugs, erhalte ich dann die Meldung: „Es kann bis zu 24 Stunden dauern, bis die Dienste verfügbar sind.“ Das gibt mir ausreichend Zeit im App-Store die Kundenbewertungen zu durchforsten.

„App braucht bis zu 30 Sekunden um zu starten“

„Sämtliche Statusanzeigen funktionieren nicht oder nur mit Tagen verzögert“

User empfehlen BMW sogar sich die „Apps der Wettbewerber anzuschauen, da könnte sie noch was lernen.“

Offensichtlich muss BMW nochmal die App-Betriebsplattformen und die Cloud-Infrastruktur aufrüsten.

 

Ich stelle später nur fest: Das ersehnte Online-Fahrtenbuch gibt es hier nicht. Stattdessen einen Link zum Connected App-Store. Und dann kippt die Stimmung komplett. Denn BMW verlangt für diesen Service schlappe 250 Euro extra pro Jahr. Wohlgemerkt bei Lexware gibt es das Fahrtenbuch mit Dongle-Lösung inklusive SIM-Karte für einmalig 18,92 Euro!!!

BMW: Wir können alles. Außer digital.

Aber ich denk mir: „Jetzt will ich es wissen!“. Also schau ich, ob das „BMW Online Fahrtenbuch“ für meinen nigelnagelneuen BMW verfügbar ist und muss feststellen:

BMW: Wir können alles. Außer digital.

Noch Fragen??? Damit hat sich BMW den ersten NO SMART SERVICE AWARD 2018 verdient!

2 Kommentare

nowhere 5. März 2018 - 13:17

Das ist doch gewollt. 🙂 BMW denkt an unseren klammen Staat…
Wo komen wir denn dahin, Geld Sparen mit Premium Produkten.
Mann gönnt sich ja sonst nichts 🙂 Frau aber auch . – „Gehts beim Mini“ ???

Antwort
Mirko 12. Februar 2019 - 10:48

Naja, auch bei Lexware oder auch Vimcar kostet der Service keine 19€ pro Jahr, sondern pro Monat!!!!
Dann ist der so teure BMW-Dienst auf einmal (fast) preisgleich.
Und bucht man den Service 2 Jahre ist die BMW-LÖsung dann auch günstiger.
Zum technischen Problem kann ich nicht viel sagen. Werde aber das BMW Online Fahrtenbuch mal einen Monat testen.

Antwort

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