Wir werden zum CEO unserer Gesundheit

von Bernhard Steimel
16. November 2020
Wir werden zum CEO unserer Gesundheit

Das Gesundheitswesen befindet sich im Umbruch. Es wandelt sich vom Reparaturbetrieb zum vorbeugenden Gesundheitsmanagement. Die Menschen werden durch digitale Technologien zum CEO ihrer eigenen Gesundheit. Persönliche und individuell zugeschnittene Beratung, Behandlung und Therapie erhalten eine größere Bedeutung, dadurch steigt auch in der Gesundheitsbranche die Ausrichtung an den Nachfragern.

Die Customer Experience wird zum Treiber für die Veränderung. Nutzer erwarten von ihren Apps und Services, dass sie ihnen beim Management ihrer Gesundheit helfen (76%), Kundenservice nach dem Modell von Amazon bieten (59%) und ihre individuellen Bedürfnisse verstehen (76%) (Quelle).

Gesundheits-Apps für die Verhaltensänderung

Viele Digitalunternehmen der Gesundheitsbranche wollen die traditionelle Medizin erweitern und den Fokus stärker auf Programme zur Verhaltensänderung legen. So gibt es beispielsweise zahlreiche Coaching-Apps mit personalisierten Services für Gewichtsreduktion, Raucherentwöhnung oder das Vermeiden von Haltungsschäden. Weitere Coaching-Apps motivieren dazu, regelmäßig Sport zu treiben und sich gesünder zu ernähren.

Hinzu kommen zahlreiche Gadgets, die Körperfunktionen messen und Vitaldaten überwachen. (Siehe „Selbstvermessung, persönliches Gesundheitsmanagement mit Fitness Tracker & Co.”) Damit können Privatleute auch ganz ohne medizinische Unterstützung bestimmte Fortschritte in ihren Trainings- und Coaching-Programmen überwachen, beispielsweise durch langfristige Pulskurven, die den Erfolg der Maßnahmen zeigen.

Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper

Apps für Mental Health boomen. Seit einigen Jahren besitzen psychische und mentale Gesundheit eine größere Priorität in der Gesundheitsbranche. Angebote für Online-Psychotherapie wie beispielsweise Mindstrong oder Meru Health unterstützen Kranke bei Depressionen und Angststörungen. Es gibt sogar spezialisierte Therapien für Suchterkrankungen oder die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS).

Zocken auf Rezept: Video-Spiel verspricht Linderung bei ADHS-Symptomen

In den USA ist erstmals ein Computerspiel zur ADHS-Behandlung bei Kindern zwischen acht und zwölf Jahren zugelassen worden. Das Spiel „EndeavorRx” gibt es bei der ärztlich bestätigten Diagnose auf Rezept. Services wie Axial Healthcare oder Pear Therapeutics bieten Suchtkranken eine digitale Therapie, die sie dabei unterstützt, nicht wieder rückfällig zu werden.

Insgesamt handelt es sich hier um einen stark wachsenden Markt, wie das Verhalten der Investoren zeigt. Laut dem Analysten-Unternehmen CBInsights sind allein im ersten Quartal 2020 mehr als 574 Millionen Dollar Risikokapital in Startups geflossen, die sich der psychischen Gesundheit widmen (Quelle).

Auch in Deutschland ist der Trend angekommen. Die besonders innovationsfreudige Techniker-Krankenkasse bietet inzwischen Psychotherapie und Beratung online.

Mit digitaler Therapie chronisch Kranke besser versorgen

Digitale Lösungen unterstützen Patienten auch bei chronischen Krankheiten. Vor allem Wearables und Smartphones erlauben es den behandelnden Medizinern, ihre Therapie mit aktuellen Gesundheitsdaten zu verbessern. Sie können dadurch bei Veränderungen der Vitaldaten jederzeit eingreifen. Ein automatischer Alarm bei kritischen Werten schützt die Patienten Tag und Nacht.

Noch ist es ein Forschungsprojekt: Ein smartes Pflaster über- wacht eine Wunde

Digitale Technologien sollen in Zukunft sogar bei Verletzungen helfen. So experimentiert die Tufts University mit einem smarten Pflaster, das den Heilungsprozess einer Wunde über- wacht. Wearables wie CarePredict helfen Pflegepersonal dabei, demente Patienten besser zu betreuen. So besitzt das Armband eine Möglichkeit zur Innenraumortung, mit der unruhige Patienten in Gebäuden schneller gefunden werden können.


Dies ist ein Auszug aus unserer neuen Studie „Trendbook Smarter Health“. Hier geht‘s zum Download.

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