Wachsende Datenmengen, Cloud Computing, mobiles Internet und die Unberechenbarkeit sozialer Netzwerke setzen IT-Führungskräfte in Unternehmen immer mehr unter Druck. Welche Eigenschaften sind gefragt, um mit diesen Aufgaben richtig umzugehen? Eine Marktanalyse von Brocade hat fünf Typologien verortet, die man im IT-Management vorfinden kann. Da gibt es den Vollstrecker, den Mediator, den Evangelist, den Dinosaurier und den strategischen Berater.
„Der strategische Berater ist am besten geeignet, um mit den Herausforderungen fertig zu werden, die auf der Agenda der CIOs stehen. Allerdings muss er es schaffen, den Ergebnissen der Denkprozesse auch Taten folgen zu lassen. Der strategische Berater benötigt Umsetzungskompetenz. Dieser Typus ist nach unseren Erfahrungen der Erfolgsreichste und bringt seine Organisation am weitesten nach vorne. Der reine Stratege, der jedem technologischen Hype hinterherläuft, wenn niemals zu konkreten Ergebnissen gelangen“, sagt Udo Nadolski, Geschäftsführer des Beratungshauses Harvey Nash.
CIO-Umfrage untersucht Umsetzung der Technologiethemen
In eigenen Umfragen hat Harvey Nash herausgefunden, dass CIOs vielfach den aktuellen Modetrends einfach nur folgen.
„Viele wollen in den neuesten Technologien immer ganz vorne sein. Wie diese Trends dann wirklich realisiert werden, ist dann noch eine ganz andere Geschichte. Aber das wollen wir in unserer diesjährigen Umfrage etwas genauer abfragen. Neben der Personalsituation der IT-Abteilung, den Einflussmöglichkeiten von IT-Führungskräfte auf die Geschäftsstrategie und den Karriereaussichten, beschäftigt sich unsere Studie in diesem Jahr mit Technologiethemen, um ein bessere Bild zeichnen zu können, was inhaltlich die CIOs global beschäftigt und welche Fortschritte sie mit den großen Themen wie etwa Cloud, Social Media oder Mobilität erzielen“, so Nadolski.
In diesem Jahr werden sich die IT-Fachabteilungen vor allem mit Big Data auseinandersetzen. Allerdings gehe es erst einmal um Konzepte und noch nicht um konkrete Projekte.
„Was uns am meisten berührt, ist immer noch Mobilität. Etwa die Bewältigung von großen Datenmengen, des starken Durchsatzes von Daten und die Übermittlungsgeschwindigkeiten. Hier werden wir konfrontiert mit neuen Lösungen. Das ist eine Kombination aus Hardware, Netzwerk und Applikationen. Es geht um Applikationen, die einen Mehrwert für die Kunden der Unternehmen bringen. Hohe Wachstumsraten in den nächsten vier bis fünf Jahren sehen wir auch bei der Kommunikation zwischen Maschinen in allen seinen Ausprägungen. Also die automatische Kommunikation zwischen Komponenten, weitestgehend ohne menschlichen Einfluss“, erläutert der Harvey Nash-Chef.
Das gehe von Staumeldungen bis zur Wartung von Getränkeautomaten. Das Ganze werde ablaufen über die Bestandsnetzwerke, sei es drahtgebunden oder drahtlos. Harvey Nash sieht hier die nächste Welle von Datenvolumina, die auf die Netze zurollen. Das Problem sei die Kumulation der Datenmengen.
„Und die betrifft auch die letzte Meile der Netz, weil immer mehr auch der private Nutzer eingebunden wird. Das betrifft Angaben zum Energieverbrauch, die Vernetzung des kompletten Haushalts und dergleichen mehr. Hier brauchen wir dingend Lösungen. Ich nenne nur das Stichwort ‚Breitband auf der letzten Meile’“, resümiert Nadolski.
Management von Netz-Engpässen
Die Netzinfrastruktur wird die Datenexplosion nicht mehr lange verkraften, prognostiziert die Unternehmensberatung Booz & Company. Es drohen massive Ausfälle. Ohne zusätzliche Investitionen sei in Westeuropa das Limit der bestehenden Netze bereits in zwei Jahren erreicht. Insbesondere zu Spitzenzeiten könnten Engpässe auftreten. Um das allein in Deutschland anstehende Investitionsvolumen von über 30 Milliarden Euro für den Ausbau des neuen Mobilfunkstandard LTE und Glasfasernetze aus den Überschüssen finanzieren zu können, müsse es den Netzbetreibern schnellstmöglich gelingen, den zunehmenden Datenverkehr in Umsätze zu verwandeln. Ob das über differenzierte Preismodelle für den Transport für Datenpakete funktioniert, unabhängig von der Debatte über die Netzneutralität, ist noch offen. Es sei keine Frage, dass Bandbreite ein wertvolles und teures Gut wird, so Nadolski.
„Die Architekturen, Anwendungen und der Informationsbedarf müssen auf die Engpässe angepasst werden. Das ist zwar schwer und alle Entwicklungen laufen dagegen, aber die Bedrohung von Engpässen des Netzes, die sogar zu einem Kollaps führen können, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Netzbetreiber befinden sich nach wie vor in einer Deadlock-Situation. Es sind also dringend Investitionen in die Infrastruktur notwendig. Dazu beigetragen hat besonders die Flatrate-Manie in Kombination mit einer zu kurz gedachten Umsatzstrategie“, kritisiert der Düsseldorfer IT-Fachmann.
Ob das Angebot von bevorzugten Datentransporten das Umsatzproblem der Branche für Telekommunikation löst, ist nach Ansicht von Nadolski noch unklar.
„Man muss abwarten, wie der Markt das akzeptiert. Wir kennen Unternehmen, die für einen schnelleren und bevorzugten Datentransport kein Geld ausgeben werden. In der Automobilindustrie sieht das anders aus. Hier ist man durchaus bereit, höhere Preise für den Transport von Daten zu bezahlen, wenn beispielsweise Stauwarnungen schneller in Premium-Fahrzeugen angkommen würden.“
An der CIO-Umfrage von Harvey Nash können sich Führungskräfte aus der Informationstechnologie, der Telekommunikation und auch Berater aus diesen Branchen beteiligen. Die Anbieter von IT- und TK-Systemen sollen ebenfalls angesprochen werden. Bis zum 7. März ist die Teilnahme noch möglich.
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