Viele Experten beklagen, dass der deutsche Mittelstand die erste Runde der Digitalisierung verschlafen hat. Häufig wird den Vorzeigeunternehmen der deutschen Wirtschaft vorgeworfen, dass sie wenig digitale Innovation hervorbringen und zukünftig nur geringe Chancen haben gegenüber agilen Unternehmen aus dem Silicon Valley, aus China oder anderen digitalen Wachstumsregionen.
Mit unserer empirischen Untersuchung „Digitale Dividende im Mittelstand“ kommen wir zu einer anderen Lageeinschätzung: Bereits jedes vierte befragte Unternehmen kann als Digital Leader gelten. Das durchschnittliche Umsatz- und Gewinnwachstum der Digital Leader ist mit 12,8 bzw. 19,8 Prozent signifikant höher als bei allen anderen Befragungsteilnehmern. Die Studie zeigt, dass es einen positiven messbaren Zusammenhang zwischen Digitalisierungsgrad und Geschäftsergebnis gibt.
Unser Fazit lautet: Unternehmen mit höherem Digitalisierungsgrad sind erfolgreicher. Zukunftsorientierte Unternehmen setzen in der digitalen Transformation auf die Neuausrichtung des Nutzenversprechens und des Betriebsmodells. Umsatzwachstum und gesteigerte Profitabilität resultieren bei fast 60% der Unternehmen aus der Verbesserung der Geschäftsprozesse. Noch heute verstehen viele Mittelständler Digitalisierung als Effizienzprojekt. Der zukünftige Fokus geht jedoch in Richtung Customer Experience und Aufbau neuer Geschäftsmodelle. Digitale Transformation wird als überlebenswichtig eingeschätzt.
Digital Starter müssen sich sputen
Rund 30 Prozent der Befragungsteilnehmer können als „Digital Starter“ bezeichnet werden. Oftmals fehlen ihnen ein klares Zielbild und eine Strategie für die digitale Transformation. Es gibt keine übergreifende Führung und aktive Steuerung der Digitalisierungsmaßnahmen. Sie werden inkrementell getrieben, ohne eine bereichsübergreifende Verknüpfung zwischen den einzelnen Initiativen herzustellen. Diese Unternehmen wachsen mit lediglich 3 Prozent im Umsatz und nur 1,7 Prozent im Gewinn.
Digital Operational Excellence-Experten fokussieren auf die interne Digitalisierung
Für viele mittelständische Unternehmen sind Kosten- und Prozessoptimierung der erste Schritt in die Digitalisierung. Die zweite von uns identifizierte Gruppe von Unternehmen geht diesen Weg der prozessgetriebenen Transformation. Digital Operational Excellence-Experten (Digital OX) erzielen Produktivitätsgewinne durch neue digitale Prozesse. Neue Geschäftsmodelle und digitale Produktinnovation sind nicht erste Priorität. Sie verfügen über ein klares Zielbild, setzen auf agile Projektmethoden und haben einen höheren technologischen Reifegrad. Das durchschnittliche Umsatz- und Ergebniswachstum liegt bei 8,8 Prozent bzw. 5,8 Prozent.
Digital Customer Experience-Experten setzen beim Kundenerlebnis an
Der Mittelstand hat die Customer Experience als neuen Leitstern entdeckt. Digital Customer Experience-Experten (Digital CX) nutzen digitale Technologien, um die Kundenzufriedenheit zu verbessern. Sie setzen auf Online Kundenportale, eServices und eSupport und schaffen so erfolgreich neue Kundenerlebnisse. Sie profitieren von gesteigerter Kundenbindung, wachsendem Umsatz je Kunde und gewinnen Neukunden, die sie über Offline-Vertriebswege nicht erreichen oder bislang nicht wirtschaftlich bedienen konnten. Die Erfolge des verbesserten Kundenerlebnisses lassen Unternehmen dieser Gruppe noch schneller wachsen als die Digital OX Experten: Die Umsätze steigen im Durchschnitt um 9,4 Prozent, der Gewinn erhöht sich um 6,8 Prozent.
Digital Leader = Digital OX + Digital CX
Jedes vierte befragte Unternehmen ist bereits ein Digital Leader. Sie weisen den höchsten digitalen Reifegrad in allen Befragungsdimensionen auf und haben die für die Transformation notwendigen Fähigkeiten erkannt: Einsatz von digitalen Managementmethoden, radikaler Kulturwandel und Aufbau von Digitalkompetenz im Unternehmen, um neue Betriebsmodelle und Kundenerlebnisse zu gestalten. Produkt- und Organisationsinnovation gehen Hand in Hand. Digital ist fester Bestandteil der Unternehmensstrategie.
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